Die digitale Transformation darf nicht am Mindset scheitern
Jeder hat es geahnt, längst ist es Gewissheit: Unternehmen, die nicht bereit sind, sich zu verändern, werden von der digitalen Transformation irgendwann überrollt. Mittlerweile sollte auch beim letzten Unternehmenslenker angekommen sein, dass die Digitalisierung uns alle angeht – und das nicht mehr nur in Form einer technokratischen Debatte.
Nicht die Frage, "ob", sondern "wie" das Thema in der eigenen Organisation adressiert werden kann, muss schnellstens geklärt werden.
Dazu empfehle ich mein letztes Webinar, in dessen Rahmen ich mich mit der Bedeutung des Change Managements im Kontext der digitalen Transformation beschäftigt habe. Mein Appell war und ist ganz klar: Nehmt euch der Veränderung an! Macht mit! Lasst euch bloß nicht sehenden Auges überrollen… Doch warum ist so ein Appell notwenig?
At least 40% of all businesses will die in the next 10 years… if they don’t figure out how to change their entire company to accommodate new technologies. ( John Chambers, ehem. CEO Cisco System)
Was beobachten wir aktuell?
Schauen wir uns einfach eine typische Bank an. Die „digitale Schere“ geht schon hier extrem weit auf: Beim Anblick der Onlinepräsenz meiner Bank, gibt es fast nichts zu meckern. Alles ist modern, digital und natürlich auch per App 24/7 erreichbar. Bewege ich mich allerdings in die physische Bank, habe ich das Gefühl, in die digitale Steinzeit zurückzukehren. Papierformulare, dicke Broschüren und eine lange Schlange am einzig besetzten Schalter… Ähnliches beobachte ich beinahe täglich in der Postfiliale um die Ecke, beim Autovermieter, in der Bibliothek oder bei einer ganzen Reihe alltäglicher Dienste.
Warum macht die Digitalisierung an manchen Stellen scheinbar halt? Für Unternehmen genügt längst nicht mehr, auf den Digitalisierungszug nach einiger Zeit aufzuspringen. Ich würde mir wünschen, dass sich die Initiatoren von Digitalisierungsvorhaben als Lokführer sehen, um bei der Veränderung im Unternehmen wirklich Fahrt aufzunehmen.
Erfolgsfaktor: Ein „digitales“ Mindset
Bei der angesprochenen Veränderung geht es nicht darum, die Digitalisierung allein durch die Technologiebrille zu betrachten. Das haben wir (viel) zu lange gemacht. Unternehmen müssen die Digitalisierung ganzheitlich denken. Und damit ist das richtige Mindset in vielerlei Hinsicht erfolgsentscheidend.
Denn Fakt ist, dass 75% der Unternehmen die größten Herausforderungen der Digitalisierung innerhalb einer Organisation sehen (Bearingpoint.com). Fakt ist auch, dass 50% der Unternehmen das Verteidigen bestehender Strukturen das größte Digitalisierungshemmnis sehen (Etventure.de).
Wie schaffen Organisationen nun den Shift zu einem „digitalen“ Mindset?
Die erwähnten Strukturen sind maßgeblich mit dem Mindset im Unternehmen verwoben. Sie hängen von persönlichen Einstellungen (im Management bis hin zum einzelnen Mitarbeiter), von Freiheiten, kulturellen Rahmenbedingungen und Mut, nicht zuletzt auch schlicht von der Bereitschaft zur Veränderung ab. Digitalisierung setzt diesen Dingen gewaltig zu. Will ich mich erfolgreich mit der Digitalisierung auseinandersetzen und habe meine Haltung diesbezüglich länger nicht hinterfragt, muss ich kräftig am Mindset rütteln!
Doch zurück zur Frage nach dem „wie“. So eine Haltung ist selten über Nacht verändert. Es gibt aber jede Menge Stellschrauben*, an denen sich das Rütteln lohnt:
- Die passende Vision & Strategie – Mach die Digitalisierung zum Strategiethema. Denke nicht nur kurzfristig, sondern sei auch auf einen Stopp auf halber Strecke vorbereitet.
- Die richtigen Mitstreiter – Vereine Unterstützer und schlaue Köpfe aus den richtigen Bereichen. Forme ein Team, das nicht nur durch Verfügbarkeit glänzt, sondern den Mut und Drive mitbringt, den es benötigt.
- Die richtigen Hebel & Prozesse – Weg mit der Gießkanne. Fokussiere dich auf wirklich relevante Schmerzpunkte. Beginne dort, wo die Not am größten ist.
- Die richtigen Personas & User Stories – Kenne deine Leute. Hinterfrage im Verlauf regelmäßig, ob die Veränderungen auch wirklich auf die richtigen Anwendungsfälle und Zielgruppen einzahlen.
- Die richtigen Trainings & Methoden – Begleitung ist King. Sei offen für moderne Methoden und klammere dich nicht zu sehr an Bewährtes.
- Die richtigen Trainer, Coaches & Partner – Begleitung ohne Begleiter geht nicht. Setze Leute in Szene, die die Themen auch transportieren und verkaufen können. Finde Partner, die zum Unternehmen und zum Thema passen.
- Die richtigen Beobachtungspunkte & Messansätze – Fliege auf Sicht. Hinterfrage und bewerte Maßnahmen kritisch und kontinuierlich. Trenne dich von Maßnahmen, deren Effekte zu wünschen übriglassen und versuche etwas anderes.
*Die Liste kann natürlich noch erweitert werden.
Mindset – Skillset – Toolset
Wir wissen bereits, dass gutes Change Management ein ganzheitliches Change Management ist. Das heißt, dass möglichst viele Facetten im Dreiklang aus Mindset (Haltungen und Denkweisen), Skillset (Kompetenzen und Fähigkeiten) und Toolset (Werkzeuge und Technologien) adressiert werden müssen. Nur wenn wir unseren Werkzeugkasten (s. Stellschauben oben) auf jede dieser Facetten und deren Teilbereiche (s. Abbildung unten) ausrichten, können Veränderungen im Unternehmen langfristig etabliert und gelebt werden.
Bevor wir allerdings loslegen können, gilt es zunächst, Change Management neu zu denken. Das mag etwas wirr klingen, ist heute aber beinah unabdingbar. Unternehmen können Veränderungen inzwischen nicht mehr schablonenhaft mit den immer gleichen Methoden begegnen. Das Modell "Mindset (alt) > Veränderung > Mindset (neu) > ab zum nächsten Thema" ist überholt. Warum? Zyklische Veränderungen in der Unternehmenswelt erfordern ein ebenso zyklisches Vorgehen im Change. Microsofts Evergreen-Ansatz bei Office 365 ist hier ein gutes Beispiel, das aufzeigt, wie zyklische Veränderungen einer (technischen) Lösung synchronisierte Änderungen an den Veränderungsvorhaben im Unternehmen notwendig machen. Office 365 ist da sicherlich nur einer von vielen möglichen Treibern. Für einen erfolgreichen Organisationswandel braucht es somit eins: einen flexiblen Wandelprozess. Wir nennen das Evergreen Change (mehr dazu hier von Peter).
Mindset = Mindset?
Dem aufmerksamen Leser wird inzwischen aufgefallen sein, dass ich im Grunde von zweierlei Mindsets rede.
- das übergreifende „digitale“ Mindset als Grundlage für die Digitalisierung im Unternehmen und das „Nicht-Überrolltwerden“ sowie
- das Mindset des Einzelnen als Stellschraube während der Veränderung.
Ohne 1. nimmt die Veränderung keine Fahrt auf. Ohne 2. werden die Veränderungen zu technisch gedacht. Beide Seiten sind demnzufolge gleichermaßen für den Erfolg entscheidend. Bitte also nicht getrennt betrachten!
Wer jetzt noch tiefer in die Materie eintauchen will, dem lege ich die Aufzeichnung zum Webinar "Die digitale Transformation darf nicht am Mindset scheitern" ans Herz. Oder noch einmal in Teil 1 und Teil 2 der Webinar-Reihe "Onboarding & Adoption - Einführung und Akzeptanzförderung im Digital Workplace" reinschalten. Für Anregungen zur Verlängerung der Reihe bin ich offen!
| Service Intelligence & Adoption Excellence | D-A-CH & UAE | Flourishing - Let's DOIT |
5 Jahremerci fürs sharing Deiner Gedanken
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