Bayreuth oder: vorletzte Geheimnisse einer Familienfirma
Diese hier hat eine CEO namens Katharina Wagner. Sie ist die Urenkelin des Firmengründers Richard Wagner, Hüterin eines klassischen Produktportfolios (Ur-Opas letzte zehn Opern) und Managerin gelegentlicher Existenzkrisen: künstlerische, personelle, ökonomische.
Im Fall Bayreuth hieß das schon: Corona-Totalausfälle, Kostenexplosionen, Produktschwächen und angeblich abflauendes Interesse der in jeder Hinsicht alten Kernklientel.
Auf den Markt kamen überdies zuletzt weit mehr Karten, die früher an Polit-Wichtigtuer, Beamte etc. mehr oder weniger verschenkt wurden. Das ist zugleich der Grund, weshalb sogar Selbstzahler-Normalos wie ich neuerdings Tickets kriegen.
Am gestrigen Samstag startete "Parsifal", der 2023 Premiere hatte. Die Virtual-Reality-Brillen gab's nur für einen kleinen Teil des Publikums. Die Dinger kosten nämlich 1000 Dollar das Stück, auch Bayreuth muss sparen (siehe oben).
Überhaupt sind die Festspiele ein bisschen wie Deutschland: ziemlich angejahrt, von altem Weltruhm zehrend und technisch auf dem Stand von etwa 1982, also sehr modernisierungsbedürftig.
Jüngst wurde immerhin eine Verwaltungsvereinbarung unterschrieben, die 170 Mio. Euro für die Sanierung des Festspielhauses bereitstellt. Viel Geld für die Firma angesichts eines Jahresbudgets von zuletzt 28 Mio. (= echter Umsatz + Fördermittel von rund 13 Mio.)
Skalieren tut da nicht viel, aber man macht schließlich nicht in Spannmuffen oder Online-Mode, sondern Kunst auf Nationalerbe-Level. Sonst wäre der Hügel wohl längst an asiatische Investoren verkloppt worden.
Die Finanzhilfen teilen sich u.a. Bayern und Bund, für den Kulturstaatsministerin Claudia Roth dann jüngst gleich zwei dumme Bitten äußerte: Die Grüne wünschte sich mehr Diversity und für jüngere Kunden auch mal was Nicht-Wagnerianisches wie die Humperdinck-Oper "Hänsel und Gretel". So schnell konnte sie gar nicht zurückrudern, wie sie der Shitstorm niederstreckte.
Der "Parsifal" war übrigens ein Ereignis - auch dank der virtuellen Realitäten. Man sollte nur eine gewisse Bereitschaft mitbringen, sich rund 6 Stunden lang auf knackharte Klappstühle, Wagner-Bratwurst (7,50 Euro) und sympathisch verstrahltes Weltpublikum einzulassen von echten Kimono-Trägerinnen aus Japan bis zu New Yorker Schwulenpärchen. So viel zum Thema Diversity, Frau Roth!
Wenn Sie jetzt Blut geleckt haben (das im "Parsifal" in Strömen fließt), können Sie hier nach Restkarten fragen: 0921-7878780.
Und wissen Sie, was das Schönste ist an Bayreuth? Man kann seine Hood zu Hause herrlich irritieren mit "War grade in Bayreuth ... Parsifal". Das ist ein Satz wie "Ich geh am Sonntag in die Kirche". Religion, Mythen und Aussicht auf Erlösung gehören bei beiden Firmen zum Markenkern.
Wenn Sie also noch ein Hobby im Bereich Extremsport suchen – werden Sie "Wagnerianer". Ist viel cooler als Indoor Skydiving oder Swiftie-Sein 😌
Schönen Sonntag!
#kmu #familienunternehmen
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