Trotz Wachstum hungrig bleiben — wir glauben, dass es geht
“Cooler Spirit und spannende Organisationsmodelle. Aber wenn ihr erst mal wachst, dann bricht das ganz schnell in sich zusammen.”
Klassische Aussage im New Work Kontext. Meistens von Konzern-Leuten in Richtung Start Ups:
Das Schlimme: oft haben diese Schwarzmaler recht. Aus agilen, leistungsfähigen und innovativen Start-Ups wird durch starkes Wachstum, oft ein lahmer, uninspirierter und zerstrittener Haufen.
Haben wir Schiss, dass der Punk Academy etwas ähnliches blüht? Aber sowas von!
Das Ziel: Jedes Jahr zur Rookie-Season machen
Noch ist alles im Flow. Wir teilen eine Vision, sind motiviert, hungrig und haben einige echt coole Regeln für unsere Zusammenarbeit festgelegt. Wir glauben: das sind die Gründe für unseren Teamspirit und unsere Leistungsfähigkeit.
Aber wenn man sich einige unserer Zusammenarbeits-Regeln ansieht, könnte sich ein starkes Wachstum als echter Killer für unsere Unternehmenskultur herausstellen:
- Keine Urlaubsregelung — jeder in der Punk Academy kann so viel Urlaub nehmen wie er/sie will. Ein New Work Klassiker. Tatsächlich haben auch einige größere Firmen (Virgin, Netflix) dieses Prinzip umgesetzt. Aber es gehört viel Vertrauen unter den Mitarbeitern dazu, um das zu leben. Und Vertrauen ist in einer kleinen Gruppe einfacher zu bewahren.
- Jeder ist am Produkt beteiligt — unser momentanes Produkt sind die Business War Games. Jeder einzelne von uns war bzw. ist an Konzeption, Weiterentwicklung und Durchführung der Games beteiligt. Deswegen sind wir auch alle mega stolz auf die Firma und das Produkt. Es ist unser Baby. Das macht uns auch so verdammt committed. Konzerne können das nicht leisten. Wie viele Menschen in der Zentrale von VW haben tatsächlich etwas mit Autos zu tun? Oder bei Bayer mit der Entwicklung von Medikamenten?
- Demokratisches Recruiting — wenn wir Stellen besetzen, bekommt jeder aus der Academy die Möglichkeit, den Kandidaten bzw. die Kandidatin vorher kennenzulernen. Wenn die Entscheidung ansteht, hat jeder ein Veto Recht. Neue Teammitglieder sind also immer einstimmig akzeptiert. Für uns ist das der Startpunkt eines funktionierenden Teams. Weil wenn sich auch nur zwei Teammitglieder nicht leiden können, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das ganze Team dysfunktional wird. Und genau das passiert in fast allen großen Unternehmen. Da wird nach Lebenslauf eingestellt und der Boss + HR treffen die Entscheidungen. Und dann wundern sich alle, dass die Teams oft nicht funktionieren.
- Fluide Organisation — Bereichsegoismen gibt es bei uns nicht. Es gibt ja noch nicht einmal echte Bereiche. Wir arbeiten alle für die Punk Academy. Womit wir uns gerade beschäftigen ist egal und kann sich jederzeit ändern. Dabei liegt viel Verantwortung beim einzelnen Mitarbeiter. Wir glauben daran, dass jede(r) einzelne im Interesse der Punk Academyhandelt. Also brauchen wir auch keine starren Arbeitsabläufe. In Absprache mit dem Team sucht sich jeder seine Aufgaben selbst aus. Motiviert dieses Vorgehen die Leute eher, die Sachen gut zu machen, als wenn sie sie von “oben” aufgetragen bekommen? #nasichi
- Jeder kennt jeden — In kleinen Organisationen wie der Punk Academy kennt jeder jeden. In Kombination mit dem demokratischen Recruiting führt das zu einem fantastischen Gemeinschaftsgefühl. Wir sind auf einem gemeinsamen Weg. Fragen der Zusammenarbeit werden in so einem Umfeld genauso schnell geklärt wie aufziehende Konflikte.
- Working Sprints - Mehrmals pro Jahr schließt sich die komplette Punk Academy für eine komplette Woche ein, und macht nichts anderes, als gemeinsam an einer Herausforderung zu arbeiten. Anfang des Jahres waren wir auf Gran Canaria um das Feedback System weiterzuentwickeln. Im Juni geht es nach Mallorca, wo wir an den verschiedenen Leveln der Business War Games schrauben werden. In diesen Working Sprints sind wir nicht nur wahnsinnig produktiv. Wir wachsen auch als Firma zusammen.
Diese sechs Punkte sind wichtige Bausteine des Erfolgs der Punk Academy. Es sind “nur” Werkzeuge. Aber sie prägen die Art, wie wir Dinge tun, also unsere Kultur. Sie bei starkem Wachstum exakt beizubehalten, wäre entweder sehr schwierig oder unmöglich.
Typisch Punk Academy — immer das erstbeste nehmen
Die Frage, wie wir unseren Spirit auch bei Skalierung unseres Business behalten können, hat uns lange umgetrieben.
Unsere Lösung: Wir wachsen einfach nicht.
Wir haben eine Maximalgröße für die Punk Academy festgelegt — 30 Leute. Mehr werden wir nie werden. Das ist unser Weg, unsere Unternehmenskultur zu bewahren.
Weil die Art, wie wir arbeiten, hängt mit unseren Werkzeugen zusammen. Mit der Art wie wir rekrutieren, der engen Bindung an das Produkt, den fluiden Rollen und dem gemeinsamen Wegfahren. Wir haben für uns die Grenze von 30 Punks gezogen, damit wir diese Tools safe weiter nutzen können.
Unser Lieblingsbild: die Spartaner aus dem Comic bzw. Film “300”. Eine eingeschworene Truppe, bis unter die Haarspitzen motiviert und bereit, jederzeit für den anderen einzustehen.
Aber das heißt nicht, dass wir unser Business begrenzen!
In puncto Wirtschaftlichkeit und gesellschaftlichen Impact setzen wir uns keine Grenzen — im Gegenteil. Wir wollen revolutionieren.
Diesen Gap, zwischen wenig Menschen einerseits und dem hohen Anspruch an Experience, Kunden und Impact andererseits, schließt bei uns die Technologie.
Die Punk Academy ist Technologie getrieben. Wir müssen, zugunsten unseres Spirits, an menschlicher Arbeit sparen, wo es nur geht. Um unseren Anspruch auf Business Seite gerecht zu werden, muss dann so viel wie möglich durch Tech gelöst werden.
Deswegen beschäftigen wir uns mit Chatbots, Facemapping und Machine Learning. Nicht (nur) aus Liebe zur Technologie, auch nicht aus wirtschaftlichen Überlegungen, sondern aus unternehmenskultureller Notwendigkeit.
So erhalten wir unseren Spirit und revolutionieren den Markt und das Bildungssystem.
Ob unser Plan aufgeht wird sich zeigen. Wir sind keine blutigen Anfänger mehr, aber immer noch ein Start-Up. Die nächsten Jahre werden also extrem spannend.
Und selbst wenn wir unsere Obergrenze durchziehen: wir wissen, dass es super schwierig wird, unser Mindset zu bewahren.
Unternehmenskultur ist so fucking fragil. Es gehört oft nicht viel dazu, um viel davon einstürzen zu lassen was man über Jahre aufgebaut hat.
Entsprechend wird uns das Modell der Maximalgröße sicher helfen aber nicht retten. Wir werden genau beobachten in welche Richtung sich unsere Kultur entwickelt und auch ständig an ihr arbeiten müssen.
Was ist möglich in der Unternehmenskultur?
Was glaubt ihr? Ist es möglich, den Spirit der Anfangstage auch bei starkem Wachstum zu bewahren? Was müsste man dafür machen bzw. was darf man auf keinen Fall machen?
Was macht deine Organisation in puncto Unternehmenskultur und was steht dabei im Mittelpunkt?
Oder von der anderen Seite betrachtet: denkst du, dass es möglich ist, so einen Spirit zu erzeugen wenn er einmal weg ist oder vielleicht sogar nie da war? Und was braucht es dazu (außer Mut, Offenheit und Buzzword 3)?