Das Metaversum: Virtuelles Paradies oder Alptraum?

Eine angeblich wunderbare Vision aus dem Silicon Valley beschreibt eine neue virtuelle Parallelwelt im Internet: Das Metaversum. Es soll eine offene Welt entstehen, die allen gehört. Auch über die soziale Entkopplung wird philosophiert. Es soll dort blühender Handel getrieben werden und alle Menschen sind glücklicher und zufriedener - auch in der realen Welt.

Ganz schön dick aufgetragen - oder?

Wo kommt denn plötzlich dieser neue Begriff "Metaverse" eigentlich her? Nach ein wenig Recherche bin ich darauf gestoßen, dass wohl der Begriff "Metaverse" erstmalig im Science-Fiction Roman "Snow Crash" von Neal Stephenson aus dem Jahre 1992 aufgetaucht ist. Stephenson's Roman handelt von einem Virtual-Reality-Paralleluniversum, in welches die Menschen in einer dystopischen Zukunft fliehen. Die Menschen können sich dort mit eigenen Avataren neu erfinden, eigene Regeln und Kulturen erschaffen - quasi ein eigenes Ökosystem.

Nach meiner Recherche war mir sofort klar, dass ich wohl lieber nicht in einer solch gruseligen Zukunft leben möchte 👻

Halt - Stop! Das alles gab es doch schon einmal: Das Videospiel Second Life besaß doch bereits vor fast 20 Jahren alle obigen Zutaten wie virtuelle Parallelwelt, Avatare und Handel. Dennoch hat Second Life unser Leben nicht wirklich verändert - glaube ich. Ok, die Macher von Second Life waren vielleicht einfach zu früh dran. Damals war die Technik noch nicht so weit. Die Menschen lebten wohl doch lieber in der realen als in der virtuellen Welt.

Aber was soll heute anders sein? Warum sollte heute ein Metaverse funktionieren?

Im Zuge der Corona-Krise und dem damit einhergehenden "Social Distancing" haben wir uns zwischenzeitlich an neue digitale Arbeitsmethoden und -werkzeuge wir z. B. Online Video-Konferenzen, Chats oder Datenräume gewöhnt. Die Spieleindustrie hat die Online-Spielewelten für sich entdeckt, wo Menschen als Avatare miteinander agieren.

Vielleicht befinden wir uns heute bereits in der Vorstufe des Metaverse und wir haben es noch gar nicht bemerkt?

Die großen Big-Tech Unternehmen aus USA und Asien haben diesen Trend als Multi-Billion-Dollar-Business natürlich für sich entdeckt und arbeiten deshalb auf Hochtouren an unserem "nächsten Internet".

Neben vielen Spielfirmen arbeitet auch die Firma Meta an unserem neuen virtuellen "Paradies". Die Firma Facebook hat sich dafür sogar extra in Meta umbenannt. Eine offene Welt, die allen gehört wird uns versprochen. Das heutige Internet soll zu einem durchlässigen Netz erweitert werden, in dem Daten unterschiedlicher Anbieter ausgetauscht werden können.

Nun gut - offene Schnittstellen und Interoperabilität sind ja grundsätzlich keine schlechte Idee 😀

Aber laufen wir nicht Gefahr, dass wir uns zukünftig mehr und mehr von der realen Wirklichkeit entkoppeln? Durch die sozialen Online-Netzwerke leiden wir doch schon heute unter den Folgen der Hemmungs- und Rücksichtslosigkeit, der Verrohung der Sprache und der fehlenden persönlichen Interaktion miteinander. Ich bin kein Psychologe, aber ich kann mir vorstellen, dass wir alsbald in kognitive Konflikte laufen werden, weil unsere reale Welt nicht mehr dem Anspruch der virtuellen Welt genügen könnte.

Nach dem Motto "Money Rules the World" lasse ich das Thema dann für heute einmal so stehen.

Wie ist Deine Meinung zum Metaversum: Virtuelles Paradies oder Alptraum?