DAS GRÖSSTE MANAGEMENTPROBLEM SIND IMMER  „DIE ANDEREN“

DAS GRÖSSTE MANAGEMENTPROBLEM SIND IMMER „DIE ANDEREN“

Ob beim informellen „Fraktionsgespräch“ am Kaffeeautomaten, hochoffiziell im Lenkungsausschuss oder bei anderer Gelegenheit: Die Spurensuche nach dem Bremsfaktor in der Strategieumsetzung oder beim Change fördert fast immer die gleiche Ursache zutage. „Die Anderen“ sind schuld daran, dass das Projekt mit Widrigkeiten kämpft, nur schleppend vor sich hin stottert, die Stimmung verdirbt und am Ende auf dem Abstellgleis Staub ansetzt.

DREI GRUNDKATEGORIEN DIESER „ANDEREN“ ERLEBE ICH IMMER WIEDER:

  1. „Die Anderen“ verstehen einfach nicht, worum es geht, und werden – natürlich ohne es laut zu sagen – zu „den Dummen“ erklärt.
  2. „Die Anderen“ wissen einfach nicht, was zu tun ist, und es ist auch unverständlich, was „die da“ eigentlich machen. Sie werden als „die Unfähigen“ abgestempelt.
  3. „Die Anderen“ sind schlichtweg „die Gegner“, mit denen das Ganze so nie umzusetzen ist.

WER ETWAS BEWEGEN WILL, MUSS GRÖSSE ZEIGEN

Nur „wir“ wissen selbstverständlich, was genau zu erreichen ist und wie man dort hinkommt. Sagen würde das aber niemand so deutlich. Man geht schließlich wertschätzend miteinander um. Oft kommen uns „die Anderen“ sogar gelegen – als willkommene Ausrede für die eigene Unfähigkeit etwa, die Mannschaft rechtzeitig abzuholen, zu überzeugen oder konsequent zu führen. Nur zu gern verstecken wir uns mit unserer Unklarheit, Unsicherheit und unseren politischen Interessen hinter „den Anderen“.

Doch Umsetzungen und Veränderungen haben mit Menschen zu tun, die gemeinsam handeln. Das Gegenüber von „wir“ und „die Anderen“ erzeugt eine künstliche Abgrenzung, die den Erfolg verhindert. Warum aber machen wir sie uns dann zunutze? Weil wir klein sind und uns so mit unseren Begrenzungen und Mängeln leichter behaupten können.

Wollen wir unsere Organisationen aber wirklich voranbringen, müssen wir mehr Größe entwickeln. Das fängt damit an, „die Anderen“ aus unseren Köpfen und damit aus allen Gesprächen zu verbannen.


Bildquelle: KI

DREI DINGE SIND ZU BEACHTEN, DANN LÄUFT’S AUCH MIT „DEN ANDEREN“

1. Klarheit Wir müssen selbstständig ein klares Bild entwickeln, was insgesamt erreicht werden soll, was unser Beitrag dazu ist und wie wir dabei mit „den Anderen“ und deren Bildern zueinanderkommen. Dass dabei manchmal widerstrebende Interessen im Raum stehen, ist vollkommen okay. Wichtig ist am Ende unsere inhaltliche und politische Klarheit. Ist diese einmal gefunden, gibt es keinen Grund mehr, sich hinter „den Anderen“ zu verstecken.

2. Demut Mit der gewonnenen Klarheit können wir jetzt den Abgleich mit „den Anderen“ suchen. Für eine zügige Umsetzung muss dieser kontinuierliche Abgleich mit Demut erfolgen. Demut ist der aufrichtige Versuch, das inhaltliche und politische Konzept „der Anderen“ verstehen zu wollen. Erst wenn das gelingt, können wir auf dieser Basis das Vorgehen und die Strukturen entwickeln. Mangelt es uns selbst an Klarheit, heißt es nacharbeiten. Erleben wir diesen Mangel bei „den Anderen“, müssen wir ihnen dabei helfen, ihre inhaltliche und politische Klarheit zu finden. Wir können das Problem mit „den Anderen“ nicht auf der eigenen Insel lösen.

3. Konsequenz Erst absolute Konsequenz bezüglich dieser Haltung lässt hochproduktives Umsetzungsmomentum im gesamten Team entstehen. Hüten müssen wir uns auf jeden Fall vor inkonsequentem Handeln. Wenn im gemeinsamen Konzept noch Defizite bestehen oder Unverträglichkeiten auftreten, ist Konsequenz angesagt. Kompetenzdefizite müssen kompensiert oder durch Umbesetzung ausgeräumt werden. Politische Unverträglichkeiten sind unmittelbar zu beseitigen. Was hier auf welche Weise zu tun ist, wissen wir aber nur, wenn wir zuvor mit Klarheit und Demut agiert haben. In beiden Fällen gilt: Konsequent und schnell durchgreifen. Je länger wir warten, desto schlimmer entwickeln sich die Dinge, und das Phänomen „der Anderen“ greift wieder um sich.

AUFRECHT STATT AUFGERICHTET ZUM ZIEL

„Die Anderen“ gibt es nur im Blick des Betrachters. Wollen wir Umsetzungen erfolgreich managen, ist dies keine hilfreiche, sondern meist sogar eine erfolgsschädigende Haltung. Marc Aurel gibt uns in seinen Selbstbetrachtungen die richtige Haltung mit, die er so beschreibt: „Wenn wir auf die Frage eines anderen ‚Was denkst du gerade?‘ sofort antworten können: ‚Das und das‘, sodass sofort von selbst offenbar ist, dass alles einfach und wohlgesinnt ist und einem Wesen gehört, das Gemeinsinn hat … und weder Neid, Argwohn oder dergleichen empfindet …“

Erst wenn wir mit Klarheit und Demut unsere negativen Gefühle für die gemeinsame Sache überwinden, können wir, wie Marc Aurel es fordert, aus eigener Kraft aufrecht statt nur aufgerichtet unsere Ziele erreichen.

Ihr Matthias Kolbusa

 

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