Alles rund ums Klimaschutzkonzept
Für den heutigen Newsletter "KlimaPLUS" möchte ich die Möglichkeit nutzen und einmal einen Blick auf das "kommunale Klimaschutzkonzept" werden.
Denn Deutschland hat sich im Rahmen der internationalen Klimaschutzpolitik und innerhalb der europäischen Union auf Ziele zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen, zum Ausbau der erneuerbaren Energien und zur Steigerung der Energieeffizienz verpflichtet, um damit die Folgen der weltweiten Klimakrise einzudämmen.
Gemäß dem aktuellen Synthesisreport des Weltklimarats (IPCC) von 2023 ist die globale Durchschnittstemperatur seit der vorindustriellen Zeit bereits um 1,1°C gestiegen. In Deutschland wurde sogar ein Anstieg um 1,6°C verzeichnet, wie das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ( Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ) im Jahr 2022 berichtete. Diese Entwicklung hat schwerwiegende Konsequenzen.
Seit 1750 hat sich der CO2-Gehalt in der Atmosphäre signifikant erhöht, hauptsächlich aufgrund menschlicher Aktivitäten wie der Verbrennung fossiler Brennstoffe und Entwaldung. Vorindustriell lag der CO2-Gehalt bei etwa 280 ppm, während er heute über 400 ppm liegt. Diese Steigerung trägt maßgeblich zum anthropogenen Klimawandel bei und ist für die aktuelle globale Erwärmung verantwortlich. ( Umweltbundesamt )
Das Problem: Die Einschätzung, wie viele Jahre oder gar Jahrhunderte CO2 die Klimawirkung entfaltet, gehen zwar auseinander – sie liegen jedoch in der Regel bei über 100 Jahren.
Es stehen also noch viele weitere (zu) heiße Sommer vor der Tür.
Die Konsequenzen
Zusammenfassend können sechs wesentliche Konsequenzen des Klimawandels für Kommunen genannt werden. Wie häufig besteht die Herausforderung darin, dass diese Konsequenzen in vielfältiger Weise auftreten und innerhalb der Kommune individuelle und weitreichend Folgen haben. Mögliche Auswirkungen sind beispielsweise:
1.Extremwetterereignisse: Häufigere und intensivere Hitzewellen, Dürren, Starkregen und Stürme können die Infrastruktur beschädigen, die Landwirtschaft beeinträchtigen und das Risiko von Naturkatastrophen erhöhen.
2.Gesundheitliche Auswirkungen: Hitzestress und Luftverschmutzung können die Gesundheit der Einwohner beeinträchtigen und die Verbreitung von Infektionskrankheiten begünstigen.
3.Wasserknappheit: Veränderte Niederschlagsmuster können zu Wasserknappheit führen, was sowohl die Trinkwasserversorgung als auch die Landwirtschaft beeinträchtigt.
4.Biodiversitätsverlust: Der Klimawandel kann Lebensräume verändern und Arten gefährden, was die biologische Vielfalt der Region verringert.
5.Wirtschaftliche Auswirkungen: Landwirtschaftliche Erträge könnten sinken, Tourismus und Handel könnten beeinträchtigt werden, und die Kosten für Infrastrukturschäden könnten steigen.
6.Soziale Folgen: Der Klimawandel kann zu sozialen Ungleichheiten führen, da besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen stärker betroffen sein können.
Um der kommunalen Verantwortung für Klimaschutz und Klimawandel gerecht zu werden, haben sich zwei Konzepte etabliert: Klimaschutzkonzept und Klimaanpassungkonzept. Doch worin besteht der Unterschied?
Kommunales Klimaschutzkonzept:
Ein kommunales Klimaschutzkonzept zielt darauf ab, die Treibhausgasemissionen in einer Gemeinde oder Stadt zu reduzieren. Es beinhaltet Maßnahmen und Strategien, um den Ausstoß von CO2 und anderen Treibhausgasen zu verringern und den Beitrag der Kommune zum Klimawandel zu minimieren. Solche Konzepte beinhalten oft den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien, die Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen in Gebäuden und Industrie, den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sowie die Förderung nachhaltiger Mobilität und Konsumverhaltens.
Kommunales Klimaanpassungskonzept:
Ein kommunales Klimaanpassungskonzept dagegen zielt darauf ab, die Gemeinde gegen die bereits bestehenden oder erwarteten Auswirkungen des Klimawandels zu wappnen. Es beinhaltet Strategien und Maßnahmen, um die Resilienz der Gemeinde gegenüber den klimabedingten Risiken zu erhöhen. Dazu gehören die Anpassung an häufigere Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Starkregen oder Dürren, der Schutz von Infrastrukturen und Lebensräumen vor den Auswirkungen des Klimawandels sowie die Entwicklung von Frühwarnsystemen und Notfallplänen.
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Schritt für Schritt zum kommunalen Klimaschutzkonzept:
Schritt 1: Qualitative IST-Analyse
Hierbei wird die Grundlage des Konzepts gebaut. Wichtige Bestandteile sind u.a. die Sammlung bisher durchgeführter Klimaschutzmaßnahmen, ihrer Wirkungen und Erfolge. Auch die Identifikation der relevanten Akteure und die Bestimmung ihrer Beziehung und Einflussmöglichkeiten sind wichtige Punkte. Im Zuge der Bestandsanalyse wir zudem ein Blick auf die Struktur der Kommune und ihre Entwicklung geworfen.
Schritt 2: Quantitative IST-Analyse:
Im quantitativen Teil wird eine Energie- und THG-Bilanz erarbeitet. Sie zeigt die Verteilung der Emissionen nach Sektoren und Energieträgern. Die Bilanz ermöglicht zudem die Identifizierung von Schwerpunkten und die Ableitung von Klimaschutzstrategien. Zu berücksichtigen sind immer auch Unsicherheiten (schlechte Datenqualität oder Änderung der Struktur von Daten) und externe Einflüsse (Wetter) zu berücksichtigen. Für Vergleichbarkeit gelten Mindeststandards wie bspw. der BISKO-Standard und ein hohes Maß an Transparenz. Die Bilanzen unterstützen auch das Klimaschutzmonitoring, das Bilder von Unterzielen (z.B. Anteil Erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch) und ermöglichen den Vergleich mit anderen Kommunen.
Schritt 3: Potentialanalyse und Szenarien ermitteln
Die Potentiale der Kommune leiten sich von Status Quo, dem IST-Zustand der Kommune ab. Szenarien bezeichnen Modellrechnungen für bestimmte Zieljahre (häufig 2030 & 2045) für den Endenergieverbrauch und die Treibhausgas(THG)- Emissionen einer Kommune. Sie bauen auf der Energie- und Treibhausgasbilanz auf. Die Potenzialanalyse betrachtet also Technologie- und Maßnahmenfelder einzeln, während Szenarien diese Potenziale verbinden und verschiedene Rahmenbedingungen berücksichtigen, um eine zeitliche Abfolge zu erstellen. Dadurch wird aufgezeigt, wie eine Kommune ihre Klimaschutzziele erreichen kann.
Schritt 4: THG-Maßnahmenkatalog
Als Kernelement setzt sich der Maßnahmenkatalog aus einzelnen, umsetzungsorientierten Maßnahmen zu verschiedenen Handlungsfeldern zusammen. Hilfreich ist es, wenn sich diese Maßnahmen auf bereits bestehende Erfahrungen innerhalb der Kommune aufbauen oder diese ergänzen. Anhand unterschiedlicher Kriterien werden die Maßnahmen darüber hinaus priorisiert. Auch der Blick in den Zeit- und Finanzplan kann eine sinnvolle Reihenfolge bei der Umsetzung unterstützen. Der Ambitionsgrad für die Maßnahmenentwicklung orientiert sich dabei immer an den im Zuge der Szenarien entwickelten Klimaschutzzielen und -strategien
Schritt 5: Klimaschutz steuern: Monitoring & Controlling
Heute ist heute und morgen ist morgen. Ein Klimaschutzkonzept bietet nur eine Momentaufnahme, da sich Rahmenbedingungen kontinuierlich ändern. Daher ist eine aktive Steuerung des Klimaschutzes erforderlich, indem regelmäßige Beobachtung, Interpretation, Anpassung und Berichterstattung in die nachhaltige Klimaschutzarbeit integriert werden. Durch eine konstante Überwachung der Zielerreichung können Ressourcen effektiv eingesetzt und rechtzeitig interveniert werden, wenn Ziele gefährdet sind. Ein bekannte PDCA-Managementprozess (Plan-Do-Check-Act) ist eine hierbei eine wichtige Methode, um auch im kommunalen Klimaschutz eine andauernde Verbesserung und Aktualisierung sicherzustellen.
Wie schaut zeitlich aus?
Für eine idealtypische Vorgehensweise bei der Erstellung eines Klimaschutzkonzepts sollten kleine Kommunen etwa ein Jahr und große Kommunen bis zu zwei Jahre einplanen. Die Arbeitsschritte sind in Tabelle exemplarisch dargestellt. Neben den laufenden Gesprächen mit Fachämtern sind weitere Workshops vorgesehen. Die genaue Anzahl der Workshops kann je nach den individuellen Gegebenheiten der jeweiligen Kommune variieren.
Let`s get together!
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