Der Blick nach vorn: Vom Fressen und Trainieren
Wachstum durch Trainieren (Bild: Raman Spirydonau / Pixabay)

Der Blick nach vorn: Vom Fressen und Trainieren

Heute möchte ich einen Gedanken aufgreifen, den Douglas Emslie jüngst im TSNN - Trade Show News Network thematisiert hat. Emslie war 25 Jahre lang CEO der Tarsus Group , bevor sie letztes Jahr an Informa Markets verkauft wurde. Er konstatiert Bedenken, dass die Messewirtschaft sich entfremdet von ihren Innovationstreibern: Weg von Unternehmer*innen, die Messen erfinden, weiterentwickeln und groß machen, hin zu Kapitalgesellschaften, die nur noch anorganisches Wachstum durch Zukäufe im Sinn haben (Bild: Raman Spirydonau / Pixabay).

Nun ist, was den FAMA geprägt hat und bis heute prägt, nämlich die inhabergeführten Familienunternehmen, nicht repräsentativ für den Messestandort Deutschland. Hier geben staatsgetragene Unternehmen mit klaren Vorgaben für Standortmarketing und Wirtschaftsförderung den Ton an. Deren innovative Zeiten liegen nun auch schon eine ganze Weile zurück. Wie groß wohl heute der Anteil an Geschäft ist, der mit Produkten (ergo: Messen) erzielt wird, die jünger sind als zehn, fünf oder gar drei Jahre?

Emslie beschreibt in seinem Artikel auch veränderte Rahmenbedingungen in Sachen Neugeschäft in den letzten Jahren. Während neue Messen früher schlicht durch Anzahlungen der Aussteller finanziert wurden, sei dies heute praktisch nicht mehr möglich. Dies habe zur Folge, dass die Großen nur noch durch Zukäufe wachsen wollen und die Entrepreneure sich erstmal auf die Suche nach kapitalstarken Investoren machen müssen.

In Gesprächen erlebe ich immer häufiger, dass sich eine gewisse Innovationsmüdigkeit breit macht. Es sei schwierig genug, die bestehenden Produkte marktgerecht weiterzuentwickeln oder digital anzureichern. Zudem seien Strukturen und Prozesse mittlerweile so behäbig geworden, dass beherzte Innovation fast unmöglich sei. Hinzu kommt, dass staatliche Gesellschafter weder das Geschäft verstehen noch Risiken einzugehen bereit sind.

Was heißt das für unser Geschäft? Emslie mahnt ein „supportive environment“ für Enterpreneure an, für Macher also. Bei uns im FAMA gibt es davon noch einige, auch darüber hinaus natürlich. Es geht um unsere Zukunft und um die unseres Geschäfts. Ob wir, wie von Emslie befürchtet, dabei tatsächlich unsere Seele zu verlieren drohen? Ich hoffe und bin mir ziemlich sicher, dass nicht. Lasst uns stattdessen diskutieren, wie dieses fördernde Umfeld aussehen muss, damit wir in Zukunft wieder mehr Messe-Innovation erleben und nicht nur vom Fressen, sondern mehr vom Trainieren zunehmen.

Katharina C. Hamma

Founder creacorp GmbH, Geschäftsführerin, COO, Expertin für internationale Messen und Veranstaltungen: Creating New Marketplaces

3 Monate

Die richtig erfolgreichen neuen Messe-/Veranstaltungsformate sind in den letzten 25 Jahren nicht von deutschen Messegesellschaften (in öffentlicher Hand), sondern von Themen Enthusiasten entwickelt worden.

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