‚Der größte Feind des Drahtseils ist die Biegung‘
So spannend können Drahtseile sein! – Aus dem Wirtschaftstreff der Zukunftsregion Westpfalz bei Verope in Contwig gingen die Teilnehmer, mich eingeschlossen, sehr viel klüger wieder nach Hause. Wir erfuhren, wie speziell die Drahtseile auf die Anwendungsfälle ausgerichtet sind, wie deren Lebensdauer zum einen simuliert zum anderen getestet wird. Wie ein eigener Bereich des Unternehmens – KV R&D – sich permanent um die Weiterentwicklung der spezialisierten Drahtseile kümmert. Danke, Arne Schwöbel , dass ich dabei sein durfte.
Bei Verope Service Center GmbH werden die Drahtseile konfektioniert, das heißt auf die erforderliche Lieferlänge zugeschnitten und deren Enden präpariert. Die Lage in der südlichen Westpfalz ist optimal, berichtet Geschäftsführer Willi Friesen: Die Infrastruktur ist hervorragend, die europäische Verkehrsanbindung ebenso; nicht zuletzt können die europäischen Häfen gut erreicht werden. Verope liefert an Kranhersteller und Endkunden – etwa für die Hafenindustrie, für Offshore-Anlagen, den Tagebau. Das Spektrum reicht ansonsten von kleinen Winden für Hubschrauber, Seile für die Schleusentore im Panamakanal bis zum Fahrstuhl des Eiffelturms. Produziert wird im Ausland, Händler gibt es in 63 Ländern, von Brasilien über Singapore bis nach Indien.
Weiterentwicklung Drahtseil: fester, leichter, nachhaltiger
Die gezielte Weiterentwicklung der Trag- und Hebeseile begann mit der Frage, wie sich die Vorteile von Faserseilen (redundant: reißen nicht gleich komplett durch) und Eisenketten (hohe Tragkraft) verbinden lassen. Zuerst wurden die Litzen, also die ineinander verdrehten einzelnen Drähte, um einen Kern angeordnet, erzählt Marc Fuhrmann, R&D-Leiter. Die Anordnung wurde immer wieder verbessert, bis hin zum Anfüllen mit Kunststoff.
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Heute gibt es in der Verope Entwicklung Versuche mit Seilen nur aus Kohlenstoff, also Kunststoff. Das macht die Seile leichter, was bereits ein Vorteil ist, und erweitert die Einsatzmöglichkeiten. Überhaupt werden neue Materialien getestet, Sensoren in den Seilen, ebenfalls nachhaltige Verfahren, etwa abbaubare Schmierstoffe, recyclebarer Kunststoff, grüner Stahl.
Simulation eines Kransystems - zum Ermitteln der Lebensdauer
Das KV R&D Center arbeitet viel mit der Hochschule Kaiserslautern zusammen. Daraus entstanden ist auch die Software zur Simulation eines Kransystems. Denn Sicherheit ist oberstes Gebot. Und: ‚Der größte Feind des Drahtseils ist die Biegung‘, wie es Marc Fuhrmann griffig formuliert. Simuliert wird der Einsatz der unterschiedichen Seile am Kran - Halteseil, Verstellseil, Hubseil. Um daraus die Lebensdauer zu ermitteln.
Richtig zur Sache geht es bei den Zerreißproben im Drahtseilcheck, auf einer 17 Meter langen Bank, wo 250 t auf 50 mm dicke Drahtseile wirken. Weiterhin wird das Laufen in der Seilscheibe getestet für die Förderseile in Aufzügen, nicht zuletzt werden auch einzelne Litzen überprüft.