Diagnose Fachkräftemangel - Ausgabe KW 07 2024

Diagnose Fachkräftemangel - Ausgabe KW 07 2024

Liebe:r Leser:in,

im Folgenden findest Du die neueste Ausgabe meines Newsletters.

In meinem wöchentlichen Newsletter beleuchte ich ausführlich die Herausforderungen des Fachkräftemangels in Deutschland aus verschiedenen Blickwinkeln. Dabei kommentiere ich aktuelle Ereignisse und Veröffentlichungen und nehme interessante Anregungen auf. Zudem frage ich regelmäßig nach Eurem Input zu kritischen Fragestellungen, um eine breitere Perspektive einzubeziehen und eine konstruktive Diskussion zu fördern.

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Viele Grüße & viel Spaß beim Lesen

- Karim & Team Talentspring

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Beitrag #1

#Arbeitsmarkt #USA #Jobwachstum

Mein Lieblingsentertainment letzte Woche war es, die schockierten Gesichter im US-Fernsehen zu sehen, als die Arbeitsmarktzahlen verlesen wurden.

👉 Die Durchschnittsschätzung von Ökonomen betrug 180.000 neue Stellen und ein leichter Anstieg der Arbeitslosenquote von 3,7%, doch stattdessen gab es 353.000 Jobs und eine stabile Quote.

Doppelt so viel wie erwartet und die Arbeitslosigkeit auf historisch niedrigem Niveau gehalten. Nicht übel. Gerade Fox News tobte regelrecht, denn die Zahlen passen gar nichts in Narrativ einer sterbenden Wirtschaft, welche der Sender dem amtierenden Präsidenten gerne zuschreiben würde.

Ich finde die Zahlen aber vor allem im Kontext der Dutzenden Hiobsbotschaften aus den USA spannender: Stellenstreichungen und Entlassungen links, rechts, oben und unten.

PayPal streicht 2.500 Stellen. UPS ganze 12.000. Amazon, Salesforce, Citigroup... you name it, und vermutlich wurden dort Stellen abgebaut oder Mitarbeiter gekündigt. Arbeiter gehen viral damit, dass sie ihre Kündigungsgespräche filmen und auf Social Media hochladen - seitens der Personaler leider oft furchtbar gehandhabt. 🙈

👉 Die Kündigungswelle ist nicht rein anekdotisch. Im Januar wurden 82.300 Stellenstreichungen angekündigt, so eine Analyse der Coachingfirma Challenger, Gray & Christmas. Das sei ein Anstieg von 136% gegenüber Dezember.

Wie lässt sich das zusammen bringen? Streichungen und Einstellungen geschehen nicht in denselben Branchen. In Sektoren, welchen es derzeit besonders schlecht ergeht oder welche in den Pandemiejahren zu viele Kapazitäten aufgebaut hatten, wird gekündigt. Im Rest der Wirtschaft wird eher eingestellt. Diese Logik hält kaum überraschend auch im DACH-Raum.

Das dürfte auf absehbare Zeit so weiter gehen. Zumindest einige Monate, bevor die Zinswende beginnt. Oder der nächste Schock (Geopolitik? Energiekrise?) zuschlägt. Bis dahin erleben wir einen spannenden Dualismus aus Hiobs- und Feierbotschaften vom US-Arbeitsmarkt. Die gute Nachricht für die USA ist, dass zweiteres überwiegt. Nur für Fox News ist das ärgerlich.

Referenzquelle 1

Referenzquelle 2

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Beitrag #2

#Migration #BürokratieHürden #Ausbildungsprogramme

Können kenianische Busfahrer den Fachkräftemangel in Deutschland lösen? 🚌🇰🇪

Im Spiegel habe ich gerade gelesen, dass ein norddeutscher Verkehrsbund ein Pilotprojekt startet: Busfahrer aus Kenia für die Straßen in Deutschland. Das ist erst einmal ein Win-win-Szenario: In Kenia gibt es derzeit nicht genügend Jobs, in Deutschland herrscht dagegen Busfahrermangel.

Also sitzen die Kenianer im Deutschunterricht in Nairobi und lernen für die notwendige B1-Prüfung, üben dann "Buskunde" und simulieren zuletzt im Praxistest, dass sie einen Bus durch deutsche Straßen fahren würden.

Wie die Arbeitskräftemigration ins Puzzle des Fachkräftemangels passt, bedarf ja keiner Erklärung mehr. Deutschland fehlt es an über 300.000 Arbeitskräften und obwohl Zuwanderung das nicht eigenhändig lösen kann, kann sie einen wertvollen Beitrag leisten. In diesem Sinne ist es eine gute Sache, dass Deutschland und Kenia gerade an einem Migrationsabkommen arbeiten.

🚫 Jeder, der das Thema Fachkräftemangel verfolgt, kann sich bereits denken, wo die Probleme liegen. Die deutschen Verkehrsunternehmen mussten erst einmal überzeugt werden, sich dem Pilotprojekt anzuschließen. Die Bürokratie "hinkt leider teilweise noch sehr hinterher", beklagt die Außenhandelskammer. Kommunen entscheiden individuell und völlig unterschiedlich voneinander. Abschlüsse werden nicht anerkannt, in diesem Fall zum Beispiel die Busführerscheine. Genehmigungsverfahren inklusive Visa können Monate oder sogar Jahre dauern. Und zu guter Letzt ist auch noch der Fachkräftemangel ein Problem für den Fachkräftemangel: Es gibt nicht genug Deutschlehrer, um alle Deutschkurse in Nairobi zu füllen.

✅ Zum Abschluss noch ein gutes Signal für die Bundesrepublik: Das Interesse ist gewaltig, zumindest in Kenia. Nach dem Staatsbesuch von Olaf Scholz in Nairobi letztes Jahr, bei welchem auch der Anstoß für das Migrationsabkommen gegeben wurde, explodierte die Nachfrage nach Beratungen im Goethe-Zentrum in Nairobi. Deutschland ist als Zielland attraktiv, selbst in Ländern, in welchen ein englischsprachiges Land näherliegend wäre. Unsere Pull-Faktoren sind real. Jetzt müssen wir nur bitte aufhören, Interessenten wegzupushen. ❗

Referenzquelle

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Beitrag #3

#Banking #SparkassenJobs #Fachkräftemangel

Der deutsche Bankensektor steht vor einem schweren Fachkräftemangel ❗

👉 Allein die Sparkassen planen mit bis zu 100.000 Neueinstellungen binnen 10 Jahren, wie der Lobbyverband DSGV bekanntgegeben hat. Genauer seien es 8.000 bis 10.000 pro Jahr.

Es mag trivial klingen, von Fachkräftemangel in einer Branche zu sprechen, immerhin leidet gefühlt jede Branche darunter. Laut Statistischem Bundesamt ist es fast jede zweite Firma in der Gesamtwirtschaft, welche inzwischen nicht genug Fachkräfte findet.

👉 Im Bankensektor ist es aber insofern bemerkenswert, als die Zahl der Beschäftigten seit 2013 kontinuierlich gesunken ist, von 600.000 auf heute nur noch knapp 510.000. Allein die Sparkassen machen diesen Trend also rein rechnerisch rückgängig. Über 10 Jahre zwar, aber der jährliche Zuwachs bei den Sparkassen allein wird den durchschnittlichen jährlichen Rückgang der vergangenen 10 Jahre kompensieren.

Na gut, eine Einschränkung gibt es dennoch. In den kommenden Jahren dürfte sich der Personalrückgang in den Banken beschleunigen, weil große Rentenjahrgänge bevorstehen. Bei den Sparkassen sind es bis 2034 rund 45.000 Beschäftigte, also ein Viertel der Gesamtbelegschaft von 190.000.

Damit sind wir beim nächsten Punkt: Der Finanzsektor nimmt den Fachkräftemangel noch immer nicht ernst genug.

Wenn du weißt, dass dir binnen 10 Jahren ein Viertel der Belegschaft abhandenkommt und du zusätzlich im nationalen und internationalen Konkurrenzkampf begriffen bist, dann musst du mehr tun, als die Rentenabgänge + natürliche Fluktuation ausgleichen. Die Fondsgesellschaft Union Investment hat in einer Umfrage ermittelt, dass nur 29% der Bankmitarbeiter ihren Arbeitgeber gut gerüstet für die demografischen Herausforderungen sehen. In der Gesamtwirtschaft beträgt der Wert 32%. 📊

✅ Immerhin gibt es an einigen Stellen positive Zeichen. Einige Volksbanken experimentieren mit Viertagewochen und erleben mehr Bewerbungen, die Sparkassen haben den "Azubi-Code" geknackt und verbuchen kräftiges Interesse. Die Commerzbank und andere Banken erlauben viel Flexibilität beim Homeoffice. Einige Geldhäuser haben also verstanden, dass der Kampf um Talente für sie zum entscheidenden Faktor über Erfolg und Misserfolg auf die Mittel- und Langfrist wird. Mehr noch als ein oder zwei zusätzliche Prozentpunkte Profitabilität im Hier und Jetzt.

Referenzquelle

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Powered by Talentspring (Suhm HR & Recruiting Services GmbH). Herausgegeben von Karim Suhm.

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