DAZWISCHEN
Worte sind Leitern und Netze,
an denen die Gedanken sich lang hangeln.
Sie geben dem Denken Halt.
Sie weisen ihm Richtung.
Sie engen es ein.
Und doch bleibt vieles ungesagt,
weil es kein Wort findet.
Es ist aber da.
In uns.
Nicht zu fassen.
Nicht in Worte.
Kunst und Poesie bewegen sich.
Dazwischen.
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Leicht schwebend so dahin.
Dazwischen.
Ein Lied summend.
Von der Freiheit der Gedanken.
Brigitte Bosch
Das DAZWISCHEN wahrzunehmen, ist mehr als bloße Spielerei, ist mehr als Entspannung für die Freizeit. Warum es in der Mitte der Gesellschaft ankommen sollte, habe ich versucht im folgenden Text exemplarisch für meine nächste Ausstellung darzulegen:
Gezeigt wird farbintensive, figurative und abstrakte, Malerei, die sich dem Wesen der Dinge, der Menschen und der Zustände widmet. Lyrische Texte ergänzen die Ausstellung und führen in Fantasien, innere Bilder, Höhen und Tiefen, je nach Ausgangslage und Blickwinkel des Betrachtenden. Ein Besucher mag dort nichts entdecken, ein anderer mag ganze Welten finden.
Das notwendig Individuelle der Rezeption wird in der Ausstellungseröffnung angerissen, das Individuelle der Wahrnehmung rückt in den Fokus, verbunden mit einem Angebot in Dialog mit den Exponaten zu gehen, auch in Dialog mit anderen Besuchern.
Es geht um eine Erweiterung der Wahrnehmung, diese als unterschiedlich zu anderen zu erfahren und als Bereicherung zu empfinden. Vermeintlich selbstverständlicher Konsens wird infrage gestellt zugunsten einer Wertschätzung des Blicks eines anderen.
Ungeachtet dessen, dass unsere Gesellschaft in vielen Bereichen geregelten Konsens braucht, wie z.B. im Straßenverkehr, ist der Wert des Regelungsfreieren hoch anzusiedeln. Mit geöffneten Sinnen und einer unvoreingenommenen Wahrnehmung entstehen Ideen, erschließen sich Möglichkeiten und Horizonte, werden neue Pfade begangen, entwickeln sich Persönlichkeiten. Das Englische kennt dazu den Begriff: „open-minded“. Die Ausstellung möchte der „Neugier“ und „Offenheit“ Nahrung geben.
Im Wahrnehmen und Akzeptieren eines anderen Blickwinkels, einer anderen Sichtweise, findet sich auch eine der Grundannahmen einer pluralistischen Gesellschaft wieder. Zu erfahren, dass der fremde Eindruck den eigenen Blick erweitern kann, ist mit Hilfe kreativer, scheinbar realitätsfremderer, „Zwischenräume“ leichter. So kann sich Kunst nicht als Selbstzweck und schmückendes Beiwerk, sondern als „In-die-Gesellschaft-hineinwirkend“ verstehen, ohne zu bevormunden. So leistet Kunst einen Betrag dazu, Demokratie zu leben.
In diesem Sinne ist die Vernissage und die Ausstellung gestaltet.
Die Ausstellung endet mit der Finissage und der Präsentation meines historischen Romans „Im Irgendwo der Jahre“, der von der Lebenswirklichkeit, den Sehnsüchten und Träumen zweier junger Menschen vor hundert Jahren und ihrem unverzagten Kampf um ein kleines Stückchen Glück erzählt. Dabei erscheint Menschliches sehr vertraut und historisches Erleben wirkt erschreckend fremd.
Auch hier kann die Sichtweise eines Lebens vor hundert Jahren dem Leser den Blick auf die Gegenwart schärfen und so Manches relativieren helfen.