Der Star war das Team – mein EM-Rückblick
Gut drei Wochen sind nun vergangenen nach unserem sehr ärgerlichen Ausscheiden nach der Gruppenphase der EURO 2020. Einer Europameisterschaft, bei denen vor allem die Teams im Vordergrund standen, die über einen herausragenden Teamspirit verfügten – allen voran der spätere Europameister Italien. Und auch bei uns war das Team der Star, und der Teamgeist das Erfolgsrezept. Zeit für einen Rückblick.
Ein Wort: Glückgefühle.
Was mir direkt in den Kopf schießt, wenn ich zurückdenke? Schon bei der Ankunft des Mannschaftsbusses vor der ersten Partie gegen Portugal am Stadion jubelten uns tausende Fans zu – also ob wir die EM schon gewonnen hätten. Beim Warmlaufen im Stadion schließlich überkamen mich endgültig Glücksgefühle. Das ging unter die Haut! Endlich wieder ein volles Stadion, endlich wieder eine echte Fußballatmosphäre. Man hat die Vorfreude auf die EM bei allen Beteiligten förmlich gespürt. Für uns ein Glückgriff. Ein phänomenaler Antrieb. Die heimischen Fans haben uns von der ersten Aktion an gepusht und zusätzliche Energie freigesetzt. Beinahe jede gelungene Aktion wurde von unseren Zuschauern euphorisch gefeiert und hat uns ein Gefühl der Stärke und Sicherheit auf dem Platz vermittelt: „Wir können was reißen!“ Es war ein fantastisches Gefühl. Diese Energie, die Unterstützung von den Rängen und das gut funktionierenden Teamgefüge hat uns dazu verholfen, über uns hinauszuwachsen. Wir waren in allen drei Partien ein mehr als ebenbürtiger Gegner und haben gegen zwei von drei Teams aus der vermeintlichen Todesgruppe mit Deutschland, Frankreich und Portugal gepunktet.
So ein überragender Teamspirit wie bei der EM kommt natürlich nicht von alleine. Es entsteht durch gemeinsame Erfahrungen, Diskussionen und auch Rückschläge.
Schwächen zeigen – und positiv kommunizieren
In der letzten Trainingswoche vor dem EM-Start haben wir uns als Team zusammengesetzt und uns über unsere Emotionen und Gefühle ausgetauscht. Wir haben uns bewusst eingeschworen und gemeinsame Ziele gesetzt. Wir hatten nichts zu verlieren. Wir wollten die Fans mitnehmen und die gegnerischen Angriffe aggressiv verteidigen, um immer wieder selbst nach Ballgewinnen mutig nach vorne zu spielen. Das Besondere: Wir haben uns offen und ehrlich gesagt, dass jeder darf Fehler machen und auch Schwäche zeigen darf. Denn keiner sollte sich verstecken oder Negativität ausstrahlen. Und so kam es: Auf dem Platz waren wir positiv und gaben uns dadurch gegenseitig ein gutes Gefühl. Sei es bei einer gelungen Defensivaktion oder in einer kurzen Spielunterbrechung. Wir kommunizierten so viel es ging und vermittelten uns gegenseitig Selbstvertrauen. So hat jeder in seinem Bereich Verantwortung übernommen und etwas zum Teamerfolg beigetragen.
In all unseren internen Mannschaftsbesprechungen haben wir offen kommuniziert und Gefühle ausgetauscht. Dazu ein Beispiel: Es gab einen Spieler, der zu großen Respekt vor einem unserer Führungsspieler hatte - und sich daher nicht getraut hat, taktisch auf Augenhöhe mit ihm zu diskutieren. Dann wurde darüber gesprochen, der Führungsspieler hat seinen Standpunkt erläutert und beide haben positive Schlüsse daraus gezogen. Das vorher teilweise ängstliche Agieren des Spielers auf dem Platz war nach diesem Gespräch weg und es entstand ein insgesamt noch engeres und vertrauteres Miteinander. Diese Ehrlichkeit und das zeigen von Schwäche hat die Truppe zusammengeschweißt.
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Teamspirit als Faktor X bei dieser EM
Schwäche und Gefühle zu zeigen, kann das Teamgefüge schließlich langfristig stärken. Seine Gefühle muss man allerdings nicht vor dem gesamten Team kommunizieren. Führungsspieler sind hier gefragt. Sie müssen Einzelgespräche mit allen suchen. Ein Leader sollte mit einzelnen Spielern und dem Trainerteam ständig im Austausch sein.
Ein guter Teamspirit ist gerade für kleinere Teams extrem wichtig, um sportlich konkurrenzfähig zu sein. Denn bei großen Teams ist dieser Faktor nicht immer so ausgeprägt - und darin liegt dann die Chance der kleinen Teams. Ohne diesen Teamspirit wären unsere Leistungen bei der EM somit nicht möglich gewesen. Auch andere Nationen wie die Schweiz, Tschechien, Dänemark und auch das Topteam aus Italien überzeugten mit einem herausragenden Teamgeist, der ihnen zu sportliche Höchstleistungen und Italien sogar zum EM-Titel verhalf.
Parallelen auch zur realen Businesswelt
Was kann eine Führungspersönlichkeit tun um diesen Spirit aufzubauen, sei es im Fußball oder auch in der Berufswelt? Aus meiner Sicht ist die richtige Kommunikation entscheidend. Eine offene Kommunikation kann viele Dinge aufdecken und der Schlüssel für ein harmonisches Miteinander und ein gutes Teamgefüge sein.
Ein erfolgreiches Team hat aus meiner Sicht zudem mehrere Führungskräfte. Im Fußball gibt es in jeder Mannschaft einen Kern innerhalb des Teams, den sogenannten Mannschaftsrat. Dieser sollte nicht nur in der Vorbereitung der Saison offen mit allen Spielern kommunizieren, sondern diese besondere Verantwortung über die ganze Saison hinweg leben und praktizieren. Nur so entwickelt sich aus individuellen Motiven, unterschiedlichen Stimmungen und sogar Rückschlägen ein gut funktionierendes Team mit einem effektiven Miteinander. #willi
Let Go and Just Play | Empowering Young Athletes in Elite Sports
3 JahreWeiterhin alles Gute und eine erfolgreiche Saisonvorbereitung 👍🍀