Biofeedback und Neurofeedback in der Musik - Biofeedback und Neurofeedback abseits der Pfade #2
Biofeedback und Neurofeedback abseits der Pfade ist eine Art Serie, wo ich mich mit Themen beschäftige, die im breiten Kontext der Methode vielleicht eher keinen großen Platz einnehmen, sondern eher in Nischen fallen. Es wird also weniger um EMG-Biofeedback am Trapezius bei Spannungskopfschmerz gehen, sondern eher um Dinge, an die man im ersten Moment kaum denkt.
Eventuell werden die Beiträge auch für viele Leser nicht anwendbar sein, aber diejenigen die in diesen Nischen arbeiten könnten stark profitieren und vielleicht inspiriert es ja auch andere zu spannenden neuen Ideen.
Das heutige Thema:
Biofeedback und Neurofeedback in der Musik
Heute dreht sich alles um ein Thema, welches mir auch persönlich sehr am Herzen liegt. Von TriTraTralala bis hin zu Beethoven ist Musik ein ständiger Begleiter. Und während die Anwendungsfelder hier fast ausschließlich im nicht-klinischen Bereich liegen können Biofeedback und Neurofeedback auch hier gut genutzt werden.
Wie?
Lampenfieber
Die Nutzung von Biofeedback ermöglicht zum Beispiel Herausforderungen wie Stress und Lampenfieber zu bewältigen.
So kann eine Arbeit mit dem Hautleitwert oder Entspannungstraining effektiv zur Stressreduktion und zur Bewältigung von Lampenfieber eingesetzt werden. Musiker können lernen, ihre physiologischen Reaktionen auf Stress zu erkennen und durch kontinuierliches Training zu kontrollieren.
Beispielsweise kann die Messung von Hautleitfähigkeit und Herzschlag dabei helfen, Anspannung frühzeitig zu erkennen und damit umzugehen. Gegebenenfalls kann man meines Wissens dafür die Fingersensoren sogar am Zeh anbringen (oder Klebeelektroden verwenden). Der Finger ist beim Klavierspielen dann nämlich doch eher schlecht geeignet.
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EMG
Ein in meinen Augen besonders interessanter Aspekt von Biofeedback im musikalischen Kontext ist die Verwendung von Elektromyographie (EMG) Biofeedback. Dies ermöglicht Musikern, ein besseres Bewusstsein für ihre Muskelaktivität beim Singen oder Spielen zu entwickeln. Durch die visuelle Rückmeldung können sie gezielt an der Entspannung und Kontrolle der relevanten Muskelgruppen arbeiten, was zu einer verbesserten Technik und Klangqualität führen kann.
In Bezug auf instrumentales Training kann EMG-Biofeedback auch im Rahmen eines Schwellentrainings eingesetzt werden. Hierbei wird Hintergrundmusik nur dann abgespielt, wenn bestimmte Muskelgruppen, wie zum Beispiel die Schultern, in einem entspannten Zustand sind. Der Klavierspieler sitzt also vor dem Klavier und kann über eine Akkordfolge "drüber improvisieren". Aber eben NUR dann wenn seine Schultern entspannt sind. Sonst stoppt die Musik. Dies ist ein ideales Beispiel für die Verknüpfung von Biofeedback mit externen Instrumenten.
Gesang
Die Atemkontrolle ist für Sänger von entscheidender Bedeutung. Atembiofeedback ermöglicht es ihnen, ihre Atemmuster zu analysieren und zu optimieren. Durch die Visualisierung und Rückmeldung können Sänger lernen, ihre Atmung gezielt zu steuern, was sowohl die Stimmkontrolle als auch die Gesangstechnik verbessern kann.
Kreativität
Neben Biofeedback gewinnt auch Neurofeedback im musikalischen Umfeld an Bedeutung. Es wird vermutet, dass Neurofeedback die Kreativität fördern kann. Musiker könnten möglicherweise von dieser Technik profitieren, um ihre musikalische Vorstellungskraft zu erweitern und ihre Fähigkeit zur Improvisation zu stärken. Daran wird meines Wissens aber noch geforscht, generell klingen die Ansätze auf mich aber sehr vielversprechend.
Insgesamt bieten Biofeedback und Neurofeedback aufregende Wege, um Musiker in ihrem Training zu unterstützen. Diese Techniken ermöglichen eine individualisierte Herangehensweise an die Bewältigung von Stress, die Verbesserung der musikalischen Technik und die Förderung der Kreativität.
Indem sie die Beziehung zwischen Körper und Geist vertiefen, können Musiker ihre musikalische Leistungsfähigkeit auf neue Höhen bringen. Welch ein wunderschöner letzter Satz. Ein bisschen over the top, aber warum nicht!
Der übliche Disclaimer: bin kein Therapeut, kein Arzt, nutzen Sie diesen Artikel nicht als Ersatz für die Arbeit dieser Gruppen, Sie kennen das alles :)