C-Teile-Management in Zeiten von Corona - Status Quo und Ausblick
Die Corona-Pandemie hat gerade auf die C-Teile-Anbieter massive Auswirkungen. VTH-Hauptgeschäftsführer Thomas Vierhaus erklärt, was die Änderungen der letzten Zeit bei Händlern im C-Teile-Bereich bewirkt haben und wo die Zukunft der Branche liegt.
Händler im C-Teile-Bereich als Zulieferer mit komplexen und fragilen Lieferketten wurden mit voller Wucht von der Corona-Krise getroffen. Um dafür zu sorgen, dass die Lieferketten auch in schwierigen Zeiten aufrechterhalten werden können, ist eine ständige Überwachung der Lieferanten sowie der Lieferterminzusagen unerlässlich. Ebenso wichtig ist eine Mehrfach-Lieferantenstrategie, auch Multiple-Sourcing-Strategie genannt, um notfalls auf zusätzliche Lieferanten zurückzugreifen. Bei vereinzelten Versorgungsproblemen und bei erkennbaren Terminabweichungen ist es wichtig, rechtzeitig die Kunden zu informieren und alternative Beschaffungsquellen zu finden. Bei deren Suche war oftmals weniger die Produktionsfähigkeit der Hersteller ausschlaggebend als vielmehr die Verfügbarkeit von Transportmöglichkeiten und die Regularien an der Grenze. Um Lieferschwierigkeiten vorzubeugen und nicht in Engpässe zu geraten, haben viele C-Teile- Händler den eigenen Warenbestand erhöht und oftmals einen Lagerbestand von drei Monaten vorrätig, der den Unternehmen über den Shutdown hinweghalf, die Kunden weiterhin zuverlässig zu versorgen.
Die Corona-Krise erweist sich auch im C-Teile-Bereich als Beschleuniger der Digitalisierung. Kontaktlose Versorgungssysteme und automatisierte E-Business-Lösungen für das C-Teile-Management wurden im Lockdown gut von den Kunden angenommen. Künftig wird der persönliche Kontakt stärker digitalisiert werden und die Reisetätigkeit wird insgesamt zurückgehen. Eine Frage ist spannende Frage ist, ob vor diesem Hintergrund Fachmessen eine Zukunft haben werden, wenngleich natürlich die Funktion vieler Messen als Ort für persönliche, menschliche Begegnungen und Gespräche nicht zu unterschätzen ist.
Das größte Thema, das sich für C-Teile-Händler bei der Digitalisierung ergibt, ist die Arbeit mit und das Managen von großen Datenmengen. Eine gute Big-Data-Strategie erweist sich dabei als Wettbewerbsvorteil, denn es wird entscheidend sein, die großen Datenmengen, die bei der Digitalisierung entstehen, zu analysieren und für die Entwicklung von intelligenten Anwendungen zu nutzen. Der Anspruch sollte sein, dem Kunden im Bereich der C-Teile aktiv mitzuteilen, wo ein Bedarf entstehen wird und diesen bereits gedeckt zu haben, bevor der Kunde überhaupt selbst davon Kenntnis hat. Die Daten ermöglichen es, frühzeitig Bedarfsstellen und -mengen sowie Schwankungen zu identifizieren, noch weit bevor das Material am Verbrauchsort ausgehen würde. So könnte man mittelfristig eine Übersicht über das indirekte Material in der Fabrik in Echtzeit auf Knopfdruck, inklusive Füllstände, Verfügbarkeit und Behälter erhalten, und zwar über alle Standorte hinweg. Dabei hilft die Verknüpfung der Ladungsträger mittels der RFID-Technologie. Solche Versorgungssysteme können Bestellungen selbst auslösen, wenn eine gewisse Mindestfüllmenge erreicht ist. Die Konnektivität bzw. Vernetzung dezentraler Lösungen macht eine globale Abdeckung über mehrere Standorte und Länder hinweg möglich.
Ein weiterer Trend ist die zunehmende Individualisierung, sprich eine exakt auf die Bedürfnisse abgestimmte Versorgung am unmittelbaren Bedarfspunkt und Verbrauchsort. Eine optimale Versorgungsfrequenz in den optimalen Mengen und Behältern reduziert die Einzelteilanlieferungen und damit den Transport und die Verpackungsmengen. Dem Gedanken des C-Teile-Händlers als ganzheitlicher Partner kommt auch 3D-Druck entgegen, um den Kunden bei der Entwicklung neuer Zeichnungsteile oder ganzer Baugruppen zur Seite zu stehen.
Um in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Händler im C-Teile-Bereich immer professioneller werden. Das C-Teile-Management wird sich daher stets weiter auf die Prozess- und Kostenverschlankung in der Beschaffungs- und Lieferkette der Kunden konzentrieren. Dabei geht es um die Prozessoptimierung durch selbstregulierende Systeme und um die Vermeidung von manuellen Bestellungen.
Viele Kunden äußern zusätzlich den Wunsch, Lieferquellen zu konsolidieren und möglichst viele C-Teile über den gleichen Lieferanten zu beziehen. Das erfordert die Fähigkeiten, erstens weitere Lieferanten an das eigene Versorgungssystem anzubinden und zweitens die verschiedenen IT-Systeme zu vernetzen.
Allgemein im Aufwind sind Ausgabeautomaten für den MRO-Bedarf (Betriebsmittel, Werkzeuge, Persönliche Schutzausrüstungen etc.). Moderne Entnahmeautomaten wiegen die enthaltenen Artikel und können auf diese Weise Entnahmen berechnen.
Der Servicegedanke wird bei allen Tätigkeiten im C-Teile-Bereich immer wichtiger. Die eingebundenen Händler werden von Lieferanten zunehmend zu Partnern, die tief in die Wertschöpfungskette der Kunden eintauchen bzw. eingreifen. Sie sind nicht mehr „nur" der C-Teile-Lieferant, sondern sitzen in vielen Anwendungen als strategischer Partner am Tisch, der wichtige Impulse gibt und als Sparringpartner dient. Die Kunden nehmen vermehrt die technische Anwendungsberatung der Handelshäuser in Anspruch. Damit nimmt die Beratung einen immer größeren Stellenwert ein, sei es im Bereich der Logistik oder bei der Optimierung von laufenden Versorgungsystemen.