Der letzte Schopf
Diese Schopftür ist eine der letzten ihrer Art. Der Schopf hat ausgedient. Auch der Leiterwagen ist aus dem Schopf verschwunden. Und die Grasrechen und der klappbare Blechtisch, der im Sommer vor dem Haus stand. Das rostige Fahrrad wurde letztes Jahr entsorgt. Der Davoser Schlitten hatte rostige Kufen. Der Sperrmüllwagen nahm ihn mit. Die wasserbetriebene Wäscheschleuder, die Jahre lang zuhinterst im Schopf stand, holte ein Bauer. Er wird sie vor seiner Maiensässhütte aufstellen, mit Erde füllen und Geranien darin pflanzen. Lange Zeit standen im Sommer in einer Reihe alte Glasfenster im Schopf. Sie deckten im Frühjahr die empfindlichen Keimlinge in den Gartenbeeten. Ein Sack Kohle war auch noch da. Und an der Wand hingen Veloschläuche und eine Rebschere. Und ein Setzholz mit blecherner Spitze. Ein Scheitstock mit eingeschlagener Axt ohne Stiel stand neben der Tür. Ein an die Wand genageltes Holzbrett war ein Gestell. Darauf standen Büchsen vom Knorrli und darin eingetrocknete Pinsel. Man hörte auf den Zaun zu streichen, denn er wurde abgebrochen, weil die Strasse verbreitert wurde. Das beschloss der Gemeinderat. Auch die Himbeeren mussten weichen. Sie rentierten nicht mehr. Ebenso wenig wie der Kiesweg. Die hölzerne Treppe im Haus daneben war ausgetreten. Asylbewerber gingen darauf auf und ab, bis der grosse Bagger kam. Jetzt sind die Asybewerber anderswo und nun «formieren sich vier scharfgeschnittene schlichte Baukörper windmühlenartig mit 21 Wohneinheiten» eine über der anderen um den zentrierten Strassenbrunnen.