Candidate Experience ist ein wichtiger Teil des Employer Brandings

Lt. der Studie RecruitingTrends 2017 vom Staufenbiel Institut und Kienbaum beschäftigen sich 87% der 300 befragten Unternehmen mit Personalgewinnung und nur 40% mit der Verbesserung der Candidate Experience. Aus meiner Sicht ein Fehler. Logisch und wünschenswert wäre ja, dass JEDES Unternehmen, das Personalgewinnung betreibt, die Candidate Experience ernst nimmt.

Denn jede Bewerbung ist eine Chance, mit dem richtigen Kandidaten bzw. mit der richtigen Kandidatin in Kontakt zu treten und zu bleiben. Eine schlechte Candidate Experience birgt aber auch das Risiko, ein mühsam und kostspielig aufgebautes Arbeitgeberimage zu ruinieren.

Auf viele Details kommt es an. Aus meiner Sicht sind aber drei Faktoren besonders entscheidend.

Die Kongruenz zwischen den Werten/Aktivität des Unternehmens und der Candidate Experience ist unabdingbar. Nichts wäre schlimmer, als Pioniergeist für sich als Unternehmen zu reklamieren und ein umständliches und altbackenes Bewerbungsverfahren anzubieten. Oder als IT-Unternehmen keine Mobile-Recruiting Lösung anzubieten, mit der ein Bewerber sich vom Tablet aus bewerben kann.

Die Reaktivität und Nähe des Unternehmens in jeder Etappe des Prozesses muss herausstechen. Die Bestätigung des Bewerbungseingangs kann zwar automatisiert werden. Bei Fortführung des Prozesses (also keine Absage nach Sichtung der Unterlagen) muss aber gewährleistet werden, dass der Kandidat innerhalb von maximal 48 Stunden eine Rückmeldung zu seinen Fragen erhält und nie länger als eine Woche ohne Nachricht des Unternehmens bleibt. Zwischenmeldungen können aus HR-Sicht als zu aufwendig gesehen werden, sie drücken aber die Abbruchquote nach unten und erweisen den Kandidaten den Respekt, den sie verdienen.

Ordentliche Absagen bei abgelehnten Kandidaten sind nicht optional, sondern ein Muss. Dabei ist zu beachten, dass „eine sorgfältige Prüfung Ihrer Unterlagen“ nicht mit einer Absage innerhalb von 24 Stunden kompatibel ist. Und sollten die Gespräche mit einem Kandidaten weit gegangen sein, so ist eine Standardabsage nicht mehr angebracht; das AGG lässt genug Freiraum, um die Absage persönlicher zu gestalten.

Kandidaten sind Menschen, die den ersten Schritt machen und auf ein Unternehmen mit einem sehr persönlichen Angebot, nämlich sich selbst, zugehen. In dieser besonderen Beziehung, die von den meisten als asymmetrisch empfunden wird, verdient jeder Kandidat bzw. jede Kandidatin den Respekt, den Arbeitgeber durch stimmige Prozesse sowie gute Kommunikation signalisieren können.

Kandidaten sind auch Multiplikatoren, die mit Ihrem Umfeld schlechte und gute Erfahrungen teilen. Eine herausragende Candidate Experience hilft, mehr bzw. bessere Bewerbungen zu erhalten. Sie ist ein vollwertiger Teil des Employer Brandings.

Denis Jeanson - www.fairexecutivesearch.de


Franz Lutje

Executive Coaching, Trainer, Personnel Development, Transformation, Branding, Corporate Communication

7 Jahre

Ich schätze 95% aller Firmen haben da großen Nachholbedarf. Was die Unternehmen nicht bedenken ist, dass der Kandidat auch einmal ein Kunde sein könnte. Wer hat dann als Anbieterunternehmen die bessere Chancen?

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