Digitalisierung – Was nun?
Das Thema Digitalisierung ist seit einiger Zeit in aller Munde. Aber was bedeutet das wirklich? Was macht es mit traditionellen Branchen und wie digitalisiert sind wir eigentlich schon? In einem seiner Vortrage meinte der berühmte Business Angel und Investor Hansi Hansmann, dass nach seiner Einschätzung der Digitalisierungsgrad erst ein paar Prozent beträgt. Fazit: In Zukunft wird es deutlich mehr. In allen Branchen und Märkten.
Was heißt Digitalisierung nun genau? Hier könnte man natürlich unzählige Beispiele nennen, die aber den Rahmen dieses Blogbeitrags sprengen würden. Ein bekanntes Beispiel ist die Digitalisierung von ganzen Geschäftsprozessen oder Branchen. Das bedeutet unter anderem, dass Wartungsprozesse, die vorher mittels Checklisten auf Papier durchgeführt wurden, jetzt vollkommen digital abgebildet werden. Der technik-affine Leser wird sich jetzt denken: „Das ist alles nicht neu, das gibt es ja schon seit gut 10-20 Jahren!“ Und das stimmt (obwohl der eine oder andere sicher überrascht wäre, wie viele Unternehmen noch mit Papier und Bleistift unterwegs sind).
Ein langer Prozess
Denn Digitalisierung ist nämlich nicht gleich Digitalisierung. Was wir heute grob mit diesem Begriff bezeichnen, ist eigentich ein langer Prozess, der in Stufen oder Wellen passiert. Und momentan befinden wir uns bereits mittendrin.
Am Anfang stand eine Digitalisierung von Prozessen und Services, die uns mittlerweile als selbstverständlich erscheinen – Online Banking, Internetbestellung, digitale Vernetzung zwischen Unternehmen und Konsumenten. Außerdem passierte natürlich eine Digitalisierung von analogen Daten wie Büchern, Bildern, Filmen, etc. Mit dem Web 2.0 rückte dann die Digitalisierung von Nutzerdaten und -prozessen in den Vordergrund. Wir bekamen größeren Einfluss und mehr Mitspracherecht, was den Grundstein für eine stärkere Verknüpfung dieser Beiden bereiche legte. Dieser Prozess ist natürlich längst nicht abgeschlossen, sondern entwickelt sich ständig weiter. Gleichzeitig schreitet nun auch die Digitalisierung der Dinge immer weiter fort (Stichwort: Internet of Things), sodass auch reale physikalische Objekte an die digitale Welt angebunden werden und beispielsweise selbstständig online kommunizieren. Das reicht von Kühlschränken, die dem Besitzer eine Nachricht schicken, wenn Milch gekauft werden muss, bis hin zu voll automatisierten Industrieanlagen, die sich eigenständig digital überwachen und darüber Bericht erstatten.
Die Stufen verknüpfen
Ich möchte in diesem Artikel aber speziell auf die Möglichkeiten und Veränderungen eingehen, die sich durch die Digitalisierung in verschiedenen Branchen ergeben – genauer gesagt im Vertrieb und Marketing. Oder anders gesagt: auf die Verknüpfung zwischen der Digitalisierung auf der Unternehmens- bzw. auf der Nutzerebene.
Wenn alle Daten (z.B. über Kunden, deren Kaufverhalten, Vorlieben, etc.) jederzeit zur Verfügung stehen oder leicht erhoben werden können ergeben sich viele Möglichkeiten für personalisierte Produkte oder Dienstleistungen. So können Möbel oder Schuhe nach Maß gefertigt werden wo vorher nur Handarbeit oder Massenproduktion möglich war Und auch in der Medizin gibt es bereits einen großen Trend in Richtung individueller Medikamente, Implantatanfertigung, etc. In der Baubranche gibt es auch erste Versuche mit 3D gedruckten Häusern.
Um all diese Dinge zu ermöglichen, werden auch digitale Hilfen wie z.B. Online Konfiguratoren benötigt. Diesen Trend spüren wir natürlich auch, weil hier der Schritt von der reinen Visualisierung zur individuellen Konfiguration und späteren Bestellung gemacht werden kann. Wir haben daher auch vor kurzem für einen österreichischen Hersteller einen 3D Online Konfigurator für Swimming Pools umgesetzt.
Die reale Welt mit einbinden
Der technik-affine Leser wird sich jetzt möglicherweise wieder denken: „Kenn ich alles schon.“ bzw. wenn man ehrlicher ist: „Laaaaaaaangweilig!“ Gut, dann legen wir noch eins drauf und bringen Augmented Reality für die Produktkonfiguration live vor Ort ins Spiel. Denn der Nachteil, den ich mit vielen Online Konfiguratoren habe, bleibt natürlich bestehen. Ich sehe das Produkt, das ich kaufen will nur auf einer Website und nicht direkt auf meinem Baugrundstück, am oder im Haus oder im Garten. Sicher ist diese Einschränkung bei vielen Produkten belanglos. Ein Auto-Konfigurator im Web hilft sicher bei der Farb- und Felgenwahl und stellt ein nützliches Tool im Kaufprozess dar.
Das Problem das allerdings viele produzierende Unternehmen haben ist, dass sie tolle Produkte, wunderschöne Produktbilder und Kataloge haben, sich aber der Endverbraucher die Markise, das Fenster oder den Kachelofen am oder im eigenen Haus einfach nicht vorstellen kann. Hier kann eine Live-Visualisierung mit Augmented Reality helfen, mit deren Hilfe man z.B. die Markise virtuell schon an der eigenen Hauswand montieren kann bevor man sie tatsächlich kauft. Wie bei Konfiguratoren üblich, können natürlich noch Farben, Materialien, etc. verändert werden bevor die Bestellung abgeschlossen wird. Mit den jüngsten Entwicklungen bei Google Tango und Apples ARKit, wird diese Anwendung bald noch viel einfacher und zugänglicher gemacht. Und wenn dann noch die Verkaufsberatung via Chat Bots passiert, ist der gesamte Prozess schon ziemlich automatisiert.
Natürlich wird es nach wie vor Kunden und Produkte geben, bei denen die persönliche Beratung Sinn macht. Allerdings ist es sowohl für den Verkäufer als auch den Käufer wesentlich angenehmer, wenn schon eine Vorauswahl des Produkts mittels AR oder Online Konfigurator gemacht wurde. Dadurch sinkt die Unsicherheit beim Kunden ob wohl die Farbe, Größe, Form, etc. des gewünschten Objekts auch wirklich passen. Gleichzeitig erhöht sich seine Kaufbereitschaft und das Kauferlebnis. Win-Win würde ich sagen.