Der Energiemarkt verändert sich: Abschaffung der Preise für Peak- und Off-Peak-Zeiten?
Die Energiewende führt zu einer sich schnell wandelnden Energielandschaft. Kohlekraftwerke werden durch Wind- und Solarenergie ersetzt. Dadurch werden wir immer abhängiger von den Wetterbedingungen. Es ist daher wichtig, die Energieverbraucher:innen für eine zunehmende Bedeutung des Ausgleichs von Angebot und Nachfrage zu sensibilisieren. Schließlich tragen wir mit unseren Solarmodulen und Elektroautos zunehmend zur Überlastung und zum Ungleichgewicht des Stromnetzes bei.
Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage ist für den Erfolg der Energiewende von großer Bedeutung. Das heißt, dass wir so viel Energie wie möglich zu den Zeiten verbrauchen sollten, in denen die (erneuerbare) Stromerzeugung am größten ist. Das kann beispielsweise nachmittags an einem Tag zwischen 14:00 und 17:00 Uhr sein und an einem anderen Tag nachts zwischen 01:00 und 04:00 Uhr. Was definitiv nicht mehr gilt: die traditionellen Peak- und Off-Peak-Zeiten.
Off-Peak-Zeiten am Nachmittag
An Wochenenden und an Wochentagen zwischen 20:00 und 08:00 Uhr gilt in Deutschland für Energieverbraucher:innen nach wie vor ein Off-Peak-Tarif. Die Off-Peak-Zeiten wurden einst eingeführt, um sicherzustellen, dass konventionelle Kraftwerke so lang wie möglich auch nachts laufen können, weil dies rentabler ist. Diese traditionellen Zeiten verzerren jedoch zunehmend den Markt. So führt das Angebot an Solarstrom dazu, dass sich die Off-Peak-Zeiten regelmäßig in den Nachmittag verschieben.
Die nachstehenden Heatmaps mit den stündlichen EPEX-Preisen zeigen, dass im Jahr 2022 im Zeitraum von April bis Oktober (sowie im Jahr 2023 im April, Mai und Juni) mehrere "Off-Peak-Zeiten" in den Nachmittag fielen. Wir interpretieren die Off-Peak-Zeiten in diesem Fall nach der traditionellen Methode als die acht Stunden, in denen die Durchschnittspreise aufgrund einer geringeren Nachfrage am niedrigsten sind.
Zur Veranschaulichung: Die traditionelle Off-Peak-Zeit zwischen 06:00 und 07:00 Uhr gehört in keinem Monat zu den acht günstigsten Stunden im Durchschnitt. Sollte man diese Zeit trotzdem als Off-Peak-Zeit bezeichnen und damit indirekt den Energieverbrauch zu dieser Zeit fördern?
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Preis in der Peak-Zeit zunehmend niedriger als Preis in der Off-Peak-Zeit
Bei den Preisen in der Heatmap handelt es sich nur um Monatsdurchschnitte - auf Tagesebene sind die Unterschiede noch größer. So kommt es regelmäßig vor, dass ein starkes Angebot an Wind- und Solarenergie während der traditionellen Peak-Zeiten tatsächlich zu niedrigeren Preisen führt, während ein Mangel an Wind und Sonne in der Nacht während der Off-Peak-Zeiten zu höheren Preisen führt. Im April 2023 gab es zum Beispiel mehrere Tage, an denen der durchschnittliche Peak-Preis niedriger war als der Preis für die Off-Peak-Zeit.
In einem funktionierenden Energiemarkt mit zunehmend wetterabhängiger Stromerzeugung ist der Ausgleich von Angebot und Nachfrage entscheidend. Solange es nicht möglich ist, große Mengen an Strom zu speichern, sollten Energieverbraucher:innen, von großen Industrieunternehmen bis hin zu Privathaushalten, einen Anreiz haben, Energie so oft wie möglich zu Zeiten zu nutzen, in denen die Stromerzeugung reichlich oder sogar im Überfluss vorhanden ist.
Regelenergiemärkte
Großverbraucher:innen haben diese Möglichkeit schon seit Jahren. Sie können ihren Verbrauch nach Möglichkeit verlagern, um von den niedrigeren Stundenpreisen zu profitieren und indirekt zum Ausgleich des Energienetzes beizutragen. Dieser Beitrag kann auch direkt sein, wenn Industriestrom auf den Regelenergiemärkten eingesetzt wird. Dies sind die Märkte für Ausgleichsleistung, Primärreserveleistung (FCR), Regelleistung (aFRR), Reserveleistung (mFFRsa) und Notstrom (mFRRda).
Auf diesen Ausgleichsmärkten werden sekundengenaue Steuersignale gegeben, um Defizite und Überschüsse zu handeln und das Stromnetz im Gleichgewicht zu halten. Scholt Energy setzt zu diesem Zweck unter anderem Großbatterien ein, aber auch Windparks, Kühl- und Gefrierhäuser und ein Industriesalzbad werden strukturell genutzt. Um dies zu fördern, erhalten Unternehmen, die Regelenergie anbieten können, Markterlöse oder eine Vergütung vom Übertragungsnetzbetreiber.