Die Feder ist mächtiger als die Maus

Die Feder ist mächtiger als die Maus

VON DIGITAL ZU ANALOG UND DANN GEMISCHT


WhatsApp, E-Mail, Facebook, Twitter… Wir Menschen lieben das Schreiben. Aber wir tun es nicht mehr mit der Hand. Wir verfassen nur noch digitale Texte, wodurch der Charakter der eigenen Handschrift in der Nachricht verloren geht. Auch im Grafikdesign verlassen wir uns zu sehr auf Computerprogramme.


Sind die Grüße auf der Postkarte in gerader Linie und deutlich geschrieben, oder endet der Satz zwei Zentimeter unter der vom Zeilenbeginn? Wurden die Buchstaben nur hingeschludert oder hat sich jemand die Mühe gemacht, seine Handschrift in Bestform zu zeigen?


Hebräische Kalligraphie auf Papier


Und was ist mit der getrockneten Träne auf dem Brief, den sie ihm schrieb? Der Duft der Tinte, den sie bewusst gewählt hat? Dem Kussmund auf der rechten unteren Ecke des Blattes? Von all’ dem wird er nie erfahren. Denn am Ende hat sie ihm eine E-Mail geschrieben.


Das ist natürlich verständlich. In einer Zeit, in der alles schnell gehen muss, bieten uns Tastaturen und Smartphones jede Menge Alternativen zum händisch geschriebenen Wort. Wozu sich also die Mühe machen, einen Stift zu verwenden, wenn man tippen oder eine Audio-/Videonachricht versenden kann?


Diese Entwicklung ist nicht aufzuhalten. Die digitale Revolution hat Einzug in unser aller Leben gefunden und sich überall ausgebreitet. Was noch vor wenigen Jahrzehnten neu und aufregend war, ist mittlerweile Alltag und Routine geworden. Eine Generation wächst heran, für die die eigene Handschrift nur noch eine Nebensache darstellt. Und das „Schönschreiben“ wird in Schulen nicht mehr beigebracht.


Songtext "La Esquina" von Federico Aubele, handgeschrieben (großartiger Song!)
Songtext "In the Night Air" von Jamie Woon, handgeschrieben (noch ein großartiger Song!)
Songtext "Nature Boy" von Eden Ahbez, handgeschrieben (und noch einer)


Jedoch bleibt diese Entwicklung nicht ohne Folgen. Wo das ehemals Neue und Aufregende zum Gewöhnlichen verkommt, findet das Alte wieder zu neuem Glanz. Herkömmliche und am Computer entworfene Einladungen landen fast immer in der Mülltonne, während Handgeschriebenes nicht selten an einem für den Empfänger besonderen Platz aufbewahrt wird. Handgeschriebene Menükarten in Restaurants, deren präzise und elegante Schreibweise die Qualität des Essens widerspiegeln und damit einen besonders guten Eindruck hinterlassen. Dank der Omnipräsenz von Computerschriften wirkt heutzutage alles wertiger, wenn handschriftliche Elemente richtig verwendet werden.


Auch Urkunden durfte ich handschriftlich gestalten
Dieses Gemälde ist live bei einer meiner Ausstellungen, vor den Augen der Gäste, innerhalb von 2 Stunden entstanden


Aufgrund dessen habe ich 2016 PHESH! gegründet. Schon seit meiner Kindheit habe ich gerne und gut gezeichnet und war sowohl dafür, als auch für meine Handschrift bekannt. Nachdem ich das jahrelang, zugunsten von Photoshop und Illustrator, vernachlässigt habe, erkannte ich, dass eine Kombination dieser Talente, mir nicht nur mehr Freude bereiten würde, sondern auch bei meinen Klienten gut ankommen wird. Es war und ist eine großartige Weise, im digitalen Zeitalter herauszustechen.


Anfangs war es als Kalligraphie-Service gedacht. PHESH! Die Schönschreiberei. In meinem Bekanntenkreis gab es immer wieder Hochzeiten, Bar-Mitzvas und andere Events, wo handgeschriebene Einladungen gewünscht wurden. Schnell kam auch das Lettering hinzu. Es haben sich verschiedene Gastro-Lokale gemeldet, die ihre Tafeln schön beschriftet haben wollten. 


Hochzeitseinladung mit kalligraphierten Gästenamen
Handgeschriebene Tafeln in einem Lokal im 3. Bezirk
Handgeschriebene Tafel in einem Lokal im 2. Bezirk
Dasselbe Lokal, die zweite Tafel
Handgeschriebene Tafel in einem Lokal im 6. Bezirk


Doch ich spürte, das PHESH! Die Schönschreiberei noch mehr Potential hatte. Meine Hände wollten nicht nur schreiben, sondern auch wieder malen. Und so kam mir die Idee, beides zu verbinden und mir so meine eigene Nische zu schaffen. Kalligraphie-Gemälde.


Kalligraphie-Gemälde "Die Royle" - Aquarell- und Kalligraphie-Techniken auf Papier


Dank meines kulturellen Hintergrunds, konnte ich aus einem unendlichen Fundus spannender Motive schöpfen. Die Idee war, Textstellen aus dem Tanach, jüdische Literatur und rabbinische Weisheiten auf die Leinwand zu bringen. So entwickelte sich PHESH! Die Schönschreiberei zu PHESH! Die Künstlerei. 


Psalm 137:5, Acryl & Tinte auf Holzplatte, 70x100cm
Das Tischgebet, welches nach dem Essen einer Mahlzeit rezitiert wird. Acryl & Tinte auf Leinwand, 100x100cm
Der Textabschnitt, der mit dem Geburtsdatum des Bar-Mitzva-Jungen korrespondiert. Acryl & Tinte auf Malplatte, 60x80cm
Eine Komposition aus Psalm 145,  84,5,  144,15  und  115,18. Acryl auf Leinwand, 80 x 80 cm


Die Leidenschaft zu diesen Gemälden ist auch heute noch Teil von mir. Danach kam die Vollzeitanstellung bei VIBIOTA und die Künstlerei musste pausieren.  Nach VIBIOTA kam PHESH! Die Kreativagentur. Unter diesem Namen habe ich dann alles gemeinsam unter einem Dach vereint.


Fortsetzung folgt.

Manfred Edelmann

Leidenschaftlicher Winzer und Gastgeber mit Herz und Seele 🍇🛌 Mit jeder Traube und jedem Tropfen Wein schreibe ich die Geschichte meines Weingartens neu I Inhaber bei Weingut & Gästezimmer Edelmann

8 Monate

Wie schön! Früher konnte ich auch sehr schön schreiben, aber irgendwann ist meine Handschrift zu einer Schmierschrift geworden. Ich tue mich manchmal schwer, meine eigene Handschrift zu entziffern 😉 In letzter Zeit habe ich es mir angewöhnt, mit einer Füllfeder zu schreiben und jetzt wird’s wieder besser. Mit Feder schreiben ist sehr entschleunigend. ✍️☺️

Martina Draper

FOTOGRAFIN I Bilder mit Seele I Business Portrait- u. Eventfotos I einfühlsames Sichtbarmachen deiner Einzigartigkeit I Fotografiert zu werden kann auch Spass machen | Foto Coaching | 19 Jahre Erfahrung I ICH SEHE DICH

8 Monate

Ich bewundere Menschen, die wirklich schön schreiben können, jedes Wort ein Kunstwerk

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