Die Kanzlerin spricht: 4 Basis-Bausteine der Corona-Ansprache
"Es ist ernst": Die Corona-TV-Ansprache der Kanzlerin unter der Lupe (Bild: Publik Agentur)

Die Kanzlerin spricht: 4 Basis-Bausteine der Corona-Ansprache

Dagegen wirkten Schmidts und Schröders Flut-Einsätze wie kalter Kaffee: Was Angela Merkel mit der Corona-Pandemie als Kanzlerin erlebt, sucht in der Nachkriegsgeschichte vergeblich einen Maßstab. Und ist auch Anlass für Ihre erste (!) Rede an die Nation nach fast 15 Jahren Kanzlerschaft – nimmt man die Neujahrsansprachen aus. Wir wollen die Rede zum Anlass nehmen, um einige wichtige Instrumente von wirkungsvoller Kommunikation in Ausnahmesituationen mit Zitaten von Angela Merkel zu illustrieren.

Autorität

Das Militär oder der situative Führungsstil geben es vor: Wenn es „ernst“ wird, braucht die Führung Autorität. Autorität kann sich generell aus unterschiedlichen Quellen speisen. Merkel verlässt sich voll auf die inhaltliche bzw. fachliche Autorität: „Und alles, was ich Ihnen dazu sage, kommt aus den ständigen Beratungen der Bundesregierung mit den Experten des RKI und anderen Wissenschaftlern und Virologen.“ 

Relevanz

Eine der wichtigsten Grundregeln der beeinflussenden Kommunikation besagt, die Relevanz für die Angesprochenen aufzuzeigen. Merkel verknüpft dies geschickt mit einer beispielhaften Aufzählung: „Das sind nicht einfach Zahlen in einer Statistik. Das sind ein Vater oder Großvater, eine Mutter oder Großmutter, eine Partnerin oder Partner.“

Identifikation

Ein weiteres bewährtes Mittel ist die „Erschaffung von Helden“ als Identifikationsfiguren. Merkel greift hier zunächst natürlich auf Ärzte und medizinisches Personal zurück. Aber auch Menschen, die im Supermarkt arbeiten, werden berufen: „Wer in diesen Zeiten an einer Supermarktkasse sitzt oder Regale befüllt, der macht einen der schwersten Jobs, den es zurzeit gibt.“ Spätestens zum Ende der Krise dürfen wir dann auch mit einem Zitat von Winston Churchill rechnen: „ (…) Niemals zuvor hatten so viele so wenigen so viel zu verdanken“

Verpflichtung

In existenziellen Situationen sichern sich Individuum und Gemeinschaft gegenseitig das Leben. Merkel spricht das sehr explizit an: „Warum es Sie dazu braucht, und was jeder und jede Einzelne dazu beitragen kann (…)“ oder auch: „Wir werden als Gemeinschaft zeigen, dass wir einander nicht allein lassen.“ Dazu eine imposante Zahl am Rande: Sie benutzt in den knapp 13 Minuten ihrer Rede über 40 Mal das Wort „wir“. 

Diese vier Grundbausteine sind Elemente, wie wir sie in den Ansprachen fast aller großen Krisen-Manager in der Vergangenheit finden – von Winston Churchill bis Roman Herzog. Und es ist kein Zufall, dass dies ausnahmslos „Techniken“ der beeinflussenden Kommunikation sind.  

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