In der Weiterbildung frisst das Peer-Feedback jedes Coach-Feedback zum Frühstück
Als wir letztes Jahr die Business War Games konzipiert haben, waren zwei Punkte von Anfang an klar:
- Die Teilnehmer machen jeden Tag eine Challenge.
- Die Ergebnisse der Challenge werden von uns bewertet. Wir haben Erfahrung, wissen worauf es ankommt. Und so wird es ja in Trainings auch immer gemacht — die Teilnehmer machen etwas, der Coach bewertet.
Scheiße waren wir arrogant — wir haben uns so wichtig genommen und lagen sowas von falsch.
Angriff der Klonkrieger
Denn was ist die Konsequenz, wenn ein Trainer dich beobachtet, dir Methoden und Hinweise gibt und dann bewertet ob du dich verbessert hast?
Du wirst sein Klon.
Er wird dich bewusst oder unbewusst danach bewerten, wie gut du seine Methoden adaptierst und anwendest.
Auch wenn er natürlich sagen (und auch glauben) wird, dass er ganz neutral bewertet. So funktionieren Menschen aber nicht.
Und Schritt für Schritt wirst du anfangen, ihn zu kopieren.
Aus Sicht des Coaches ist das ja auch gar nicht verkehrt. Für ihn haben seine Methoden super funktioniert (oder auch nicht, gibt genug Rattenfänger).
Aber was hat das mit dir und deiner Realität zu tun?
Gar nichts.
Was für dich funktioniert und was nicht, musst du selbst herausfinden — das kann dir niemand beibringen.
Und wenn du wissen willst, wie gut du bist, wäre es schon ganz schön naiv, wenn du auf die Meinung einer einzigen Person vertraust.
Egal wie viele Zertifikate diese Person hat und auf wie vielen Bühnen die schon gestanden hat.
Du brauchst so viele Meinungen wie möglich, um dich einschätzen zu können.
Eigentlich doch logisch, oder? Warum wird dieser Fakt weder in der Schule noch in der Uni oder in der beruflichen Weiterbildung berücksichtigt? Immer ist es eine Person — Lehrer, Prof, Coach — die dir sagt, ob du gut oder schlecht bist und was du machen musst, um besser zu werden.
Peer-Feedback > Coach Feedback
Und auch wir sind in diese Falle getappt, als wir das Business War Game konzipiert haben. Aber wir haben aus unseren Fehlern gelernt. Wir bewerten mittlerweile gar nichts mehr.
Wir haben ein Peer-Feedback eingeführt. Jeder Teilnehmer bewertet jeden Tag zwei andere Teilnehmer und wird von zwei anderen bewertet.
Ganz wichtig: das Peer-Feedback muss anonym abgegeben werden. Diese “keiner-tut-sich-weh-im-Stuhlkreis” Mechanik, wie sie in jedem Workshop entsteht, führt zu unehrlichem Feedback.
Das Ganze läuft in einem rollierendem System. Das heißt, über die Zeit wird jeder von jedem bewertet. Wir greifen zu keinem Zeitpunkt ein.
Wer möchte, kann sich Rat beim Mentor holen
Ganz allein lassen wir die Teilnehmer aber auch nicht. Es gibt für jede Klasse einen Mentor. Der gibt jede Woche Feedback und steht den Teilnehmern in Einzelgesprächen zur Seite.
Der Mentor gibt Tipps und Hinweise, wie das Feedback der anderen Teilnehmer vielleicht einzuordnen ist. Er stellt auch Methoden bereit, die die Teilnehmer ausprobieren können. Aber die Einschätzung des Mentors hat keine Auswirkungen auf das Game. Und ob die Teilnehmer die Methoden nützen und die Tipps annehmen, bleibt ihnen selbst überlassen.
Der Mentor ist übrigens auch kein Mitarbeiter der Punk Academy. Es ist immer ein Business War Game Veteran. Also ein ehemaliger Teilnehmer, der den harten Weg selbst gegangen ist und entsprechend die Schwierigkeiten und Ängste der Teilnehmer aus eigener Erfahrung kennt.
Außerdem ist der Mentor auch keine Pflicht. Die Teilnehmer können auch komplett auf ihn verzichten.
Peer Feedback frisst das Coach Feedback zum Frühstück
Der Wechsel zum Peer Feedback war der richtige Schritt.
Die Bewertungen sind viel näher an der Realität und die Teilnehmer entwickeln sich um ein vielfaches besser als bei reinem Coach Feedback.
Durch die ständig wechselnden Bewerter lernen die Teilnehmer auch, dass die eigene Leistung von verschiedenen Menschen unterschiedlich bewertet werden kann und dass es entsprechend ein wichtiger Skill ist, sich auf unterschiedliche Zielgruppen einstellen zu können.
Kopiert uns!
Wir glauben, dass sich jeder Trainer von der eigenen Arroganz verabschieden und kapieren sollte, dass andere genauso gut beurteilen können wie gut oder schlecht jemand ist.
Eure Methoden haben für euch geklappt. Aber was ihr wirklich gelernt habt ist doch, dass man seinen eigenen Weg finden muss! Also passt eure Lernmethoden doch entsprechend an!
Wenn ihr Unterstützung dabei braucht, wir sind da :D
www.punk.academy
Wenn die Regel Ausnahmen hat, muss die Ausnahme die Regel sein.
6 JahreNoch zu viele Coaches denken sie sind gut.