Die Y-Generation
Die Generation "why"

Die Y-Generation

Warum werden Vertreter der zwischen 1980 und 1998 Geborenen als Y Generation bezeichnet? Weil sie die Nachfolger der Generation X sind und weil Y im Englischen wie "why" ausgesprochen wird. Ob politische Situationen, Eltern, soziale Strukturen oder Vorgesetzte: Alles wird mit dem Gedanken "warum ist das so?" infrage gestellt. Viele Personalchefs empfinden Bewerber um die 30 als Arbeitsverweigerer, die lieber pünktlich Feierabend machen würden, als dass sie Lust hätten, an ihrer Karriere zu feilen. Im Gegenzug empfindet sich die Generation Y überhaupt nicht als arbeitsscheu oder gar faul. Sie möchten nur gerne anders arbeiten als ihre Eltern.

Sie hatten schon immer die Wahl

Soziologen sprechen von der dritten Generation seit Ende des Zweiten Weltkrieges, die in Deutschland für Veränderung sorgen könnte. Nach Kriegsende gab es zunächst die Skeptiker. Das waren traumatisierte, ernste, von Entbehrung gezeichnete junge Menschen, die inmitten einer Trümmerlandschaft für wirtschaftlichen Aufschwung sorgten. In der neu wieder aufgebauten Welt entwickelte sich dann die sogenannte Generation Golf. Diese Leute waren kämpferisch und absolut konsumorientiert. Jetzt also Y. Wer dieser Generation angehört, hat schon als Kind erfahren, dass alles möglich ist und dass es sowohl im wirklichen Leben als auch im Internet immer unzählige Optionen gibt. Ganz nach dem Motto: Alles fließt, nichts ist morgen mehr so, wie es heute scheint oder wie es gestern noch war. Die Möglichkeiten sind vielfältig, die Auswahl grenzenlos. Und das ist möglicherweise für Viele nach 1980 Geborene ein Problem. Sie wollen alles auf einmal: Beruf, Familie, Freunde, Liebe, Lebenssinn. Kompromisslos verlangen sie nach einem anspruchsvollen Job plus vielen Urlaubstagen und pünktlichem Feierabend.

Von der Gesellschaft, allen voran von ihren Arbeitgebern erwartet die Y Generation, dass sich alle auf ihre Bedürfnisse einstellen. Sie erwarten flexible Arbeitszeiten und jede Menge Selbstbestimmung ebenso, wie Kollegialität. Autoritäten werden grundsätzlich erst einmal angezweifelt. Prestige und Status stehen ganz am Ende Prioritätenliste.

Gefördert und gefeiert

Schon als Kleinkind durften sie mitentscheiden, welches Auto der Papa kauft oder wohin die Familie in den Urlaub fährt. Generation Y ist es gewöhnt, sich zu verwirklichen und zu entfalten. Und genau das, was sie als Kind von ihren Eltern erfahren haben, erwarten sie nun auch von ihrem Chef: Fürsorge, Aufmerksamkeit, Lob, Anerkennung, Mitsprache und ständiges Feedback. Junge Arbeitnehmer wollen sich im Job nicht wie Sklaven fühlen. Doch wenn sie von ihrer Arbeitsaufgabe überzeugt sind, geben sie alles. Und wenn sich dann nebenbei auch noch die Welt retten ließe und genügend Zeit für Familie, Freunde und Spaß bliebe, wäre das Leben nahezu perfekt.

Abitur, Fremdsprachen, Auslandsaufenthalte

Doch die Y Generation fordert nicht nur, sie hat auch viel zu bieten. Sie ist die am besten ausgebildete und international erfahrenste Generation, die jemals den Arbeitsmarkt betreten hat. Keine Altersgruppe zuvor hat mehr Abiturienten hervorgebracht, kann derart viele Hochschulabschlüsse vorweisen oder hat zahlreicher im Ausland gelebt als die heute 20 bis 35-Jährigen. Geburtsort ist out, Wahlheimat ist dort, wo es Arbeit gibt. Und den gleichen Job ein Leben lang gibt es ebenso wenig, wie den ultimativ einzigen Lebenspartner oder die sichere Rente. Immerwährende Veränderungen zwingen zur Anpassung. Das scheint der Grund dafür zu sein, dass Generation Y Neuem gegenüber aufgeschlossen ist.

In Zeiten tief greifender ökonomischer Veränderungen, des Klimawandels, einer alternden Gesellschaft und immer knapper werdenden Ressourcen müssen neue Technologien überholte Geschäftsmodelle ersetzen. Es gibt kaum einen Wirtschaftszweig, der nicht von diesem Wandel betroffen wäre. Dazu benötigen Unternehmen kreativ denkende Talente, die etablierte Strukturen infrage stellen und nach kreativen Lösungen suchen.

Alle Leute um die 30 sind mit dem Internet aufgewachsen. Ob Facebook, YouTube oder Twitter: Wer die skurrilste Meldung, das interessanteste Video oder den witzigsten Tweed veröffentlicht, bekommt reichlich Aufmerksamkeit und Feedback. Diese Mechanismen werden selbstverständlich in die Arbeitswelt übertragen. Das könnte der Wirtschaft durchaus guttun. Auf den globalen Märkten bleibt nämlich nur derjenige konkurrenzfähig, der Neues ausprobiert und originelle Ideen hat.

Generation Y - nur ein Ausschnitt?

Ähnlich wie die 68er macht auch die Y Generation nur einen Bruchteil der nach 1980 Geborenen aus. Es sind vordergründig die jungen Erwachsenen gemeint, die wohl behütet und in vergleichsweise wohlhabenden Verhältnissen aufgewachsen sind. Sie verfügen entweder über eine exzellente Berufsausbildung oder über einen Hochschulabschluss. Diese Kriterien erfüllen rund ein Viertel dieser Altersgruppe. Doch genau wie die 68er prägen diese Menschen das Bild einer gesamten Generation. So wie sich im Berufsleben ihrer Großeltern und Eltern die 40-Stunden-Woche, die Betriebsrente und das Urlaubsgeld durchgesetzt haben, könnten die Y-Beschäftigten dazu beitragen, dass zukünftige Arbeitnehmer ihrem Job selbstbestimmter und in besserer Übereinstimmung mit ihren persönlichen Lebenszielen nachgehen können.

Privilege in einer überalterten Gesellschaft

Es ist durchaus realistisch, dass die Erwartungen der Y-Generation schon bald Realität sind. Denn im Gegensatz zur Generation ihrer Großeltern und Eltern profitieren die "Um-die-Dreißiger" von einer voranschreitenden Verknappung an Fachkräften in einem wirtschaftlich bestens aufgestellten Land. Viele Branchen klagen schon heute über einen Mangel an qualifiziertem Nachwuchs. Tendenz steigend. Hinzu kommt, dass die starken Geburtsjahrgänge (1960 bis 1970) in einigen Jahren in Rente gehen. Noch etwas später wird die Zahl der Pflegefälle steigen. Die dann anstehenden Aufgaben muss die Generation Y bewältigen. Die heute 20 bis 35-Jährigen können also davon profitieren, dass sie eigentlich viel zu wenige sind, indem sie ihre Vorstellungen in die Arbeitswelt übernehmen.

Fazit

Entgegen allgemeiner Klischees möchte Generation Y sehr wohl arbeiten und Karriere machen. Sie ist auch bereit, Verantwortung zu tragen. Allerdings ist der Karrieregedanke und der Wunsch nach materieller Anerkennung heute kein Selbstzweck oder Motivationskriterium mehr. Es geht vielmehr darum, mit seinem Wissen und seiner Arbeitskraft tatsächlich etwas zu bewirken, zu gestalten und für Erfolge auch menschliche Anerkennung zu bekommen. Die jungen Menschen sind bereit, viel zu geben. Die Unternehmen können davon profitieren, indem sie die neuen Vorstellungen respektieren und ihren Beschäftigten im Rahmen wirtschaftlicher Möglichkeiten entgegenkommen.

Es gibt allerdings auch Studien, die etwas ganz anderes aussagen. Sie zeichnen eher das Bild einer "Generation Praktikum", die sich ihren Einstieg in die Arbeitswelt hart erarbeiten, häufig sogar erkämpfen muss, um letztendlich doch nur unsichere, häufig befristete Jobs zu ergattern. Ganz zu schweigen von unfreiwilliger Teilzeitarbeit, Minijobs oder Leiharbeit. Das Bild einer Generation, die Familie und Arbeitsleben so harmonisch in Einklang bringt, ist häufig nicht mehr als ein unerfüllbarer Wunschtraum. Im Gegenteil: Viele der 20 bis 30 jährigen schieben aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheit die Familiengründung immer weiter nach hinten.

Thomas Baumgartner

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