Bella idea! Weshalb „Pir“ auch in Deutschland längst überfällig ist
Zugegeben – in den vergangenen Monaten haben die Bundestagsparteien einiges mit der Regierungsbildung zu tun gehabt. Insofern ist es ihnen nicht wirklich zu verübeln, dass sie sich nicht rund um die Uhr mit Möglichkeiten beschäftigt haben, dem Mittelstand unter die Arme zu greifen. Doch jetzt, da es für sie wieder langsam ans Tagesgeschäft geht, hätte ich aber zumindest für die Verantwortlichen im Finanzministerium schon eine Idee, worum sie sich kümmern könnten. Nämlich um interessante Alternativen zur Finanzierung der Stütze der deutschen Wirtschaft.
"Es gab schon schlechtere Lösungen, die einem als klassische Win-win-Situation verkauft wurden"
Dabei brauchen sie noch nicht einmal eigene Ideen zu entwickeln, sondern den Blick einfach nur gen Süden zu richten. So gibt es in Italien eine Anlageform namens „Pir“, die für die Anleger seit Anfang 2017 steuerfrei ist – wenn bestimmte vom Finanzminister aufgestellte Regeln eingehalten werden. Eine dieser Vorgaben ist etwa, dass die Investoren sich mit ihren Investments für fünf Jahre binden. 70 Prozent des Kapitals sollen in Titel italienischer Unternehmen oder in Titel von EU-Unternehmen, die eine Tochterorganisation in Italien haben, investiert werden. Zudem sind 30 Prozent der Gesamtsumme in kleine und mittlere Unternehmen anzulegen.
Mit der Entwicklung dieses Vehikels unterstützt die italienische Regierung auf der einen Seite die Finanzierung eben dieser KMUs, auf der anderen Seite ermöglicht sie Anlegern eine attraktive Rendite – es gab schon schlechtere Lösungen, die einem als klassische Win-win-Situation verkauft wurden.
Was eigentlich der Name des Instruments „Pir“ bedeutet, wollen Sie wissen? Es ist die Abkürzung für „piano individuale di risparmio“, was sich vor allem im Vergleich zur deutschen Entsprechung „individueller Sparplan“ auch noch unglaublich gut anhört. Über den Namen einer solchen deutschen Lösung würde ich mit mir sicherlich noch reden lassen. Daran, dass auch für Deutschland ein solches Instrument der Mittelstandsfinanzierung längst überfällig ist, besteht für mich aber kein Zweifel. Wie sagt der Italiener? Basta!
Von Holger Clemens Hinz, Kapitalmarktgeschäft/Leiter Corporate Finance bei der Quirin Privatbank AG.
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