Gedankenlosigkeit = 46 Tage Produktivitätsverlust!
Letzte Woche stolperte ich bei einer Recherche zu einem Beitrag über die Konsequenzen eines mangelnden Bewusstseins bzw. fehlerhaftem Denken in Unternehmen, über eine Studie aus dem Jahre 2002. In der sogenannten Czipin-/Gallup-Produktivitätsstudie stellten die Verfasser fest, dass pro Jahr etwa 46 Tage pro Mitarbeiter aus verschiedenen Gründen verloren gehen.
Welche Kosten mit diesem Produktivitätsverlust für sein Unternehmen verbunden sind, kann sich jeder relativ leicht selbst ausrechnen.
Die Gründe, die für diesen Produktivitätsverlust aufgeführt wurden, waren:
- Mangelnde Planung und Aufsicht - 22,5 Tage
- Unzureichendes Management - 10 Tage
- Schlechte Arbeitsmoral - 6 Tage
- Nicht effektive Kommunikation - 5,5 Tage
- Unzureichend geschultes Personal - 2 Tage
Beleuchtet man aber die einzelnen Aspekte dieser Kategorien näher, kann man feststellen, dass der überwiegende Teil der Produktivitätsverluste genau genommen durch „Gedankenlosigkeit“ oder „mangelndes Bewusstsein“ im Unternehmen entstehen.
Dies möchte ich kurz am Beispiel des wichtigsten Grundes für Produktivitätsverluste aufzeigen.
Folgende Aspekte lassen sich, laut Czepin/Gallup unter der Kategorie „Mangelnde Planung und Aufsicht“ einordnen:
- Nicht vorhandene, schlechte oder unangemessene Messverfahren
―> Gedankenlosigkeit in Bezug auf die Notwendigkeit einer Messbarkeit von Zielen
―> Selbstüberschätzung, Unwissenheit, Angst davor, dass die eigene Leistung gemessen wird und man damit „bewertet“ werden kann
- Ziele, die entweder zu hoch oder zu niedrig gesteckt waren
―> Gedankenlosigkeit in Bezug auf die Leistungsfähigkeit der eigenen Mitarbeiter
―> Selbstüberschätzung, Angst vor Versagen,
- Probleme, die entweder ignoriert oder nicht vorhergesehen wurden
―> Gedankenlosigkeit in Bezug auf die Notwendigkeit eventuelle Probleme frühzeitig anzusprechen
―> Angst davor, die Dinge zu hinterfragen oder Fehler einzugestehen
―> Resignation aufgrund veränderungsresistentem Umfeld oder Mitarbeitern
- Mangelnde Berichterstattung
―> Gedankenlosigkeit in Bezug auf die Notwendigkeit von Kommunikation und der Rolle unserer subjektiven Wahrnehmung
- Leistungsparameter, die entweder nicht festgelegt, oder Leistungen, die ungenügend gemessen wurden
―> Gedankenlosigkeit in Bezug auf die Notwendigkeit von Leistungsparametern
―> Selbstüberschätzung, Angst vor Bewertung,
- Planung aus einer schon vorgegebenen, meist von Natur aus verzerrten Perspektive heraus, statt mit Blick auf ein optimales Potential
―> Gedankenlosigkeit in Bezug auf die Notwendigkeit einer Planung.
―> Selbstüberschätzung, Elfenbein-Turm, Mangelnde Erfahrung
- Akzeptanz eines gewissen Maßes an routinemäßigem Versagen, das auch in Zukunftspläne eingeht
―> Gedankenlosigkeit in Bezug auf unsere Tendenz zur Trägheit
―> Resignation, Erwartungen, Einstellungen, Überzeugungen
(Quelle: Czipin-/Gallup-Produktivitätsstudie 2002)
Produktivitätsverluste führt keiner Ihrer Mitarbeiter absichtlich herbei!
Ich wage zu behaupten, dass kaum einer dieser Aspekte von Mitarbeiter und Führungskräften „absichtlich“ herbei geführt wird. Vielmehr entwickeln sich diese Ineffizienzen in Unternehmen vor allem aus der Tatsache, dass wir 95-99% unserer täglichen Entscheidungen so treffen, dass „unser persönlicher“ Energiehaushalt effizient arbeitet. Und dies ist oft genug nur bedingt effizient für unser Unternehmen in dem wir arbeiten.
Unser Unterbewusstsein benötigt für eine Entscheidung auf Basis vorhandener Erfahrungen und Gefühle nur einen Bruchteil der Energie, die sonst notwendig wäre, wenn wir jede unserer Entscheidungen auf den Prüfstand unseres Bewusstseins stellen würden.
Systematische Fehler unseres Unterbewusstseins führen zu Ineffizienz unternehmerischer Entscheidungen
Leider unterliegen wir in unseren unterbewussten Entscheidungen systematischen Fehlern, die dazu beitragen, dass wir zwar unseren persönlichen Energiehaushalt einigermaßen im Griff zu haben scheinen, aber dabei zu wenig über die Konsequenzen nachdenken, die unsere unterbewussten Entscheidungen für unser Umfeld bzw. Mitarbeiter zur Folge haben.
Systematische Fehler haben aber den Vorteil, dass wir, wenn wir diese kennen und uns in den entsprechenden Situationen ins Bewusstsein rufen, diese entweder komplett vermeiden oder zumindest abschwächen können.
Der erste Schritt: Die Schwächen unseres unterbewussten Denkens akzeptieren
Der erste Schritt in diese Richtung wäre: Sich über die Schwächen unseres unterbewussten Denkens klar zu werden und das Vorhandensein dieser Schwächen zu akzeptieren. Erst dann können wir daran arbeiten unser „bewusstes“ Denken zu verbessern.
Tag für Tag verlieren die Unternehmen viel Geld aufgrund mangelnden Bewusstseins
Und was es für ein Unternehmen bedeutet, wenn es ihm gelingt, durch ein „bewussteres“ Denken die Produktivitätsverluste seiner Mitarbeiter und Führungskräfte „nur“ um 20% zu reduzieren, kann sich bei 46 verlorenen Tagen im Jahr, jeder selbst ausrechnen.
Solange Unternehmer und personalverantwortliche Führungskräfte nicht erkennen, welche Potenziale in den Köpfen Ihrer Mitarbeiter stecken und endlich damit beginnen, das Denken der Mitarbeiter und Führungskräfte systematisch zu verbessern, solange verlieren die Unternehmen, in zunehmend dynamischen Märkten nicht nur an Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft und ihre besten Mitarbeiter, sondern Tag für Tag noch zusätzlich tausende an Euro.
Wagen Sie den ersten Schritt, akzeptieren Sie neben den vielen Stärken unseres Unterbewusstseins auch seine Schwächen und erkennen Sie das Potenzial eines "bewussten Denkens".
Erst dann versetzen Sie sich in die Lage, die einzigartige Fähigkeit des Denkens bei sich und Ihren Mitarbeitern systematisch verbessern zu können.
"Manchmal sehen wir die Dinge erst, wenn wir bereit sind sie zu sehen!"
In diesem Sinne wünsche ich allen eine erfolgreiche Zeit.
Herzliche Grüße
Florian Matt
(Bildquelle:Fotalia)