Aus der Zeit in die Ewigkeit
Sie ist ein zentrales Element der grössten Religionen, aber nicht plausibel: die Auferstehung von den Toten. Welchen Sinn könnte der Begriff haben, wenn man ihn nicht wortwörtlich versteht?
Von den Toten ist noch keiner zurückgekehrt. Selbst die Jünger Jesu hielten die Kunde von der Auferstehung ihres Herrn für «Geschwätz» (Lk 24,11). Dennoch ist sie im Christentum, im Islam und im Judentum ein zentrales Element des Glaubens. Was ist der Sinn einer Idee von solcher Tragweite, die nicht plausibel ist?
Der Theologe André Flury schreibt, gemäss einer Umfrage glaubten noch 14 Prozent der Schweizer Bevölkerung an die Auferstehung. Das ist wie eine Bevölkerung von der Grösse der Stadt Biel in der Stadt Zürich. Doch mit dem Glauben ist es so eine Sache; man glaubt oder eben nicht. Bereits in der Confessio Augustana von 1530 heisst es: «Um diesen Glauben zu erlangen, hat Gott (…) das Evangelium und die Sakramente gegeben, (…), wenn wir das glauben» (Art. 5).
Man kann den Glauben an eine wortwörtliche Auferstehung mit Hinweis auf Vernunft und Evidenz ad acta legen. Oder finden, die Idee einer Auferstehung solle Trost spenden, was wiederum den Glauben daran voraussetzt. Auf meiner Suche nach einer Antwort stosse ich auf den Religionspädagogen Rainer Lachmann. Er schlägt vor, Auferstehung als Geheimnis zu verstehen, als etwas, das wir nicht fassen können. Das uns den Gedanken anbietet, es sei vielleicht ganz anders, als wir zu denken imstande sind.
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«Ich rede mit ihm»
Ronaldo über seinen verstorbenen Sohn
Das finde ich interessant. Denn auch wenn aus naturwissenschaftlicher Sicht das Leben mit dem Tod endet; etwas vom Verstorbenen lebt weiter, etwa in den Gedanken und Gefühlen von Hinterbliebenen. In ihrer Erinnerung. So bewahrt der Fussballer Cristiano Ronaldo die Asche seines verstorbenen Sohnes zuhause auf. «Ich rede mit ihm», wurde er kürzlich auf Instagram zitiert. Was also, wenn es ganz anders ist, als wir zu denken imstande sind? Wenn «Auferstehung» eine Chiffre dafür ist? Eine Chiffre für unser Denken, unsere Vorstellungskraft, unsere Imagination?
Ganz nahe an den alten Menschentraum vom Sieg über den Tod geht die Kryonikerin Linda Chamberlain. Für 200'000 US-Dollar konserviert sie Verstorbene in flüssigem Stickstoff. Es gehe ihr um die Wiedervereinigung mit den Liebsten, sagte sie kürzlich auf NZZ Akzent. Bislang stehen 200 Tote in den Tanks von Chamberlain in Arizona und sollen aufgetaut werden, wenn ihre Krankheiten heilbar sind. Ganz ehrlich: da bin ich lieber tot, wenn ich gestorben bin. Auch wenn es vielleicht anders ist, als ich es mir vorzustellen vermag. Oder besser gesagt, da ist mir das Geheimnis lieber.
Mehr zum Thema: Für die reformierte Monatszeitung «Carillon» unterhielt ich mich mit zwei Kirchenleuten über Ewigkeit, Auferstehung und die Sprache der Kirche.
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Ich texte - das heisst: Ich denke mit, entwickle und formuliere die Informationen für Ihre Zielgruppen: Zu einem Angebot gehts via E-mail an info@aschmann.com, Ich freue mich schon.
2 JahreWir halten den Gedanken nicht aus, dass unser Leben mit dem letzten Atemzug vorbei ist. Da tröstet der Gedanke, die Möglichkeit zu bekommen, erneut auf Erden zu kommen und hier weiterzuwirken. Ob all die im Diesseits gemachten Erfahrungen uns dereinst helfen, im Jenseits zu überleben - wir werden es erleben, oder eben nicht. Ich bin gespannt und hoffe, das möglichst wach beobachten zu können, Thomas Stucki