Die neuen Spielregeln auf dem Arbeitsmarkt (3 von 4)
(3) Was ist eine Great-Place-to-Work-Botschaft?
Die Überschrift ist nicht zufällig gewählt. Der amerikanische Arbeitgeber-Zertifizierer ist wohl der bekannteste Arbeitgeber-TÜV www.greatplacetowork.de
Dieses Modell stellt eine erste Checkliste dar, mit der man sein eigenes Unternehmen durchleuchten kann. Arbeit macht einen großen Teil unseres Lebens aus. Leistung und Produktivität hängen sehr stark von den Arbeits-bedingungen ab. Wohlfühl-Arbeitsplätze sind also keine Liebhaberei des Arbeitgebers, sondern in unserer Dienstleistungsgesellschaft eine sinnvolle Investition. Der Hirnforscher Gerald Hüther betont in einem Interview mit der F.A.S. (Nr. 50/2015) noch einen ganz anderen Aspekt: „Wir sind soziale Wesen. Unser Gehirn strukturiert sich ein Leben lang vor allem aufgrund der Erfahrung mit anderen. Wir sind so angelegt, dass wir immer nach Gelegenheiten suchen, mit anderen gemeinsam etwas zu tun…..Erst die Arbeit macht uns zu Menschen.“
Was erwarten Menschen von ihrem Arbeitsplatz? Eine Studie des TÜV Rheinland aus dem Jahr 2013 liefert wenig überraschende Antworten:
Ein gutes Arbeitsklima, Sicherheit des Arbeitsplatzes, interessante Aufgaben, eigenverantwortliches Arbeiten, ein faires Gehalt, Aufstiegsmöglichkeiten, eine angenehme Arbeitsumgebung, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
In Zeiten des Fachkräftemangels ist eine starke Arbeitgebermarke für die Attraktivität eines Unternehmens beinahe so wichtig wie die (Absatz-)Marke. Es sind nämlich zwei Seiten der gleichen Medaille!
Gehälter, Sozialleistungen und Karrierepfade eignen sich immer weniger als Unterschei-dungskriterien beispielsweise von Agenturen. Die Arbeitsplatzkultur und Lifestyle gewinnen daher zunehmend an Bedeutung.
BEST PRACTICE Klaus Kobjoll mit seinem Hotel Schindlerhof war schon immer ein Pionier für Führungskultur. Er geht mit der Zeit, sprich Digitalisierung des Lebens. Zum Jahresauftakt 2016 erhielten alle Mitarbeiter einschließlich der Azubis ein ipad, das sie sowohl geschäft-lich als auch privat nutzen können. Im Mittelpunkt steht dabei die Toolbox, über die alle Mitarbeiter untereinander kommunizieren können. Die App umfasst fünf Hauptbereiche, Detail-anwendungen sind ein Stimmungsbarometer, ein Ideenmanagement, Dienstpläne und eine Chat-Funktion.
Die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter stehen im Zentrum einer modernen Personalpolitik. BEST PRACTICE Die Agentur marbet aus Künzelsau profiliert sich gerade auf diesem Gebiet mit zahlreichen Mass-nahmen. Auch und gerade um dem eigenen Anspruch gerecht zu werden, „bester Arbeitgeber in der Branche zu sein“. Das Konzept setzt an der Balance zwischen Arbeits- und Privatleben an. Säulen dieser Fürsorge sind ein ausge-tüfteltes Arbeitszeitmodell mit einer 37-Stunden-Woche und eine Burnout-Prävention. Hierbei handelt es sich um eine externe Mitarbeiterberatung, die anonym und kostenlos ist.
Nach Rich Karlgaard, Herausgeber des Wirtschaftsmagazin Forbes ist „der Zusammenbruch des Organisations-Prinzips von Befehlen und Kontrollieren das charakterisierende Ereignis unseres Zeitalters“. Die Erwartungen, Wünsche und Forderungen von Mitarbeitern haben sich in den letzten Jahren radikal verändert. Sie erwarten u.a. einen Sinn in ihrer Aufgabe, sie erwarten Anerkennung, Gemeinschaft, Transparenz und Entwicklungsperspektiven.
Die Ansprüche an die Arbeitsumgebung und die Arbeitsbedingungen wachsen. Das sind Herausforderungen für Führungskräfte, aber auch für Geschäftsführer und Inhaber in der mittelständisch geprägten Event-/MICE-Branche.