«Das Zusammenspiel verschiedener Elemente im Web wird immer wichtiger.»
Wie müssen Texte für Internetauftritte verfasst sein, damit sie wirklich gelesen werden? Ruth Hardegger-Wickli, Geschäftsführerin der Textagentur etextera, über Belohnungen für User und erfolgreiches Suchmaschinen-Marketing.
Interview/Redaktion: Textagentur etextera
Ruth, kannst du noch unbelastet im Internet surfen, oder denkst du immer: Mensch, ist das schlecht geschrieben?
Nein, das geht schon noch. Wobei es bei den Texten wirklich viel Optimierungsbedarf gibt. Fast aus jeder Seite könnte man mehr herausholen.
Was sind die grössten Unterschiede beim Schreiben für Offline- und Online-Texte?
Im Web muss alles schnell gehen, ein direkter Einstieg in den Text ist deshalb wichtig. Bloss nicht lange um den heissen Brei reden, sondern gleich auf den Punkt kommen. Sonst besteht die Gefahr, den User zu verlieren, weil dieser aus Langeweile weg klickt. Wir haben alle keine Zeit, werden überschwemmt mit Infos. Deshalb müssen wir den Leser belohnen, dass er überhaupt auf die Seite gekommen ist. Und zwar mit der richtigen Info.
Welche Rolle spielt es, dass der User im Netz nicht liest sondern surft?
Eine zentrale. Der Webleser überfliegt. Er springt zwischen Textschnipseln hin und her, entscheidet nach Nutzwert, scannt wichtige Infos, ständig lenken ihn Buttons, Links, Fotos, Videos oder Flash-Animationen von der Lektüre ab. Neben dem direkten Einstieg sollte man deshalb auf eine gute Gliederung und Textstruktur achten. Dazu gehören ein ansprechender Titel, ein knackiger Lead, sowie ausreichend Zwischentitel und Absätze. Wichtig ist auch, nur eine Botschaft pro Absatz zu platzieren, sonst wirkt der Text schnell überfrachtet.
12 bis 17 Wörter pro Satz sind ideal
Was ist ausserdem wichtig beim Schreiben fürs Web?
Man sollte sich am sogenannten Pyramidenprinzip orientieren, also stets den wichtigsten Gedanken zuerst bringen. Eine verständliche Sprache ist ebenfalls grundlegend. Dazu gehören kurze Sätze – ideal sind 12 bis 17 Wörter pro Satz – eine aktive Sprache, sowie wenig Fremdwörter und Fachbegriffe.
Und wie schaffe ich es, dass mein Text später beim Googeln möglichst weit oben auf der Resultateliste erscheint?
In dem du konsequent Keywords setzt – also Schlagwörter, die den Inhalt des Textes wieder geben, und anhand derer sich der Text später im Google-Ranking wieder auffinden lässt. Beim Schreiben von Webtexten sollte man deshalb unbedingt daran denken, jeweils ein solches Schlagwort pro Text einzusetzen: Im Titel, im Lead, im Zwischentitel, sowie zwei bis dreimal im Haupttext. Generell gilt im Internet eine Textlänge von 200 bis 400 Wörtern als ideal.
User müssen auf der Website sofort finden, was sie suchen
Sollte man den Text zudem mit möglichst vielen multimedialen Inhalten anreichern, wie Videos oder Slideshows?
Weniger ist hier mehr, sonst wird das Auge schnell überreizt. Treten solche Elemente gehäuft auf, lenken sie ausserdem zu sehr vom Text ab. Das Geschriebene jedoch mit einem guten Bild zu illustrieren, das ins Gesamtkonzept der Website passt, lohnt sich. Dadurch wird der Leser in den Text hinein gezogen. Ebenso wichtig ist es auch, auf die Struktur der Website zu achten: User müssen sofort finden können, was sie suchen. Ausserdem sollte der Leser zielgruppengerecht angesprochen werden – was je nach Ausrichtung des Unternehmens sehr unterschiedlich sein kann.
Was bringt die Zukunft?
Videos, Animationen und Infografiken spielen im Web bereits heute eine grosse Rolle – weniger allerdings als Ersatz für Texte, sondern als Ergänzung. Das Zusammenspiel verschiedener Elemente im Web wird also immer wichtiger. Darauf sollte man sich einstellen und multimediale Inhalte bewusst nutzen, um dem eigenen Text noch mehr Gewicht zu verleihen.