Der demografische Wandel und die Hochschulen – was kann man tun?
Der Vorsitzende des #Wissenschaftsrats hat sich dazu geäußert
Na klar, der demografische Wandel wirkt sich auf Ausbildungsberufe, aber eben auch #Hochschularten aus. Vermutlich ist die Frage der Auswirkungen auf die Nachfrage von #Studienprogrammen so lange nicht diskutiert worden, in der Hoffnung wird schon gut gehen.
Diese Publikation des #Wissenschaftsrates zeigt, es trifft nicht alle Regionen und Programme gleichartig. Es sind Unterschiede zu erkennen.
Der Vorsitzende des #Wissenschaftsrats sagt auch, der Fokus muss weniger auf mehr Studierende, sondern jetzt auf mehr #Studienerfolg gelegt werden. Die Frage, die sich mir stellt, ist wie? Wenn nur die Noten und Abschlüsse zählen, ist Tor und Tür geöffnet für Noteninflation und Abbau von Anspruch an Kompetenzen der Studierenden. Was ist Studierendenerfolg von Studiengängen und wie kann man diesen sinnvoll messen.
Interessant finde ich auf S. 11, dass die Akademisierung der Gesundheitsberufe an einigen Studienorten entgegen dem Trend für stabile Studierendenanfängerzahlen sorgt oder sorgen kann (Studiengänge für Medizin sowieso). Dabei stelle ich mir die Frage, aus welchen Gründen es einigen Studienstandorten zu gelingen scheint, mit der Akademisierung von Gesundheitsberufen die Studierendenzahlen stabil zu halten und andere nicht diese Stabilität erzeugen können. Und aus welchen Gründen die Studiengänge für Pflegefachberufe hier größere Probleme zu haben scheinen - hier hätte ich ein paar Antworten, die vor allem in dem nicht vorhandenen Leistungserbringungsrecht für Pflegefachberufe liegen und der fehlenden gesetzlichen Festlegung autonomer Aufgabenbereiche.
Es wird deutlich formuliert, wenn man Studierendenzahlen halten oder erhöhen möchte, dass es mehr# Qualität statt #Quantität benötigt. Und #Digitalisierung ist als eine weitere Möglichkeit gesehen, Studierendenzahlen zu erhöhen. Dieses würde natürlich bedeuten, dass man sich von dem alten Präsenzmodell der letzten Jahrzehnte verabschiedet und neue Lehr-Lernmethoden einsetzt, die deutlich agiler und flexibler sind.
Ich habe noch nicht ansatzweise erlebt, dass über die Auswirkungen von #KI auf #Lehre, Lernen und Studienprogramme offen diskutiert wird, welche Veränderungen diese auch für die Rolle der Lernenden bringen, aber wie sich Studienprogramme ändern müssen bzw. werden. Auch wenn man diese Entwicklungen ablehnt und ignoriert, werden sie trotzdem stattfinden. Die Präsenzmodelle der Studienprogramme mit der Vorstellungen der Lehrenden vorne am Pult wird sich ja nicht halten lassen. Man kann mit KI ja ganze online Kurse gestalten. Ich vergleiche dieses Ignorieren der Entwicklung der KI auch in Hochschulen gerne mit den Arbeitgebenden, wie die wieder von 9 to 5 ihre Mitarbeitenden vor Ort haben wollen. Das ist auch ein altes Modell, das nicht mal die Entwicklungen der KI und Digitalisierung berücksichtigt. Meine Vermutung ist, dass die Studienorte und -programme, die diese Entwicklungen vermeiden und ignorieren, auch die Studierenden dann nicht mehr angemessen auf die Zukunft vorbereiten, weil dann ja diese Elemente auch in den Curricula fehlen werden. Deswegen bin ich ein wenig erstaunt, dass in diesem Bericht nur die Digitalisierung angesprochen wird, aber nicht die KI und Hochschulen.
Deutlich wird auch, dass die regionalen Zugehörigkeiten der #Hochschulen darüber entscheiden, wie stabil die #Studierendenzahlen sind. #Stadtstaaten scheinen es einfacher zu haben als Hochschularten in Flächenländern. Dieses spricht m.E. dafür, dass Studienorte und Studienprogramme mit geringer werdenden Studierendenzahlen sich ggf. mehr in Frage stellen und fragen sollten, welche Angebote sind warum in welchen Regionen attraktiver sind und was kann angesichts der veränderten Kohorten und Erwartungen und Anforderungen getan werden, um konkurrieren zu können. Ein "weiter so wie vor 30 Jahren" funktioniert offensichtlich nicht mehr.
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Es werden örtlich und zeitlich #flexible #Studienangebote auch für die #Fort- und #Weiterbildung und Fokussierung neuer #Zielgruppen in diesem Bericht angemahnt. Hier ist aber die Erfahrung, dass sowohl #Hochschulrechte, #Lehrverpflichtungsordnungen etc. im Grunde unflexibel genau diese Angebote nicht ermöglichen bis hin zur Ablehnung von hybriden #Studienangeboten. Aber so scheint es durch die Publikation: das 100% Präsenzmodell mit entsprechenden Lehrverpflichtungsordnungen etc. scheinen nicht mehr in die Zeit zu passen und verhindern offensichtlich, dass man neue #Zielgruppen für die Hochschulen erschließen kann. Vermutlich haben es die #Hochschulen einfacher, die vermutlich die privaten Hochschulen, die freiere und offenere Studienangebote ermöglichen. Das zeigt diese Publikation eben auch. Die Nachfrage an #privaten #Hochschulen steigt. Es scheint so, dass diese etwas besser können als die staatlichen Hochschulen. Das wird in dieser Publikation angeraten. Von diesen abzuschauen, was sie besser können.
Es werden #Personalstrategien angemahnt. Auch dieser Passus ist gerechtfertigt, da es auch hier so erscheint, dass noch mit #Denkmustern der letzten #Jahrzehnte angenommen wird, dass die Menschen sich schon auf Stellen bewerben werden oder als Nachwuchskräfte diese ständige Unsicherheiten ertragen werden. Hier stellt sich vermutlich die Frage der Hochschulen als attraktive #Arbeitsorte.
#Internationalisierung wird als wichtiger Punkt genannt, in dem aber Arbeit investiert werden muss. Ich denke, man kann sich hier gut erfolgreiche Modelle aus englischsprachigen Ländern abschauen, wenn dort bspw. bereits Fakultäten eigene International Offices haben mit personellen Ressourcen. Meist erfolgt Internationalisierung an Fakultäten ja eher nebenbei, als nice to have but not to support.
Schließlich auch das Thema, ob und wie Hochschularten zukunftsfeste #Studienprogramme vorhalten und anbieten. Nachfrageschwankungen dürften nicht zu kurzfristigen Einsparungen führen.
Als Professorin und Hochschulangehörige fehlen mir offene und vorbehaltlose Diskussionen über die Zukunft von Hochschulen, welche Lösungen bei sinkenden Studierendenzahlen möglich wären. Auch die Frage, welche Studienprogramme sind angesichts der zukünftigen Entwicklungen und Anforderungen sinnvoll und machen für die Schulabsolventinnen und Schulabsolventen einen Nutzen oder Sinn? Oder: wie kann man sich für andere Zielgruppen öffnen, damit auch akademische Fort- und Weiterbildung als integrierter Auftrag verstanden wird? So ist es international nicht unüblich, dass in Health oder Nursing Science Master- und/oder Phd-Degrees berufsbegleitend und komplett online angeboten werden. Es gibt ganz offensichtlich benachteiligte Regionen, die sich dann die Frage stellen müssen, wie sie mit starken Regionen konkurrieren und was sie wie anders anbieten sollten, um attraktiv zu sein. Dieser Bericht gibt einige Hinweise, an welchen Stellen Analyse- und Entwicklungsmöglichkeiten vorhanden sind, auch wenn auch m.E. das Thema der Auswirkungen der KI auf Lehre und Studium unterrepräsentiert ist, denn wie gesagt, nur weil man diese Themen nicht diskutiert, verschwinden sie nicht.
Hier der Bericht: