Die Macht des Zuhörens - Vier Tipps für empathische Kommunikation von Führungskräften
Der Mensch hat zwei Ohren und eine Zunge, damit er doppelt so viel hören kann, wie er spricht. – Epiktet.
Wann haben Sie das letzte Mal wirklich zugehört?
Echtes Zuhören ist selten. Meistens, wenn jemand anderes spricht, denken wir schon darüber nach, was wir als Nächstes sagen werden. Oder wir warten darauf, dass wir an der Reihe sind, zu sprechen.
Doch berufliche und private Beziehungen sind dann besonders stark, wenn sich alle Beteiligten gehört und verstanden fühlen. Zuhören ist aber eine Fähigkeit, die wir oft vergessen zu trainieren. Besonders in Zeiten von Unsicherheit oder Stress, wenn wir abgelenkt sind oder neue Wege gehen müssen, gerät das Zuhören oft zu kurz. Gerade aktuell in der Reizüberflutung der modernen, sich immer schneller drehenden Welt merken wir doch oft, wie schnell wir durch eine Vielzahl von digitalen Kommunikationskanälen auch beim Zuhören in Eile geraten. Mit unseren Verpflichtungen im Hinterkopf und unter Zeitdruck springen wir oft von Besprechung zu Besprechung, klicken uns von einer E-Mail zur nächsten und handeln dabei so ergebnisorientiert, dass wir manchmal vergessen, richtig zuzuhören.
Mehr denn je ist es jetzt an der Zeit, einander, unseren Mitarbeiter:innen, Führungskräften, Kund:innen, Wettbewerbern, Freund:innen und unseren Lieben zuzuhören.
Wenn wir es vernachlässigen, richtig zuzuhören, kann das erhebliche Auswirkungen haben: Es kann dazu führen, dass wir nicht das vollständige Bild sehen. Oder dass wir zu sehr an dem festhalten, was wir bereits kennen und wissen, anstatt tiefe und belastbare Verbindungen und Beziehungen zum Gegenüber aufzubauen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu erkennen, dass wir nur bessere Entscheidungen treffen können, wenn wir Wissen teilen, Beurteilungen und Kritik zulassen und uns mit anderen austauschen. Wenn wir also aktiv zuhören.
Das klingt einfach. Aber wie setzen wir es im Alltag um?
Aktives oder ehrliches Zuhören bedeutet, dass man die ganze Botschaft des Gegenübers hören und verstehen will. Es geht darum, die Dinge aus der Perspektive anderer Menschen zu sehen und auch offen zu sein, die eigene Meinung zu ändern. Es ist ein Ausdruck von Respekt und enorm wichtig, um eine psychologisch sichere Umgebung zu schaffen.
Im Jahr 2020 beinhaltete unser ITS REFOCUS Programm sogenannte Deep Dives. Hierbei haben wir die Fähigkeit des Zuhörens in unserem Führungs- und Managementteam weiter trainiert und geschult. Wir haben Werkzeuge und Techniken kennengelernt und mittlerweile etabliert, um die Dynamik und das Verhalten unseres Teams durch empathische Kommunikation positiv zu beeinflussen. Und gelernt, alte Denkweisen zu ändern, um als moderne Leader in einen produktiveren Dialog untereinander und mit dem Team zu treten.
Als Team haben wir vier Skills für besseres Zuhören definiert:
- Schenken Sie Ihrem Gegenüber volle Aufmerksamkeit – Bleiben Sie konzentriert und stellen Sie Ihre eigenen Gedanken zunächst zurück. Hören Sie genau zu, was nicht gesagt wird. Beobachten Sie die Gestik und Mimik Ihres Gesprächspartners und achten Sie auf die Emotionen und Energie hinter den gesprochenen Worten.
- Zeigen Sie, dass Sie zuhören – Reflektieren Sie das Gehörte in Ihren eigenen Worten und stellen Sie offene Fragen.
- Schaffen Sie Raum – Lassen Sie den Gesprächspartner seine Gedanken ohne Unterbrechung oder Zwischenfragen ausführen.
- Antworten Sie angemessen – Respektieren Sie die Meinung Ihres Gesprächspartners, auch wenn Sie anderer Meinung sind: Nur wenn Sie die Position des anderen verstehen, können Sie auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.
Es ist nicht immer leicht, unseren Impuls sprechen zu wollen, zu kontrollieren. Viele unserer gelernten Verhaltensweisen entstehen aus Gewohnheiten – und das gilt insbesondere für das Reden.
Zuhören ist eine wichtige Fähigkeit – und wir sollten alle mehr Zeit dafür aufbringen, diese Fähigkeit zu trainieren. Geistig und körperlich präsent und „voll da“ zu sein, signalisiert anderen, dass sie geschätzt werden. Es baut Vertrauen auf, stärkt Beziehungen und sorgt dafür, dass wir gemeinsam bessere Ergebnisse erzielen.
Mit anderen Worten: Wir sollten alle weniger reden und mehr zuhören. Denn mit Geduld und Übung können wir den Einfluss, die Kraft und die Qualität unserer Gespräche verbessern.
In diesem Sinne freue ich mich, Ihre Gedanken zu diesem Thema zu hören!
Sabine Scheunert
IT Area Lead IT Business Alignment bei MAN Energy Solutions
3 JahreUnterstütze voll Ihre Meinung. Aktiv Zuhören ist Das Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung.
Konsiliarpsychiater bei Verein Grüner Kreis
3 Jahre... aber auch, wann man (über sein ich, also mich) reden darf / soll
Ich stimme Ihnen in allen Punkten zu, mit der Frage, ob die Findung eines kleinsten gemeinsamen Nenners, also ein Kompromiss, immer die beste Lösung ist um an ein Ziel zu kommen.
Sabine, Ich bin völlig einverstanden !