Anstoss: Verhängnisvolle Männerfreundschaft
Jan Hübner, dpa Picture-Alliance, Ottmar Winter

Anstoss: Verhängnisvolle Männerfreundschaft

Es ist bald nichts mehr so, wie es war. Wer hätte gedacht, dass einmal deutsche Autohersteller an den Pranger gestellt werden? Schmutzig sollen die Boliden sein. Und es besteht auch der Verdacht, dass Deutschlands Fußball in der jüngsten Vergangenheit  womöglich nicht ganz so sauber war. Wer dachte, dass in Deutschland ein Streit darüber ausbricht, ob es vor dem Sommermärchen im Jahre 2006 immer und überall mit rechten Dingen zugegangen ist? Die Fußball-WM war jedenfalls ein voller Erfolg, jahrelang auch für Deutschland ein perfekt organisiertes Großereignis.
Dieser Tage hat der ehemalige DFB-Präsident Zwanziger im "Spiegel" gemeint, "es ist eindeutig, dass es eine schwarze Kasse gegeben hat". Und gleichzeitig bezichtig er seinen Nachfolger Niersbach der Lüge. Es sei klar, "dass dieser seit mindestens 2005 davon wusste." Die brisante "Spiegel"-Geschichte das Resultat einer alten Männerfeindschaft?
Zustände sind das, da soll man noch an das Gute glauben? Der Fußball womöglich tatsächlich ein schmutziges Geschäft?, wenn sogar die Deutschen...
In diesen Zusammenhang sollten man sich vielleicht sicherheitshalber auch die zahlreichen Olympiabewerbungen noch einmal näher ansehen. Olympiaskandale hat Österreich bereits hinter sich.
Auch das IOC ist nicht gerade zimperlich, wenn es um viel Geld geht.
Deutschland muss sich vielleicht neue Aushängeschilder suchen, das Land bekommt womöglich noch ein Imageproblem, wenn das in dieser Tonart weitergehen sollte.
Schwarze Schafe sind weit verbreitet. Sportgroßereignisse sind bei aller Faszination längst auch mit Vorsicht zu genießen. Weil die Vergabe oft nicht nachzuvollziehen ist. Sogar ein Strahlemann wie Franz Beckenbauer hat sich nun ein WM-Problem eingehandelt. Er wird vielleicht nur mit einer Geldstrafe davonkommen.
Die Wahl des neuen Fifa-Präsidenten und Blatter-Nachfolger könnte ein Krimi werden. Im Sport sind scheinbar zu viele Personen mit allen Wassern gewaschen.  Sonst wären sie auch nicht in absolut führenden Funktionen.  Michel Platini, der Uefa-Präsident, ist von der Ethikkommission des Verbandes gesperrt worden. Blatter (Fifa) auch. Ein neuer Fifa- und Uefa-Boss werden daher gesucht. Aber da sind aus Männerfreundschaften zu viele alte Rechnungen offen. Darüber ist jetzt Deutschlands Wolfgang  Niersbach gestolpert.
Die Ereignisse der letzten Monaten bezeugen, dass bei der Vergabe der Fußball-WM an Russland 2018 und an Katar 2020 nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

Österreich hingegen eine Insel Insel der Seligen? Bei der Vergabe der Euro 2008 soll alles sauber gewesen sein. Die ÖFB-Kassen sind höchstens halb voll bzw. halb leer. Die honorigen Herren bei der Fifa sind mitunter bestechlich, aber Kleingeld löst höchstens mitleidiges Lächeln aus. Hierzulande wird in solchen Fällen besser dicht gehalten. Und die Medien schrecken vor solch heißen Eisen im Sport eher zurück. Lieber niemanden scheu machen. Wer sollte in Österreich schon etwas Schmutziges erzählen?
Spitzenfunktionäre im Weltsport hat Österreich keine. Man braucht es nicht zu bejammern. Bei uns stimmt nicht einmal die Sport-Infrastruktur. Auch im Fußball nicht. Die EM-Teilnahme ist trotzdem erreicht worden, noch dazu aus eigener Kraft. Weil Marcel Koller doch eine Art Wunderwuzzi ist. Der Schweizer ist ein Anti-Funktionär, Koller ist ein Mann der Tat und ein Fachmann, der sich nichts dreinreden lässt. Allein diese Tatsache gleicht im Fußball fast schon einer Sensation. In kaum einer anderen Sportart gibt es so viele Besserwisser wie im Fußball. Vor  allem vor TV-Experten  muss man sich hüten. Was dieses Gebiet betrifft, ist Österreich nämlich überdurchschnittlich gut  bestückt, das hat mit fundierten TV-Analysen allerdings nur wenig zu tun.

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