Digitalisierung: Bits und Bytes im Fluss
In einer komplexer werdenden Welt überhaupt noch treffsichere Strategien zu entwickeln, setzt voraus, dass der Mensch in den Mittelpunkt gestellt wird. Gerade in diesen anspruchsvollen Zeiten gilt es wertvolle Informationen in der Zusammenarbeit mit Schnittstellenpartnern zu teilen.
Die Bereitschaft, Erfahrungen, Wissen und Ideen schnell und direkt zur Verfügung zu stellen, wird zur Schlüsselkompetenz, um strategisch arbeiten zu können.
Wie ein Logistikdienstleister im Verkehrszweig Binnenschifffahrt einen konsequenten Digitalisierungskurs einschlägt und dafür eine webbasierte E-Commerce-Plattform entwickelt hat, beschreibt Dr. Rembert Horstmann, Head of Marketing bei IMPERIAL Logistics International und Honorarprofessor für International Marketing an der FHDW in Paderborn. Horstmann schrieb zum Session-Thema Digitalisierung, bei der er als Referent auf der Fachkonferenz EXCHAiNGE am 6. Oktober mitwirkt, einen interessanten Blogbeitrag. Lesen Sie selbst!
In einem Verkehrszweig wie der Binnenschifffahrt, dessen Prozesse in weiten Teilen noch mit traditionellen, analogen Methoden ablaufen, sind Digitalisierungsschritte besonders behutsam anzugehen. Jahrzehntelang gepflegte persönliche Kommunikationsmethoden können und sollen auch nicht von heute auf morgen durch Datenmasken und mobile Apps ersetzt werden.
Es ist andererseits aber auch nicht abzustreiten, dass die Binnenschifffahrt einen großen Nachholbedarf in Richtung effizienter Prozesse hat.
Für einen Logistikkonzern, der sich zur modernen Güter- und Datenmobilität bekennt, ist es schwer vermittelbar, wenn im Operating und bei der Disposition von Binnenschiffen unnötige Leerfahrten noch immer die Ertragssituation belasten, während andere Verkehrszweige Ladung und Raum seit vielen Jahren auf effiziente Weise in Laderaumbörsen zusammenführen. Vor dem Hintergrund eines sinkenden Anteils der Binnenschifffahrt am Modal Split müssen sich Reedereien und freie Schiffseigner, also die Partikuliere, überlegen, wie sie ihre Tonnage besser auslasten und optimaler einsetzen können. Letztendlich erwartet der Kunde die Abwicklung seiner Güterströme mit Hilfe zeitgemäßer IT-Werkzeuge.
IMPERIAL Logistics International hat in der Business Unit Shipping deshalb einen konsequenten Digitalisierungskurs eingeschlagen und eine webbasierte E-Commerce-Plattform entwickelt. Über das IMPERIAL Freight Management System IFMS, so der Name, wird in Zukunft das gesamte Ladungsvolumen von Europas größter Binnenschiffsreederei abgewickelt. Das Ziel besteht darin, die Schiffsdisposition zu optimieren und Schiffe damit besser auszulasten.
In einem ersten Schritt wurden zunächst nur die zur eigenen Flotte und das interne Ladungsvolumen aller eigenen Standorte auf einem internen Marktplatz zusammengeführt. Über Bildschirme in den Büros informieren sich die Disponenten aller Standorte in Echtzeit über die abzufahrende Ladung und die zur Verfügung stehenden Schiffe. Ab Anfang 2017 wird IFMS für die Partikuliere geöffnet und ab Mitte 2017 soll die Plattform auch für externe Verlader freigeschaltet werden.
Im Prinzip funktioniert IFMS wie Laderaumbörsen, die im Straßengüterverkehr seit Langem eingesetzt werden. Darüber hinaus vereinfacht IFMS auch die Transportabwicklung an Bord, denn die registrierten Schiffe können über eine mobile App Informationen wie zum Beispiel Positionen oder Lade-Löschdokumente sehr einfach übermitteln. Das elektronische System wird den traditionell sehr persönlichen Kontakt zwischen Schiffer und Disponent aber keinesfalls überflüssig machen. Wenn Kunde oder Partikulier auch weiterhin telefonisch betreut werden möchten, ist dies auch weiterhin möglich.
Wenn IMPERIAL sein gesamtes jährliches Ladungsvolumen von 50 bis 60 Millionen Tonnen in IFMS eingespeist hat, werden etwa 20 Prozent des gesamten Jahresvolumens der deutschen Binnenschifffahrt im IFMS erfasst sein – ein Volumen, das viele Partikuliere überzeugen dürfte, auf dem Marktplatz IFMS mitzumachen.
Der Kernbegriff dabei lautet „überzeugen“. Nicht nur Kunden wollen überzeugt werden, auch die eigenen Mitarbeiter muss man mitnehmen.
Wichtig ist, dass die freien Partikuliere der Reederei vom Nutzen und Gewinn der Digitalisierungsschritte überzeugt sind. Roadshows, flankierende Werbemaßnahmen an Bunkerstationen und Schleusen werden dabei helfen.
Dr. Rembert Horstmann wird auf der vierten Internationalen Fachkonferenz „EXCHAiNGE – The Supply Chainers’ Conference“, die am 6. und 7. Oktober in Frankfurt am Main stattfindet, in der Session „Digitalisierung – Die Macht der Informationen“ mitwirken. Moderatorin Bettina Bohlmann Geschäftsführerin der 3p Procurement Branding GmbH, einem auf Einkauf und Supply Chain spezialisierten Unternehmen für Personal- und Organisationsentwicklung, steigt bei dieser Session mittels einer Simulation in einen interaktiven Dialog zwischen Plenum und Teilnehmern ein – mit dem Dreh- und Angelpunkt: „Digitalisierung und der Faktor Mensch“.
Als Mitstreiter bei „Digitalisierung – Die Macht der Informationen“ sind angekündigt:
- Mathieu Caudal (Vice President Operations & Product, Unu GmbH)
- Dr. Rembert Horstmann (Head of Marketing, IMPERIAL Logistics International B.V. & Co. KG)
- Karl Kirschenhofer (Vice President Manufacturing Operations, Nokia Solutions and Networks GmbH & Co. KG)
- Hans Pieper (Geschäftsführer Terminalbetrieb Nord, Deutsche Umschlaggesellschaft Schiene–Straße (DUSS) mbH
Mehr Informationen zur Fachkonferenz EXCHAiNGE - The Supply Chainers' Conference, die am 6. und 7. Oktober in Frankfurt am Main stattfindet, finden Sie unter www.exchainge.de