Apple macht aus viel zu wenig
Auch Steven Spielberg dreht nun für Apple TV+. (Screenshot: PD)

Apple macht aus viel zu wenig

Staraufgebot für Apple TV+, Magazine in Apple News+, die Kreditkarte Apple Card und den Spieleservice Apple Arcade: Apple gibt in der Servicessparte Gas, bremst aber leider an entscheidender Stelle.

Apples heute mit grossem Staraufgebot vorgestellte Dienste, dazu zählt auch die neue TV-App, sind für sich genommen state-of-the-art. Genau das ist aber das Problem, denn das reicht nicht mehr. Denn so fehlen etwa Netflix und Inhalte etablierter Studios im Flatrate-Streaming-Angebot, Apple News+ muss ohne grosse Namen wie die "New York Times" auskommen.

Ohnehin wirkt die neue Flatrate für Magazine aus der Zeit gefallen. Zum Start des iPad 2010 wäre sie revolutionär gewesen. Heutzutage kämpfen die meisten Magazine bekanntlich mit ihrem wachsenden Bedeutungsverlust. Wer sie sich leisten möchte, kann sie sich digital wohl in den meisten Fällen leisten, eine App mit kuratierten Inhalten dürfte kaum Neukunden anlocken.

Apple hat vieles nicht erfunden, aber deutlich besser und schöner gemacht, siehe iPhone. Spät dran zu sein galt also bisher nicht als riskant für das Unternehmen. Doch dieses Mal ist (noch) nicht augenfällig, inwiefern Apples neue Dienste viel besser und schöner als die Konkurrenz sein werden.

All das sind bloss Details. Die wichtigste Erkenntnis der heutigen Keynote lautet: Den richtig grossen Wurf hat Apple nicht verkündet. Wie aber sähe der aus? Ein anderer Tech-Gigant gibt die Richtung vor: Amazon Prime nennt sich das Angebot des Web-Versandhändlers. Für umgerechnet 80 Franken im Jahr bekommen Kunden unter anderem kostenfreien Premiumversand für Millionen Artikel, unbegrenztes Streaming von Filmen und Serienepisoden mit Prime Video, unlimitierten Cloud-Speicher für Fotos, Streaming von Millionen Songs mit Prime Music sowie einen E-Book-Verleih.

Apple Prime, wenn man es denn so nennen möchte, böte also zum Beispiel Apple Music, iCloud-Speicher, Film- und Serienstreaming Magazine, Apple TV+, Apple News+ und die neue mit Mastercard und Goldman Sachs ausgegebene und ab Sommer in den USA verfügbare Kreditkarte Apple Card in einem Paket. All das für 200 Franken im Jahr und in allen wichtigen Ländern verfügbar – das wäre der grosse Wurf gewesen, den mancher Branchenbeobachter und Kunde am heutigen Event in Cupertino vermisst haben dürfte. 

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Disclaimer: Der Autor schreibt hier seine persönliche Meinung, nicht zwangsläufig die des Unternehmens, für das er hauptberuflich arbeitet.

Steffen L

Designer bei Slt Online Marketing

5 Jahre

Was Apple macht, vergoldet sich, auch wenn man es selbst nicht für den großen Wurf hält.

Uwe Karl

Contracts Negotatios

5 Jahre

Die Dienstepallette zu beackern ist sicherlich der richtige Weg. Wenn Apple aber Apple bleiben will muss, muss das Dienstepacket besser sein als das der Mitbewerber - à la Apple Prime, wie angesprochen - PLUS die absolut geschmeidige Hardwareverknüpfung über alle angebotenen Plattformen (idealiter aller Generationen) hinweg.

Wenn Apple einlöst was Sie im Rahmen der Präsentation versprochen haben ist das nicht weniger als eine glasklare Neu-Positionierung und nicht zuletzt ein USP im amerikanischen und auch globalen Umfeld in Punkto Sicherheit persönlicher Daten. interessant finde ich die vielfach vorherrschende Meinung in einer zunehmenden Virtualisierung Hardware wertmäßig über Software und Dienste/Content/Information zu stellen. Dienste und Inhalte sind der Grund die Hardware zu nutzen. Tadellose Funktion und Zusammenspiel schlägt „just another feature“

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