Die Macht der Bilder:                          Warum Details entscheidend sind
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Die Macht der Bilder: Warum Details entscheidend sind

CDU-Politiker Friedrich Merz und die Prosecco-Flaschen im Interview zur Flüchtlingskrise, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hängt die Nase über der Schutzmaske, das „Fahrstuhl-Gate“ an der Uniklinik Gießen - Brüder, vereint im Fauxpas. Ebenso der NGO-Vertreter im Erklärvideo: Ihm ist die bewusste Ernährung von Kindern wichtig. Er wirkt sympathisch, spricht klar strukturiert und glaubwürdig - bis die Kamera schwenkt und das rote Logo eines amerikanischen Softdrinks auf einem Tisch aufleuchtet.

Verstehe die Bildsprache

Was ist da eigentlich los? Alles Achtlose? Während sie ihre Worte genau wählen, die Interpunktion richtig setzen und auch Groß- und Kleinschreibung beachten, selbst s- und ß-Regeln kennen und dreimal überprüfen, entstehen schwarze Löcher bei der Bildsprache. Ja, die Sprache des Bildes: die Kommunikationsform von Bildern im Sinne der konzeptionellen Fotografie oder auch beim Film. Vermutlich ist der Kontrollblick auf den Krawattenknoten penibler als eine Überprüfung des Sets. Wie soll man jedoch eine Sprache verstehen, die man nicht spricht? Nun hat nicht jeder einen Pete Souza an der Hand und auch Christopher Nolan kommt nicht eben mal zum PK-Termin. Aber schon solides Handwerk reicht aus, entscheidende Fehler zu vermeiden.

Details entscheiden

Es sind die Details, die Botschaften unterstreichen, untergraben oder zerstören. Und gerade in kurzen Clips ist es wichtig, dass nicht nur der gesprochene Inhalt überzeugt. 

Um auf das Beispiel mit dem NGO-Vertreter zurückzukommen: Natürlich glauben wir nicht, dass jeder ein Heiliger ist. Auch ein Ernährungsexperte darf mal eine schwache Sekunde haben und sich am Convenience Food versündigen. Das macht ihn sogar menschlich sympathisch. Nur sollte er dies nicht in einem fokussierten Clip offenlegen, denn da konterkariert er seine eigenen Absichten.

Alles, was sichtbar ist, sendet eine Botschaft und man selber entscheidet darüber, ob es die eigene Geschichte unterstützt oder torpediert. Das ist keine Raketenwissenschaft, sondern bedarf nur eines geübten Blickes und entsprechender Planung.

Penible Planung verhindert Pannen

Das „Fahrstuhl-Gate“ an der Uniklinik Gießen wäre so nie passiert. Bundesgesundheitsminister Spahn, Hessens Ministerpräsident Bouffier und weitere Minister wollten sich ein Bild vom Kampf gegen das Coronavirus machen. Ein klassischer Pressetermin. Ein Besuch an der Front gewissermaßen. Er sollte Entschlossenheit demonstrieren und Vertrauen schaffen: „Wir kümmern uns“. Daraus wurde: „Hey, einer passt noch rein“ und „wir Politiker haben ja auch keine Ahnung“.

Und dies nur, weil einem Fotografen ein Bild gelang, wie sich Politiker und Krankenhausvertreter gedankenlos in einen Fahrstuhl quetschen. Weil offenbar keinem klar war, dass die Kamera auch abseits des offiziellen Termins benutzt werden kann. Abgesehen davon, dass eigentlich gesunder Menschenverstand solch ein Motiv nie hätte entstehen lassen. Als verantwortlicher Pressesprecher hätte man natürlich demonstrativ dafür sorgen können, dass nur jeweils vier Personen im gebührenden Abstand mit dem Aufzug fahren. Oder man hätte die Medien und Politiker gleich getrennt zur Station gebracht.

Fehlende Sprachkenntnisse können katastrophal enden

Wer die Bildsprache spricht, kann Botschaften verstärken. Und dabei geht es wie gesagt vor allem um solides Handwerk.  Fehlende Sprachkenntnisse aber können mit einer Katastrophe enden: 

apero.transmitter42.de

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