Carriera Femina
Was Frauen in der Karrieregestaltung zur Pole Position hilft!

Carriera Femina

Was können wir Frauen aus der Gründerzeit der Grünen lernen? Eine ganze Menge, wie ich finde. Nicht, dass dieses Statement etwas über mein Parteibuch zum Ausdruck bringen soll, sondern vielmehr die Tatsache, dass sich in dieser Zeit die weiblichen Gründungsmitglieder der Partei strategisch klug verhielten und erfolgreich zu einem Überholmanöver angesetzt haben.

Die Grünen waren bei ihrer Gründung eine Ansammlung von ganz unterschiedlichen politischen Kräften, sozusagen ein sehr diverses FahrerInnenfeld. Über sehr viele Fragen gab es keinerlei Konsens. So z.B. auch darüber nicht, welche Rolle die Frauenpolitik spielen sollte. Dieser Frage wurde in den ersten Programmen nicht viel Bedeutung beigemessen. Empfehlungen hatten keinen bindenden Charakter und wurden somit nicht beherzigt. Das kommt mir selbst bei der aktuellen Debatte, wie z.B. bei der ehemals empfohlenen Selbstverpflichtung für DAX Unternehmen, sehr bekannt vor. Auch durch sie haben wir keine Runde gewonnen.

 Aber zurück zu den Gründungsjahren der Grünen. 1984 gab es so viele parteiinterne Konflikte, sodass sich die Kandidaten für den Fraktionsvorstand gegenseitig ins Abseits gestellt hatten. Durch gute Vernetzung und gegenseitige Unterstützung sorgte eine Gruppe von Frauen dafür, dass diese Patt-Situation ihnen zum Vorteil gereichte. Und so gelang es dieser Gruppe, u.a. Waltraud Schoppe und Antje Vollmer, zum Fraktionsvorstand der Grünen gewählt zu werden.

Zum ersten Mal in der Deutschen Geschichte vertraten ausschließlich Frauen eine Bundestagsfraktion! Diese Aktion wurde damals allerdings nicht als Durchbruch des Feminismus bei den Grünen gewertet, sondern es folgten machohafte Reaktionen, die auch in der Presse nicht Halt machen. Sofort war von einem „Feminat“ die Rede, der Spiegel titelte „Spitze entmannt“ und wohlmeinende Redakteurinnen äußerten sich in der TAZ besorgt darüber, „ob die es wohl schaffen würden“. Alles nicht sehr hilfreich, wie ich finde. Und doch, es zeigt, wie stark die Macht des Netzwerkes und die der gegenseitigen Unterstützung ist. Und auch, dass man sich von ängstlichen oder gar abwehrenden Reaktionen nicht entmutigen lassen sollte.

Diese Reaktionen erlebe ich auch heute oft leider noch, wenn sich Frauen in Netzwerken zusammenfinden, um ihre Karrieren gemeinsam voranzubringen und sich gegenseitig kollegial zu beraten. Da habe ich als beratender Coach oder auch als Moderatorin hin und wieder zu hören bekommen, ob ich denn wohl immer noch den „Häkelclub“ leiten würde.

Und doch, aus zarten Pflänzchen werden immer stärkere Pflanzen, die mittlerweile Früchte tragen. Aus kleinen Getrieben werden starke Motoren!

Auch bei der Partei der Grünen übrigens, da ging es nur um einiges schneller: 1986 wurde bei den Grünen die Frauenquote beschlossen. Das hieß, dass alle Gremien zu 50 Prozent mit Frauen besetzt sein mussten. Sie haben den Frauen die Garantie auf die Hälfte der Sitze gegeben und ihr Versprechen bis heute gehalten, sodass es mittlerweile eine Selbstverständlichkeit ist. Glücklicherweise! Aber eben nicht nur Glück spielt eine Rolle!

Vernetzung und gegenseitige Unterstützung, das sind die Zauberworte für erfolgreiche Trainingsrunden und die Pole Position!

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