Der unerwartete Kampf zwischen Home-Office und Bürozwang: Ein tiefersitzender Konflikt in unserer modernen Arbeitswelt.
Warum fühlen sich so viele von uns in der Entscheidung zwischen Bürozwang und der Freiheit des Home-Office gefangen?
Dieser tiefgreifende Konflikt in unserer Arbeitskultur hat keine eindeutigen Gewinner, nur tiefe Enttäuschungen auf beiden Seiten. In dem folgenden Newsletter Beitrag erforschen wir die subtilen, oft übersehenen Gründe hinter diesem Phänomen und bieten vier konkrete Schritte, um eine Balance zu finden, die allen gerecht wird.
Entdecke mit mir, was wirklich hinter den Kulissen der modernen Bürodebatte gespielt wird.
Kaum ein Thema spaltet unsere Arbeitswelt so wie die Frage Home-Office oder Bürozwang? Dabei spricht sich gerade eine etwas breitere Masse für das Homeoffice aus.
Dabei wird der Zwang ins Büro zu kommen von vielen sehr kritisch betrachtet:
Gleichzeitig werden Home-Office Unternehmen fast schon verherrlicht. Denn sie...
Aber die Situation so klar wäre warum sprechen wir dann über die zwangsrückkehr ins Büro? Sind es nur ein paar blöde fehlgeleitete Führungskräfte, die den Knall der Neuzeit noch nicht gehört haben?
Oder steckt vielleicht viel tiefer eine unangenehme Wahrheit? Ist die Antwort am Ende doch verzwickter als angenommen und wir machen es uns mit Führungskräfte-Bashing einfach nur leicht? Keine Sorge, nichts liegt mir ferner als pro Bürozwang zu argumentieren.
Ich möchte aber auch mehr Mehrwert liefern als die Antwort mit der "goldenen Mitte". Vielmehr möchte ich aufzeigen, was hinter der Diskussion wirklich steckt. Jeder von uns muss schmerzhafte Trade-Off Entscheidungen treffen. Denn ohne kommen wir aus dem Dilemma nicht heraus.
Denn die wahren Gründe liegen viel tiefer und darüber wird oftmals nicht gesprochen.
Denkanstoß #1: Bürogebäude als Status Symbol der Neuzeit
Bürogebäude sind schlicht und ergreifend Status Symbole. Das ist nichts neues und wird, weil es so trivial klingt, oftmals unterschätzt. Ich selbst habe 6 Glasfaser Startups aufgebaut. Wenn immer ich zu einem bestimmten Zeitpunkt noch kein Büro hatte, so fiel es uns merkbar schwerer neue Mitarbeiter zu rekrutieren. Sobald ein repräsentatives Büro da war, war dies plötzlich deutlich einfacher.
Insofern stimmt im Zusammenhang mit der Bürozwang vs. Home-Office Diskussion. Beim Einstieg von Mitarbeitern wird viel Wert auf ein großartiges Büro gelegt. Nach einiger Zeit beobachten wir aber, dass keiner mehr ins Büro kommen möchte.
Denkanstoß #2: Das eigene Büro mit dem großem Schreibtisch ist besonders wichtig.
Für viele ist das Strebe nach Status einer der wesentlichen Gründe Führungskraft zu werden. In diversen Persönlichkeitstest spielen Status Symbole eine große Rolle als Motivator für viele Menschen. Das kann der große Schreibtisch oder das dicke Auto sein. Statussymbole aber auch übergreifend unabhängig einer Karriere tief verankert.
Nach der Corona Pandemie kommen einfach deutlich weniger ins Büro kommen als vorher. Das ist nichts neues und genau der Auslöser für die Bürozwang vs. Home-Office Diskussion.
Home-Office nimmt diesen Mitarbeitenden etwas das ihnen sehr wichtig ist. Das mögen manche ablehnen. Dennoch ist das Streben nach Status gleich dem Bedürfnis nach Harmonie. Ich möchte nicht zu stark in Persönlichkeitstest oder die Kritik dieser gehen, aber ich hoffe der Punkt ist klar.
Diese Bedürfnisse nun kategorisch nicht ernst zu nehmen, führt zu einer Gegenreaktion. Möglicherweise ist die Welle des Bürozwang teilweise auch dadurch begründet?
Es gibt Menschen denen Status sehr wichtig ist und dadurch Führungskräfte geworden sind. Sie haten nun jahrelang nicht die Chance diese Status Symbole zu zeigen. Das Ergebnis: Zurück ins Büro. Schaut wie großartig mein Schreibtisch ist. Warum können diese das so einfach tun? Naja, ist es ist halt der Chef oder die Chefin.
Du kritisierst das? Gut, dann macht Karriere und ändert es. Das trifft leider einen anderen Punkt: Zu wenige von uns werden aus den richtigen Gründen Führungskräfte. Zu wenige sind dann auch nicht gut.
Denkanstoß #3: Standortschließungen und Standortverlagerungen sind ein beliebtes Personalabbauinstrument
Eine andere Erfahrung, die ich gemacht habe, hat mit Personalabbau zu tun. Standortveränderungen führen dazu, das Mitarbeitende einen längeren Fahrtweg haben. Je unangenehmer das Arbeitsumfeld, desto höher die Wahrscheinlichkeit Mitarbeitende loszuwerden. Stellenstreichungen gibt es derzeit branchenübergreifend, weltweit.
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Denkanstoß #4: Führung braucht (räumliche) Nähe
Ein anderer Aspekt ist, das effektive Führung räumliche Nähe benötigt. Natürlich nicht immer und nicht dauerhaft, aber es bedarf einen dividuellen Anteil an Nähe.
In der Business Welt stehen wir im Wettbewerb zu anderen Unternehmen. Das liegt auch ein Stückweit in der Natur der Sache. Habe ich das Ziel hier erfolgreich zu sein, dann möchte ich ein Team haben mit einer möglichst hohen Performance. Was auch immer das im Einzelfall bedeutet.
Um im Wettbewerb zu bestehen, müssen wir im Team arbeiten. Dies ist genau der Grund, warum Menschen seit Jahrtausenden Unternehmen gründen. Ohne den Teamgedanken, könnte auch jeder Freelancer sein.
In Teamsportarten hinterfragt niemand warum ein Team räumlich zusammen trainieren muss. Auf einem hohen Leistungsniveau verbringen Teammitglieder sogar Wochen und Monate eng zusammen.
Im elektronischen Sport (ESport), wird eigentlich nur Computer gegeneinander gespielt. Es sollte kaum eine Rolle spielen ob 5 Menschen die Computer spielen im selben Raum sind oder nicht. Dennoch lässt sich unter den Topteams genau das beobachten. Teammitglieder werden weltweit zusammengebracht und leben sogar in einer WG zusammen.
Aus meiner Erfahrung ersetzt nichts eine 2-stündige Flipchart Session. Nicht online, sondern zusammen in einem Raum. Dies ist effizienter und spannender als in 100 Stunden Konzepte lesen, die Alternative.
Eine wesentliche Führungsaufgabe ist es aus einzelnen Individuen ein Team zu bilden. Hierbei scheint räumliche Nähe eine Rolle zu spielen. Auch braucht Feedback. Das lässt sich vor Ort besser wahrnehmen.
Denkanstoß #5: Räumliche Nähe kaschiert die Fähigkeiten schlechter Führungskräfte
Führung ist einfacher, wenn man in einem Raum ist. Traurige Wahrheit: Viele unserer Führungskräfte sind schlecht. Räumliche Nähe kaschiert dies ein Stück. Ihre Schwächen fallen nicht so stark auf und diese Führungskräfte müssen sich nicht verändern.
Schlechte Führungskräfte wissen nicht, was ihre Mitarbeitende können. Heuristiken der Vergangenheit werden zu Rate gezogen. Je mehr der Mitarbeitende im Büro anwesend ist, desto besser muss er sein. Auch stimmt leider, je häufiger mir jemand über den Weg läuft, desto einfach ist das Delegieren von Aufgaben.
Erkennen von Stärken oder Delirieren von Aufgaben ist mit räumlicher Nähe einfacher. Gleichzeitig haben viele Führungskräfte nie gelernt dezentrale Teams zu führen. Hier besteht besonders bei denen die eine klassische Konzernkarriere gemacht haben Nachholbedarf. Aber auch für allen anderen gilt: Führung ist eine Berufung und Lebensaufgabe. Du wirst nie perfekt sein, sondern jeden Tag scheitern. Gute Führungskräfte lernen daraus, schlechte bleiben, wo sie sind.
Gleichzeitig hilft es auch nicht jetzt einfach eine vermeintlich schlechte Führungskraft für alles verantwortlich zu machen. Wenn die Führungskraft räumlich-nah sehr gut führen kann, warum sollten wir dieses Potenzial nicht als Chance wahrnehmen? Mehr dazu unten im Fazit.
Denkanstoß #6: Führungsarbeit braucht Nähe, aber inhaltliche Arbeit braucht vollem eins: Ruhe
Ich habe bisher viel über Führung gesprochen. Doch was ist mit der inhaltlichen Arbeit? Ein high Performance Team ohne Leistung zu bringen, hilft auch nichts. Führungsarbeit braucht Nähe, aber inhaltliche Arbeit braucht vollem eins: Ruhe.
Es stimmt, wir müssen auf den unterschiedlichen Ebenen der Hierarchie ein Team werden. Vieles hat mit Vertrauen zu tun. Vertrauen entsteht nicht durch Distanz, sondern durch Nähe. Aber räumliche Nähe per se ist weder Garant für das eine noch für das andere.
Mein Fazit - Solange wir die falschen Fragen stellen, werden nie die richtigen Antwort finden
Die Bürozwang vs. Home-Office Diskussion ist vielschichtig. In diesem Newsletter habe ich nur einen Teil der Facetten angesprochen. Zusätzlich ist jedes Unternehmen mit ihren Mitarbeitenden individuell. Es hilft also wenig pauschale Aussagen zu tätigen. Jedes Unternehmen muss für sich viele Trade-Off Entscheidungen treffen. Die Headline dazu mag „Führung versus inhaltliche Arbeit“ heißen. Jedoch sind die Zusammenhänge viel tiefgreifender.
Ich hoffe ich habe ein Stückweit mit meinen Erfahrungen, die Augen für eine andere Perspektive geöffnet. Behaltet diese Punkte einfach im Hinterkopf.
Meine persönliche Meinung?
Für mich ist die Frage Bürozwang oder Home-Office die Falsche. Fakt ist, wir sind soziale Wesen und brauchen räumliche Nähe. Dennoch sprechen so viele Aspekte für Home-Office. Für mich ist vielmehr die folgende Frage.
Warum kommen Mitarbeitende nicht gerne ins Büro? Ist der Mehrwert, den die Führungskraft bietet, so gering? So gering, dass es sich nicht lohnt eine Fahrzeit aufzunehmen? So gering, das hinterfragt wird ob ausreichend Vertrauen besteht.
Fühlest du dich als Mitarbeiter im Büro gewertschätzt? Oder siehst du deine Führungskraft eh kaum und wenn, dann wirst du belanglos zu getextet?
Wie nutzt du als Führungskraft deine Zeit im Büro. Arbeitest du konsequent daran aus deinem Team ein wirkliches Team entstehen zu lassen? Bist du in diesem Sinne eine Führungskraft oder tust du nur so als ob?
In diesem Sinne,
viele offene Fragen, wenig endgültige Antworten. Go 4 it :)
Oliver
PS: Du möchtest mehr solcher Beiträge zum Thema Führung? Gib gern Bescheid!
Kartellrechtsanwalt
8 MonateZu #5: schlechte Führungskräfte brauchen vor allem Mitarbeitende in Präsenz, bei denen sie sich „aufschlauen“ oder gar die Arbeit abholen können, um sie dann zu unterzeichnen. Und dann muss man ja auch noch das eine oder andere Mal nachfragen…