Jäger des gefälschten Luxus
Fake-Importe Schweizerinnen und Schweizer kaufen gefälschte Markenprodukte, weil sie sich die Originale nicht leisten wollen - und haben kein schlechtes Gewissen dabei. Die Anbieter agieren immer professioneller - der Zoll hält dagegen.
Jan Bolliger (Text) und Urs Jaudas (Foto)
Marcel Siravo verzieht das Gesicht, als er den beigen Designer-Turnschuh aus seinem Stoffsäckchen zieht. Der Schuh stinkt. Er verströmt einen aggressiv beissenden Leimgeruch. Ein klares Zeichen: Er ist nicht echt. Siravo ist stellvertretender Leiter des Zolls Zürich. Der Beamte steht in der grell erleuchteten Halle eines grossen Transportunternehmens, neben ihm rattern auf einem langen Fliessband Hunderte Pakete vorbei.
Gemeinsam mit vier weiteren Zöllnern ist er auf der Suche nach gefälschten Markenprodukten. Jedes Jahr finden sie Tausende Pakete mit Fälschungen. Im vergangenen Jahr stellte der Zoll schweizweit fast 8000 Sendungen mit Fake-Kleidern, Fake-Taschen und Fake-Uhren fest, beinahe doppelt so viele wie noch drei Jahre zuvor.
Mit insgesamt zwölf mobilen Scan-Anlagen sind die Zöllner in der Schweiz unterwegs. Damit können sie in jedem grösseren Paketlager der privaten Schweizer Lieferdienste einmal wöchentlich die Waren checken. Dank dem Scanner sehen sie ähnlich wie am Flughafen, was in verdächtigen Paketen liegt.
Gerade rollt eine grössere Kartonkiste aus China über das Rollband. «Rund drei Viertel aller Fälschungen, die wir finden, kommen aus China oder Hongkong. Da lohnt es sich oft, etwas genauer hinzuschauen», sagt Marcel Siravo. Orange-Grün-Blau zeichnet sich über ein Dutzend Handtaschen auf dem Bildschirm des Zöllners ab - ein klarer Fall für den Cutter.
Auf Geheiss der Beamten schneidet ein Angestellter des Lieferdienstes das Paket sorgfältig auf. Es ist vollgestopft mit Taschen, auf denen bekannte Markennamen prangen. «Mit grösster Wahrscheinlichkeit gefälscht», sagt Siravo und stellt die Kiste auf die Seite. Laut Lieferzettel gehören zur Sendung noch zwei weitere Pakete. Auch dort befinden sich mutmasslich gefälschte Markenartikel. Insgesamt sind es in den drei Paketen 56 Stück. Wären die Taschen echt, wäre die Lieferung locker 80’000 Franken wert. Die bestellte Menge legt nahe, dass die Taschen für den Weiterverkauf gedacht sind.
Die Artikel werden meist auf Social Media weiterverkauft
2023 konfiszierte der Zoll Kleider, Taschen, Uhren und Accessoires, die original fast 50 Millionen Franken gekostet hätten. Einen Laden dürften die Fälschungen aber nie von innen sehen. Meist werden die Fake-Produkte via soziale Medien weiterverkauft. Auf Instagram oder Tiktok findet man zahlreiche Schweizer Accounts, die gefälschte Turnschuhe oder Handtaschen verhökern.
In poppigen Videos versprechen sie Topqualität und schnelle Lieferzeiten: Die angebotene Farbe passt dir nicht? Kein Prob-lem, schreib uns einfach, und wir besorgen dir eine andere. Bezahlung? Geht easy mit Twint. .
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5 MonateBei hochwertigen und hochpreisigen Gegenständen ist es das Risiko keinesfalls wert, es ist so schon lästig, wenn eine "normale" Bestellung verlorengeht.