Die Auswirkungen des Klimawandels vor unserer Haustür: Deutschland ist bereits Teil der Krise
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Die Auswirkungen des Klimawandels vor unserer Haustür: Deutschland ist bereits Teil der Krise

Dies ist der erste Artikel einer Climaware Artikelserie über den Klimawandel in Deutschland. Quellen-Kürzel befinden sich kursiv in Klammern und können über den Link "Quellenangaben" am Ende des Artikels nachverfolgt werden.


Der fünfte Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) beschreibt die Zunahme von klimabedingten Extremwetterereignissen in vielen Teilen der Welt (AR5). Längst schon werden die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels auch in unserer Lebenswirklichkeit in Deutschland sichtbar. 

"Die Erwärmung des Klimasystems ist eindeutig, und viele dieser seit den 1950er Jahren beobachteten Veränderungen waren vorher über Jahrzehnte bis Jahrtausende nie aufgetreten." (IPCC AR5, 2014)

Der IPCC beschreibt, dass in Europa Hitzewellen häufiger auftreten werden (AR5). Wir alle erinnern uns an die beiden extremen Hitzewellen in den vergangenen zwei Jahren, jedoch haben wir in Deutschland seit Beginn des neuen Jahrtausends bereits fünf außergewöhnliche Hitzewellen erlebt. Im Jahr 2015 starben an den Folgen des heißen Wetters 6.100 Menschen, 2006 waren es 6.200 Personen und im Jahr 2003 lag die Zahl hitzebedingter Toter sogar bei 7.600 (SM). Die Sommer im Jahr 2018 und 2019 fügen sich in dieses Bild ein, wobei es hier aktuell nur Schätzwerte für die Anzahl der Hitzetoten gibt. So geht das Robert Koch Institut für 2018 von 490 Hitzetoten allein in Berlin und 740 Toten in Hessen aus (RKI). 

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Auch die Warnungen des IPCC, dass wir uns zukünftig verstärkt auf Dürren einstellen müssen, lassen sich am Beispiel Deutschlands bereits heute verifizieren (siehe Abbildung rechts: Dürremonitor Gesamtboden in ca. 1,8 Metern Tiefe). Seit Bestehen des deutschen Dürremonitors (1951) war kein Jahr in Deutschland trockener als 2018 (UFZ). Alleine das Dürrejahr 2018 ließ den Preis für Weizen auf den amerikanischen und europäischen Märkten für drei Wochen um 20 Prozent ansteigen und hatte damit erhebliche wirtschaftliche Folgen (REU). Für die deutsche Landwirtschaft bedeuteten diese Dürreschäden Verluste in Höhe von ca. drei Milliarden Euro (STA).

Der IPCC führt auch Studien dafür an, dass in vielen Regionen der Welt mit einer erhöhten Baumsterblichkeit gerechnet werden muss. Deutschland bildet hier leider keine Ausnahme. So geht die Bundesregierung für die Jahre 2018—2020 von etwa 178 Millionen Kubikmetern Schadholzbefall aus und von 285.000 Hektar, die wiederbewaldet werden müssen. Bund und Länder stellen daher für die Wiederaufforstung und den Abtransport des Schadholzes 800 Millionen Euro bereit (BMEL). Neben den Dürren wird der Klimawandel auch dazu führen, dass trinkbares Süßwasser in Deutschland immer knapper wird (WGIIAR5). Bereits Ende Juni 2018 zeigte eine vom deutschen Amt für Katastrophenschutz und Katastrophenhilfe entwickelte Notfall Warn-App an, dass die Trinkwasserreserven in Teilen Nordrhein-Westfalens einen "besorgniserregend" niedrigen Stand erreicht haben (DW).

In einer globalen Analyse des IPCC zeigte etwa ein Drittel der 200 wichtigsten Flüsse der Welt signifikante Veränderungen, 45 verzeichneten einen Rückgang und nur 19 einen Anstieg der Wassermengen (WGIIAR5). Auch die deutschen Flüsse sind von diesem Trend betroffen. Zum Beispiel hatte der niedrige Pegel des Rheins 2018 unmittelbare wirtschaftliche Auswirkungen, da er für Binnenschiffe eine Zeit lang kaum noch befahrbar war. Berechnungen des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel zeigen, dass alleine dieses Rheinniedrigwasser das Wirtschaftswachstum in Deutschland im dritten Quartal 2018 um 0,2 Prozentpunkte und im vierten Quartal um 0,1 Prozentpunkte des BIP gedämpft haben muss (IfW). 

Darüber hinaus betont der IPCC, dass die Gefährdung von niedrig gelegenen Küstenzonen auf Grund von Küstenüberschwemmungen stark zunehmen wird (AR5). Durch heftigere Winde werden Sturmfluten an der Nordsee künftig stärker ausfallen. Schon ab 2030 werden wahrscheinlich zusätzliche Schutzmaßnahmen an den bestehenden Deichen nötig (UBA).

Wir werden also bereits heute in Deutschland mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert — in unseren Wäldern, auf unseren Feldern, in unseren Flüssen, an unseren Küsten und letztlich in unserem alltäglichen Leben und am eigenen Leib. 

Quellenangaben


Über die Autoren:

Jan Simeon Jöres studierte Politikwissenschaften sowie Germanistik (B.A.) und nutzte diese Zeit, um sich in verschiedenen politischen Institutionen zu engagieren. Derzeit befindet er sich in einem berufsbegleitenden Zweitstudium der Betriebswirtschaftslehre mit besonderem Schwerpunkt auf Finanzfragen.

Gabriel A. Baunach studierte Maschinenbau mit Spezialisierung in Energietechnik in Boston, Aachen, Stanford und London (B.Sc. RWTH) und beschäftigt sich seit einigen Jahren beruflich und in der Freizeit mit dem Thema Klimawandel. Im Jahr 2020 gründete er die Aufklärungsplattform Climaware.

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