Corona oder die Angst vor der Bedeutungslosigkeit
Sind jetzt nicht andere Talente gefragt als sich die Hamsterbacken zu füllen?
Darf man über Corona witzeln? Man muss es dürfen. Corona ängstigt uns nicht nur - Corona stört. Hiobsbotschaften, Katastrophenmeldungen, düstere Zukunftsprognosen, Endzeitstimmung. Medien senden Doppelbotschaften, Experten widersprechen sich, man weiß nix Genaues, so scheint es. Das verunsichert gewaltig. Der vertraute Lebensfluss ist unterbrochen, Stromschnellen halten uns auf.
Das setzt doch dem Ganzen die Krone auf - oder?
Gewohnheiten umstellen? Einschränkungen hinnehmen? Sich disziplinieren? Fällt nicht eben leicht. - Das kleine, böse Ding hält uns in Spannung. Eine normale Influenza kommt uns vergleichsweise bieder vor, obwohl sie jährlich hierzulande breite Schneisen schlagen kann. Aber Corona hat offenbar die Kraft, mikroskopisch winzig und gleichzeitig so mächtig, unseren vertrauten Mikrokosmos aus den Angeln zu heben: Das empört uns.
Die eigentliche Bedrohung ist die Unsicherheit. Corona ist auch ein Angriff auf unsere psychische Integrität.
.. wie alles, was überraschend über uns hereinbricht. Und Unsicherheit kann unser Gehirn sehr schwer aushalten. Auch bei Veränderungsalarm zeigt es sich sehr träge. - Nun ist es ja nicht das erste aus dem Nichts auftauchende Virus. Aber ein tückisches, weil es sich so schwer fassen lässt und so mutationsfreudig scheint. Noch gibt es auch keine Wirkstoff dagegen - diese Erkenntnis tut weh. Unsere technokratische Weltsicht - "Alles ist machbar" - bekommt Risse.
Wir erleben, dass wir vertraute Muster und Konventionen - wie Nähe, Beziehung, Kontakt, Zusammensein, Miteinander - hinterfragen müssen. All diese Qualitäten geben uns Sicherheit und Bedeutung. Nun scheint nichts mehr sicher, wir scheuen Berührung wie eine große Gefahr. Das bringt uns in Bredouille, denn diese Enthaltsamkeit grenzt uns aus und rückt in die Nähe von sozialer Bedeutungslosigkeit.
Noch witzeln wir dagegen an:"Auch schon einen Hamster gekauft?" Das putzige Tierchen gilt als Meister der Vorratshaltung. Man weiß ja nie. Zu Zeiten überstandener Hungersnöte und karger Nachkriegsphasen war es ratsam, sich ein Fettpolster anzufuttern. Können heute Lebensmittel knapp werden? Ja, wenn sie vom Import abhängig und nicht regional verfügbar sind. Aus dem gleichen Grund ist Medikamentenknappheit schwer beeinflussbar. Hier rächt sich die Globalisierung.
Doch gibt es nicht andere naheliegende Polster, auf die "Mensch" zurückgreifen kann?
Seit Anbeginn des menschlichen Lebens arbeitet der Mensch daran, sich einen Vorrat an Überlebensfertigkeiten und Talenten zu schaffen - dazu gehört auch die Gelassenheit, mit Veränderungen umzugehen, die man nicht selbst beeinflussen kann. Sie hilft Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren, Qualitäten zu entwickeln wie Resilienz, Achtsamkeit, Selbststeuerung, eine positive Erwartungshaltung. Diese leugnet das Risiko keineswegs, führt aber zu einer Einsichtsfähigkeit in die Begrenzungen des Menschen und zur unausweichlichen Erkenntnis, dass es - parallel zu den von selbst verschuldeten Umweltkatastrophen - höhere Instanzen (wie Naturgewalten) gab und gibt, die uns bestimmen.
In einer gesellschaftlichen Übergangsphase scheint vieles unsicher was bislang als fester Wert Stabilität verlieh - aber war das nicht zu allen Menschheitsepochen so? Sintflut, Pest, Choleraepidemie, Riesenwelle, gewaltige Völkerwanderungen, Schneelawinen, der Tod alter weiser, reicher Kulturen, das Aussterben von archaischen Arten - all das gab es bereits, bevor wir uns daran machten, den Planeten zu gefährden.
Die eigentliche Umweltkatastrophe war das Auftauchen des Menschen auf der Weltbühne, von jeher beutete er seine Welt für sein Überleben aus.
Erst seit diese Ausbeutung und Trübung unserer Lebenswelt durch die technologischen Möglichkeiten der Industriegesellschaft in unser aller Bewusstsein drang, findet Reflexion statt. Oder können Sie sich einen Steinzeitmenschen vorstellen, der grübelnd vor seiner Höhle den Kopf in die Hand stützt und sich ein schlechtes Gewissen macht, weil er gerade den letzten Vertreter der Moschusochsen verputzt hat? Artensterben? Hmm.
Ketzerische Frage:
Ist Corona ein Warnsignal für die Spezies Mensch, sein inneres Gleichgewicht (über Beschränkung) neu auszutarieren? In der Beschränkung auf das Wesentliche ein neues Lebensmodell zu erkennen?
Umdenken heißt die Parole - das spüren wir längst. Dafür brauchen wir keine Katastrophenmelder, Notzeitgestalter oder Endzeitapostel, die unsere Ängste schüren, sondern moderate, beruhigende und gleichzeitig verantwortungsbewusste Instanzen, die Klartext sprechen, aber entschlossen und unaufgeregt handeln. Die Medien sind gefordert, allen Symptomen von Massenhysterie mit Augenmaß zu begegnen. Doch - bad news sind für sie good news - noch nie war uns dies so bewusst wie im Zeitalter der digitalen Informationsepidemien. Werfen wir in also einen Blick in uns selbst und wappnen wir uns mit Gleichmut.
Brauchen wir nicht vor allem neue Orientierung, neue Führung durch altbewährte Werte, repräsentiert von (klugen Entscheidern und) frischen Inhalten und verpackt in zeitgemäßen Formaten?
Bleiben Sie schön gesund!
PS: Zu den wirtschaftlichen Folgen für betroffene Unternehmen - ich selbst hatte Ausfälle durch Corona und kann nachfühlen, was dies in größeren Dimensionen wirtschaftlich und marktspezifisch anrichten mag - finden Sie hier demnächst einen Beitrag zu unternehmerischer Krisen-PR bei nicht hausgemachten Unternehmenskrisen.
Danke für's Teilen!
CHILI, CRIME UND MEER - Krimis mit Kriminalreporterin Chili Keller #chilisiehtrot
4 JahreNatürlich ist das bedrohlich. Immerhin kann man sterben daran. In meiner Familie sind Menschen mit Vorerkrankungen und andere in sehr hohem Alter. Auf einmal spüre ich die Verbundenheit, über die ich im Alltagsgeschäft oft hinwegsehe. Die Gesänge der Menschen in Italien, die sich aus Fenstern über menschenleeren Straßen zum Chor verbinden, haben mich berührt. Träume werden wach, von Gemeinsamkeit, Zusammenstehen und Feste feiern. Pläne entfalten sich wie von selbst: Das mach' ich, wenn dies vorbei ist!
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4 JahreDer Blick nach innen mag für viele ungewohnt oder sogar beängstigend sein. Doch er ist die Chance, in sich selbst Potenziale und Ressourcen zu entdecken, die ihm gar nicht so bewusst waren oder auch Wünsche und Sehnsüchte, die auf Entdeckung und Verwirklichung warten.