16. Internationaler Hamburger Kongress endet mit Appell von Sylvia Schenk

16. Internationaler Hamburger Kongress endet mit Appell von Sylvia Schenk

Sylvia Schenk fordert für die Bewerbung zur Fußball-EM 2024 „transparente Kriterien“

„Wenn wir den Sport und sein Image ändern wollen, dann müssen wir dafür kämpfen“, erklärte Sylvia Schenk in einer Keynote zum Abschluss des 16. Hamburger Kongresses für Sport, Ökonomie und Medien. Die Leiterin der „Arbeitsgruppe Sport“ bei Transparency International benannte am Dienstag Probleme wie Korruption oder Doping, welche zum insgesamt schlechten Image des Sports führen würden, erklärte aber, dass der Sport die Instrumente habe, sein schlechtes Image zu verändern. „Wir müssen uns von der Illusion lösen, dass im Sport alles gut ist. Das war es früher auch nicht, doch jetzt haben wir die Möglichkeiten, Missstände aufzudecken. Das ist ein Fortschritt“, sagte Schenk.

Vor allem hinsichtlich einer deutschen Bewerbung um die Fußball-Europameisterschaft 2024 forderte sie Klartext: „Es muss eine transparente Bewerbung jeder möglichen Teilnehmerstadt geben. Die Auswahlkriterien des DFB müssen ebenfalls transparent sein.“ Sylvia Schenk wies dem deutschen Fußball eine „Führungsrolle“ zu: „Die Bewerbung ist eine Chance, aber auch Verpflichtung.“ Schenk verwies darauf, dass im Sport an Problemen aktiv gearbeitet werde, auch bei der FIFA. Die Vergabe der Fußball-WM an Katar habe bereits zur Einführung einer Frauen-Fußballmannschaft im Land geführt. „Über Sport-Großveranstaltungen haben wir die Möglichkeit, Botschaften zu überbringen“, fügte Schenk hinzu.

Der zweite Tag des Kongresses stand zudem im Zeichen der Inklusion mit zwei Vorträgen von Sven Albrecht, Bundesgeschäftsführer von Special Olympics Deutschland, sowie von Steffen Greve von der Leuphana Universität Lüneburg.

Der 16. Kongress für Sport, Ökonomie und Medien fand am Montag und Dienstag erstmals in der HafenCity Universität statt und wurde von der Hochschule Macromedia in Kooperation mit dem Hochschulsport Hamburg organisiert. Die Schirmherrschaft der Veranstaltung mit 32 nationalen und internationalen Referenten vor rund 100 Zuhörern hatte der Hamburger Senator für Inneres und Sport, Andy Grote. Grote setzte am Montag ein aktives Zeichen für die Zukunft des Sports in der Hansestadt. „Das gescheiterte Olympia-Referendum war ein Einschnitt, eine Zäsur“, erklärte Grote, „aber Sport ist weiter ein zentrales Thema der Stadt.“

Grote zeigte die Eckpunkte des neuen „Active City“-Konzepts des Hamburger Senats auf: „Hamburg will in Zukunft europaweit zur attraktivsten Beachvolleyball-Metropole werden.“ Auch in den Schul- und Breitensport soll investiert werden: „Alleine in Hamburgs Schulsporthallen sollen in den kommenden Jahren Investitionen in Höhe von 130 Millionen getätigt werden. Zusätzlich soll in jedem Stadtbezirk mindestens eine barrierefreie Sportstätte errichtet werden.“

Trotz des negativen Referendums blickte der Senator positiv nach vorne. „Auch wenn Olympia in Hamburg auf absehbare Zeit kein Thema mehr sein wird“, sagte Grote, „das Standing des Sports darf nicht auf’s Spiel gesetzt werden.“ Bis 2024 soll das „Active City“-Konzept umgesetzt werden, insgesamt sind 26 Vorhaben und 6 Empfehlungen geplant.

Nach einer launigen Eröffnung von Walter Pelka, Präsident der HafenCity Universität, hatte sich zum Auftakt der bekennende Olympia-Fan Wolfang Maennig, Professor der Universität Hamburg, mit den Bewerbern für Olympische Spiele befasst – den Städten und ihren Bewohnern. Die Vergangenheit und die große Anzahl der gescheiterten Olympia Referenden zeige, dass Olympische Spiele in der Wahrnehmung der Menschen negativ behaftet seien. Es scheine, sagte Maennig, als haben die Menschen regelrecht Angst vor Olympia in der eigenen Stadt. Die Investitionen in Milliarden Höhe, würden die positiven Effekte Olympischer Spiele überstrahlen. Ein Beispiel: Je näher Menschen an den Stadien geplanter Spiele wohnten, desto deutlich negativer fiel das Ergebnis ihrer Abstimmung aus, auch wenn ein grundsätzliches Interesse an Olympia im eigenen Land nachweisbar war.

Maennig endete mit einer zukunftweisenden Aussicht für die Sportstadt Hamburg: „Olympische Spiele in Deutschland werden nur funktionieren, wenn die Idee einer Austragung langsam und auf natürlichem Wege in der ganzen Bevölkerung wächst“.  Als einen weiteren Höhepunkt des Kongresses hatte Silvia Weihermüller, Produzentin von „Die Norm“, das innovative und transmediale Sportdokumentarprojekt präsentiert. Zwei Jahre lang wurden Hamburger Sportler auf ihrem Weg zu den Olympischen Spielen in Rio begleitet. In einem anschließenden Gespräch hatte der Silbermedaillen-Gewinner im Ruder-Achter, Eric Johannesen, ein deutliches Bekenntnis der Stadt Hamburg für den Leistungssport gefordert.

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