Deutsche Banken – Vorzeichen für die Beendigung des deutschen Wohlstands?
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Deutsche Banken – Vorzeichen für die Beendigung des deutschen Wohlstands?

Der Text basiert auf unserem Schön & Co-Marktupdate vom 26.03.2023. Für die sonntäglich erscheinende aktuelle Ausgabe können Sie sich jederzeit kostenlos und unverbindlich unter info@schoenco.de anmelden.

Spätestens zu dem Zeitpunkt, als der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz das Geschäftsmodell der Deutsche Bank lobte, war klar, dass es eine Bankenkrise gibt. Ähnlich wie 2008 springen die politischen Verantwortungsträger in furchtbarer Unkenntnis der Fakten den Banken und Sparkassen bei, obwohl – wieder einmal – ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende wäre. Letztlich würde „lediglich“ eine Bereinigung der nicht leistungsfähigen Kreditinstitute in Deutschland, der Schweiz, Gesamteuropa und weltweit erfolgen. Warum man vor diesem Schritt erneut zurückschreckt, ist und bleibt unerklärlich. Anders als der Finanzsektor in der Breite sind viele realwirtschaftlich tätige Unternehmen stark und widerstandsfähig. Damit können sie Verwerfungen bis hin zu Insolvenzen im Finanzsektor verkraften. Dies war 2008 noch völlig anders, wie die Insolvenzen damals u. a. von den Automobilkonzernen in den USA zeigten. Wieder einmal wird das Momentum verpasst, das Finanzsystem langfristig zu stabilisieren. Stattdessen wird mit politischen Notmaßnahmen wie der „Zwangsübernahme“ der Credit Suisse durch die UBS wieder nur Zeit gekauft, die aber letztlich nutzlos verstreicht, sofern keine wirklichen Reformen angestoßen werden. Dies kann nur über höhere Eigenkapitalanforderungen erfolgen, die auf zwei Ebenen gelten müssten. Zum einen muss das absolut vorhandene Eigenkapital deutlich höher sein. Unser ebenfalls von BaFin und Bundesbank beaufsichtigtes Institut hat eine Eigenkapitalquote von 65%, die für Kreditinstitute vielleicht etwas zu hoch gegriffen ist. Aber 25% Eigenkapital und – als zweite Maßnahme – eine Unterlegung von jeder Art der Finanzierung mit mindestens 20% würde den Banken- und Sparkassensektor tatsächlich stabilisieren. Dies müsste dann auch Staatsanleihen – selbst von erstklassigen Emittenten – gelten, da die aggressive Notenbankpolitik zeigte, dass selbst deutsche Staatsanleihen ohne Verschlechterung der Bonität mehr als 20% fallen konnten. Diese Kursrückgänge machen sich bei vielen Kreditinstituten nun negativ bemerkbar, obwohl – ähnlich wie bei Versicherern – nicht klar ist, ob und in welchem Umfang diese tatsächlich abgeschrieben worden sind. Schließlich dürfte es bei der weit überwiegenden Anzahl der Rückgänge ein temporärer Kursrückgang sein, da die Anleihen spätestens bei Fälligkeit zurückgezahlt werden. Dies kann manchmal schneller als erwartet gehen, wie die Entwicklung bei dem Betreiber von Mobilfunkinfrastruktur Vantage Towers zeigt. Das Unternehmen zahlt durch eine Übernahme sämtliche Anleihen vorzeitig zu 100% zurück, was für die Anleihegläubiger eine sehr attraktive Entwicklung ist. Es werden neben den Zinsen gute Kursgewinne realisiert. Der Gesamtbetrag kann jetzt noch rentabler angelegt werden. Dieses Beispiel zeigt, dass Anleihen weiterhin die bestmögliche Anlageform sind.

Ob dies auch für Zinspapiere der Deutsche Bank gilt, muss zumindest mit einem Fragezeichen versehen werden. Schließlich sorgte erst die Ankündigung, eine bis 2028 laufende Nachranganleihe vorzeitig zurückzuzahlen, für einen (weiteren) Kursrutsch der Aktie der größten deutschen Bank. Auf dem Börsenparkett ging die mehr oder weniger bange Feststellung um, „wo Rauch sei, wäre das Feuer nicht weit“. Dies ist vermutlich richtig, weil absolut unverständlich ist, warum zu diesem Zeitpunkt eine nachrangige Anleihe und genau dieses Papier zurückgezahlt wird. Es ist ein handwerklicher Fehler, mit dieser von außen nicht zu verstehenden und vor allem nicht erklärten Entscheidung zu versuchen, die Kapitalmärkte zu beruhigen. Vermutlich dürfte es im US-Geschäft der Deutsche Bank, das schon mehrfach im negativen Fokus stand, zunehmend „lichterloh“ brennen. Die großen US-Banken können Verluste in Folge der Zusammenbrüche der Silicon Valley Bank, der Signatur Bank und vermutlich auch der First Republic Bank verkraften. Für die Deutsche Bank, die im globalen Kontext mindestens hinsichtlich der Börsenbewertung ein „Scheinriese“ oder besser gesagt ein „faktischer Zwerg“ ist, tut jeder Cent Abschreibung weh. Vor 25 Jahren war die Deutsche Bank das größte Kreditinstitut der Welt; jetzt ist sie 20 Mal kleiner als die weltgrößte Bank JP Morgan. Für die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt ist dies ein „Armutszeugnis“, aber könnte ein Fingerzeig auf die weitere Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft sein. Schließlich würden ein Zulassungsverbot der Verbrenner-Motoren 2035, das Verbot von fossilen Energieträgern nutzende Heizungen oder der völlig unkoordinierte Umschwung auf regenerative Energien die industrielle Wohlstandsbasis Deutschlands massiv gefährden. Insofern ist es gut, wenn es noch ein politisches Gegengewicht in der Bundesregierung gibt, das die globalen Realitäten anerkennt. Dies gilt umso mehr, wenn nun – offenkundig erstmals – in die Wahrnehmung der Grünen die Trinkwasserproblematik rückt. Dabei haben wir bereits 2020 in unserem Schön & Co Nachhaltigkeitsfonds ein Modell entwickelt, bei dem eine Naturverträglichkeit zwischen Luft, Boden und Wasser hergestellt wird. Wenn solche Konzepte nicht weiter verfolgt werden, würde nur die Alternative sein, global zu de-industrialisieren und damit in das vorindustrielle Zeitalter zurückzukehren. Dies hätte – neben vielen anderen Aspekten – aber einen Totalverlust für Aktionäre zur Folge und ist damit nicht erstrebenswert.

Dies zeigt aber, dass einfache Lösungen für komplexe Zusammenhänge vielfach untauglich sind. Deswegen hören Menschen derzeit lieber eine einfache Lüge als die komplexe Wahrheit. Dies ist und bleibt das „Geschäftsmodell“ des Donald Trump in den USA oder der Grünen in Deutschland, aber es erklärt auch, weshalb Immobilien so gefragt waren. Schließlich stellen diese einen Sachwert dar, der im letzten Jahr nach Marktstudien allerdings deutlich an Wert eingebüßt hat. Mit Verzögerung wird dies auch bei Immobilienfonds ankommen und der Tiefpunkt ist noch nicht erreicht. Das nun wieder sinkende Zinsniveau sorgt für leichte Entspannung, aber die teilweise extrem überhöhten Preise für vermeintliche Sachwerte kann dies dauerhaft nicht stützen. Zunächst profitieren – aus unserer Sicht völlig zu Recht – die Kurse vieler Anleihen, die teilweise viel zu stark verloren hatten.

Der Sachwertfrage können sich aktuell auch Aktien nicht entziehen. Deswegen sind die Schwankungen sehr stark. Im Ergebnis entstehen aber kaum Wertzuwächse. Vielmehr weist der deutsche Leitindex DAX eine Seitwärtsentwicklung auf, die selbst durch die Einbeziehung von Dividenden in die Kursfeststellung kaum verbessert wird. Dies gilt auch für den eigentlich interessanteren MDAX, der aktuell auf dem Niveau des Jahres 2017 notiert. Dies resultiert im Wesentlichen aus der Schwäche von Immobilienwerten, bei denen sich erste Insolvenzen abzeichnen. Anders als bei den US-Indices spielen zukunftsfähige Technologiewerte keine große Rolle. Für den Finanzplatz Deutschland ist dies kein gutes Zeichen, zumal die De-Industrialisierung durch zunehmende Standortverlagerungen großer Konzerne zunehmend greifbarer wird. 

Umso überraschender ist die relative Stärke des Euro. Aber hier spielt vor allem die Erwartungshaltung zu der weiteren Zinspolitik der jeweiligen Notenbank die wesentliche Rolle. Tatsächlich traut man der EZB zu, ihren falschen Kurs weiterer Zinserhöhungen fortzusetzen, während die US-Notenbank wahrscheinlich nicht nur die Zinserhöhungen stoppt, sondern im Spätsommer 2023 die Zinswende einleiten wird. Alles andere wird die Weltwirtschaft – losgelöst von der sich abzeichnenden Bankenkrise – nicht verkraften können. Daher werden die Zinserwartungen bei den Währungen in den nächsten Monaten in den Hintergrund treten, während die fundamentale Substanz stärker in den Fokus rücken wird. Davon werden vor allem die rohstoffnahen Währungen und der chinesische Renminbi profitieren können. 

Die anstehende Suche nach Substanz wird vor allem den industriell benötigten Edelmetallen helfen. Während Gold von der „einfachen Lüge“ des Sachwerts profitiert, haben Silber und Platin fundamentale Gründe, um weiterhin deutlich steigen zu können. Dies gilt in einem Inflationsszenario ebenso wie bei der aktuellen Unsicherheit oder einer zügigen wirtschaftlichen Erholung. Letztere würde dann auch den industriell benötigten Rohstoffen helfen, bei denen gerade die Rückgänge bei den Industrierohstoffen für einen nachlassenden Inflationsdruck sorgen. Umgekehrt zeigt aber auch der enge Schulterschluss zwischen Russland und China, wie sehr wirtschaftlicher Erfolg von günstigen Einkaufsbedingungen abhängig ist. Hier ist die noch zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt der größte Nutznießer der westlichen Sanktionen, die Russland nicht sehr belasten.

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