1: Sinn oder Unsinn von V2G an DC-Schnellladestationen / 2: Das Phänomen hinter Chinas Überrepräsentation in EV-Berichten auf LinkedIn
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1: Sinn oder Unsinn von V2G an DC-Schnellladestationen / 2: Das Phänomen hinter Chinas Überrepräsentation in EV-Berichten auf LinkedIn



1: Vehicle-to-Grid (V2G) Technologie an DC-Schnellladestationen: Sinnvoll oder nicht?

Die fortschreitende Integration von Vehicle-to-Grid (V2G)-Technologien in das Elektromobilitäts-Ökosystem eröffnet neue Wege für innovative Energiemanagementstrategien.

Was ist V2G? Eine kurze Einführung: V2G bezeichnet ein System, in dem Elektrofahrzeuge nicht nur Energie aus dem Stromnetz zum Aufladen ihrer Batterien entnehmen, sondern auch die Fähigkeit besitzen, Energie zurück ins Netz zu leiten. Dieses Konzept verwandelt Elektrofahrzeuge in mobile Energiespeicher, die dabei helfen können, Fluktuationen im Stromnetz auszugleichen und somit zur Netzstabilität beitragen.

Ihre hohe Leistung - im Vergleich zu herkömmlichen AC-Ladestationen - macht sie auch für das V2G attraktiv. Die Integration von V2G in den Schnellladern wirft jedoch wichtige Fragen zur Machbarkeit, Effizienz und auch der Sinnhaftigkeit auf.

Die Implementierung von V2G in DC-Schnellladestationen erfordert fortgeschrittene Kommunikationstechnologien zwischen Fahrzeug, Ladestation und Stromnetz. Eine besondere Herausforderung ist es, die hohe Ladekapazität der DC-Lader effektiv für die Rückeinspeisung ins Netz zu nutzen. Technisch gesehen ist das V2G in DC Chargern komplexer als in AC Stationen.

Vorteile und Grenzen von V2G an DC-Schnellladestationen

Schnelle Reaktion auf Netzschwankungen: Theoretisch könnten DC-Lader Energie schneller ins Netz zurückspeisen als AC-Lader, was besonders bei kurzfristigen Spitzenlasten vorteilhaft sein kann.

Begrenzte Verfügbarkeit für die Rückeinspeisung: Allerdings ist der triviale und primäre Zweck von DC-Schnellladestationen (HPC) - vornehmlich an Autobahnen oder öffentlichen Plätzen - das schnelle Aufladen von Elektrofahrzeugen. Benutzer dieser Stationen möchten in der Regel ihre Fahrzeuge in kürzester Zeit aufladen und ihre Reise fortsetzen. Dies begrenzt die Zeit, die für eine mögliche Energie-Rückeinspeisung ins Netz zur Verfügung steht. Die Rückeinspeisung wird idR. vom Nutzer nicht gewollt. Hier wird das Feature V2G – was in einer Ladestation zusätzliche Kosten verursacht - eher selten genutzt werden.

Im Gegensatz dazu scheint V2G an AC-Ladestationen, wo Fahrzeuge länger parken (z.B. zu Hause oder am Arbeitsplatz), besser geeignet. Hier können EVs als Energiespeicher dienen und Energie bei Bedarf ins Netz zurückspeisen, was den typischen Ladegewohnheiten vieler EV-Nutzer entspricht. Das Gleiche gilt für kleine DC-Ladestationen (z.B. 50 kW Wallboxen).

Nischenanwendungen und zukünftige Entwicklungen

Potenzielle Nischenanwendungen: In bestimmten Szenarien, wie bei Flottenfahrzeugen, die regelmäßig an DC-Schnellladestationen laden und zeitweise stillstehen (Speditionen, Busunternehmen, Laden über das Wochenende), könnte V2G sinnvoll sein. Der Nutzer könnte z.B. definieren, dass der LKW am Montag um 8 Uhr vollgeladen sein soll. Was dazwischen passiert, könnte z.B. der Netzstabilisierung dienen. Im Moment noch eine Nische. In Zukunft werden diese V2G Anwendung stark zunehmen.

Zukünftige technologische Fortschritte: Werden die Geschwindigkeiten und die Effizienz des Ladens und der-Rückeinspeisung verbessert, wird auch V2G an schnellen DC-Ladestationen attraktiver sein. Dann wird es vielleicht auch darum gehen, sehr kurze Netzschwankungen auszugleichen.

Fazit: Während V2G-Technologien im Kontext von AC-Ladestationen derzeit praktikabler erscheinen, könnten zukünftige Entwicklungen und spezifische Anwendungsfälle die Relevanz von V2G auch an DC-Schnellladestationen erhöhen. Die Dynamik der Elektromobilität und des Energiemarktes könnte zu innovativen Lösungen führen, die heute noch nicht absehbar sind.

Nicht zu vergessen, auch der wachsende Markt von externen Energiespeichersystemen könnte mittelfristig von dieser Entwicklung betroffen sein. Denn werden Fahrzeuge verstärkt als Speicher genutzt, entfallen häufig die externen Lösungen.


2: Meinung: Das Phänomen hinter Chinas Überrepräsentation in EV-Berichten auf LinkedIn - Ein Blick hinter die Kulissen

In der letzten Zeit hat sich auf LinkedIn ein bemerkenswertes Muster abgezeichnet: Beiträge und Artikel über Elektrofahrzeuge aus China, zeigen eine überproportionale Präsenz und scheinen sehr beliebt zu sein. Technisch sind die Produkte in Relation deutlich besser als die Verbrenner, die vor vielen Jahren aus China nach Europa kamen. Zur Erinnerung: Im Jahr 2005 wurde ein chinesisches Fahrzeug mit dem schönen Namen Landwind bei einem Crashtest bis auf die letzte Schraube zerlegt. Die chinesischen Hersteller sind heute für den europäischen Markt besser vorbereitet. Es stellt sich aber auch die Frage des Lobbyismus und wie er die öffentliche Wahrnehmung auf Plattformen wie LinkedIn beeinflusst.

China hat sich durch umfangreiche Investitionen, staatliche Unterstützung und eine rasch expandierende Infrastruktur als eine der führenden Kräfte im Elektrofahrzeugmarkt etabliert. Dieser Vorsprung, zusammen mit einem dynamischen und innovativen EV-Ökosystem, das von Start-ups bis zu großen Automobilkonzernen reicht, hat auf LinkedIn große Beachtung gefunden. Darüber hinaus hat Chinas Fortschritt in der Elektromobilität weitreichende globale Auswirkungen, was bei LinkedIn-Nutzern, die sich für Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung interessieren, auf besonderes Interesse stößt.

Lobbyismus als Einflussfaktor

Ich möchte hier gerne die übermäßig positive Berichterstattung über EVs aus China auf Linkedin beleuchten. Dabei möchte ich recht allgemein bleiben und keinen vorsätzlich verdächtigen oder beschuldigen. Einige Indizien sprechen jedoch für Lobbyismus in seiner versteckten, beeinflussenden und damit negativen Form.

D.h. der Lobbyist versucht intransparent Meinungen zu beeinflussen, verzerrt einseitig Informationen, und vertritt verdeckt – mehr oder weniger bewusst - China oder chinesische EV Hersteller.

Fahrzeuge aus China werden übermäßig positiv auf Linkedin dargestellt. Negative Aspekte werden in der Berichterstattung marginal oder gar nicht erwähnt. Die traditionellen deutschen, europäischen und amerikanischen Marken werden eher kritisch bis sehr kritisch betrachtet.

Beispiele

Vor kurzem auf Linkedin gelesen: In einem Schnelltest eines chinesischen SUVs hieß es: „Die Ladezeiten sind effizient, mit einer Aufladung von 20 auf 90 Prozent in weniger als 7 Stunden bei AC-Ladung und von 20 auf 80 Prozent in knapp 42 Minuten bei DC-Ladung.“ Die maximale DC-Ladeleistung von 100 kW wird dabei explizit lobend erwähnt.

Wooowww. 100 kW.

Die gleichen Werte eines deutschen Herstellers wären vermutlich eine Vollkatastrophe. Genauso wie das Gesamtgewicht von über 2,3 Tonnen. Und das Fahrzeug setzt auch noch „Maßstäbe“, weil es erst bei 200 km/h abgeriegelt ist. So what. Jeder Diesel Kombi mit knapp über 100 PS ist schneller. EVs sind für hohe Geschwindigkeiten eher nicht zu haben.

Ein chinesisches Fahrzeug wurde bei Linkedin mal dafür gelobt, dass es 5000 EUR günstiger als ein ID3 ist. Das fehlende Werkstattnetz und evtl. Probleme bei Service und Teileversorgung werden nicht thematisiert.

Selbst kleine chinesische Luxushersteller, die extrem wenig verkaufen, werden dauergetestet und sind dadurch auf Linkedin ständig sichtbar.

Beispiele wie diese gibt es viel. Und viele der sogenannten Tests lesen sich wie leicht überarbeitete Pressetexte der Hersteller.

Chinesische Testfahrzeuge werden anscheinend an alle – um es etwas flapsig auszudrücken -, die nicht bei 3 auf dem Baum sind, gerne ausgeliehen. Getestet wird oft an schönen Locations. Der anschließende positive Bericht auf Linkedin scheint obligatorisch. Eigentlich klassische Influencer Arbeit.

Was da läuft? Keine Ahnung. Aber wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist es das meistens auch. Wäre schon interessant zu wissen, wie hoch die „Marketing Budgets“ sind und wofür sie im Einzelnen verballert werden.

Wäre mal eine nette Aufgabe für einen echten Journalisten, herauszufinden, was da wirklich hinter den Kulissen läuft – oder auch nicht.

Fazit

Die aktive LinkedIn-(Emobility)-Community, die großes Interesse an Innovation und nachhaltigen Technologien zeigt, ist empfänglich für diese positiven Nachrichten. Nutzer, die in der EV-Branche oder verwandten Sektoren arbeiten, greifen gerne auf solche Inhalte zurück, um sich zu informieren und auszutauschen.

Gezielte Kommunikationsstrategien und Lobbyarbeit können dazu beitragen, die öffentliche Meinung und die Medienberichterstattung zu beeinflussen. Auf LinkedIn könnten diese Bemühungen dazu führen, dass positive Nachrichten über Chinas EVs und den chinesischen EV-Markt verstärkt verbreitet werden, um den Markteintritt in Europa zu stützen, Investitionen anzuziehen und das Image der chinesischen Industrie auf globaler Ebene zu stärken.

Btw: Die teilweise sehr negative Berichterstattung gegenüber europäischen und speziell deutschen Autoherstellern ist die andere Seite der gleichen Medaille.

Und ja, natürlich wird es einige der etablierten Hersteller vom Markt fegen. Das haben extreme Transformationsprozesse so an sich. Aber ich bin mir sicher, dass wir in 10 Jahren nicht nur Tesla oder chinesisch fahren werden.

Ersteres klingt spannender als Letzteres. Uns als Medium ist chinesische Einflussnahme komplett fremd - kein einziger chinesischer Fahrzeughersteller hat je auch nur einen Cent bei uns gelassen. Und wir erhalten nicht mal von allen Akteuren Einladungen zu Fahrveranstaltungen und auch Testwagen sind mit Ausnahme von Nio schwierig. Aber: 2023 haben chinesische Hersteller vor der IAA ordentlich Druck auf den Berichtkessel gegeben, wobei ich sagen muss: Die bisherigen Fahrzeuge entsprechen gerade in Ladeleistung und Infotainment absolut nicht dem, was man in Europa erwartet und (zu) teuer sind die Produkte obendrein...weshalb wir als VISION Mobility über die Produkte so kritisch berichten wie über EU- und US-Marken....

Oliver Schlecht

We enable our CPO partners to support the path to an eMobility future! - All my contributions reflect my very personal opinion.#gernperDu #CallMeByMyFirstName

1 Jahr

V2G ermöglicht leider auch andere Geschäftsfelder über Shortselling, was zwar nett für den Trader ist, ich mir aber noch unsicher bin, ob das für das Ecosystem wirklich ein Fortschritt ist.

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