Dogs, Pigs, Sheep…?
Neulich in Battersea

Dogs, Pigs, Sheep…?

Kennen Sie das? Sie laufen durch eine Gegend, z.B. London Clapham und fotografieren die kleinen Hausreihen. Doch was ist denn das am Horizont? Es gibt Bilder, die haben sich tief in unsere Gehirnwindungen eingeprägt.

Plötzlich sehe ich zwischen den Türmen der Battersea Power Station ein nicht vorhandenes fliegendes Schwein! Gänsehaut und Freude! Musik kommt auf: Wie lange habe ich diese Scheibe nicht aufgelegt? Zu lange. Damals, die siebziger Jahre sind in ihrem letzten Drittel. Ein Klassenkamerad erzählt mir, dass Pink Floyd eine neue Platte herausgebracht hat. #Animals. Ich kaufte sie damals ohne Probehören.

An George Orwells "Farm der Tiere" hat sich Roger Waters, der sich seinerzeit zum "Alleinherrscher" von Pink Floyd aufgespielt hatte, orientiert. Seine Tiere leben jedoch nicht im Kommunismus sondern im Kapitalismus. Ich war damals gerade 15 Jahre alt und hatte mit Gesellschaftskritik nicht viel am Hut. Im Grunde wie heute.

Aber diese Musik! Das waren noch "meine" Pink Floyd, die mich vor der aufkommenden "Disco-Welle" retteten.

Die Musik erinnert stark an "Whish You Were here" oder "Dark Side...", Roger Waters spielt anfangs selbst akustische Gitarre; ein ruhiger Start, ein Liebeslied "Pigs on the Wing (Part One)". Dann Dogs. Damit meinte Roger Waters die kapitalistischen Menschen, die 'Gelegenheitsoptimierer' die über Leichen gehen. Musikalisch wurde der Song schon 1974 auf Live Konzerten von Pink Floyd gespielt, hieß damals "You gotta be crazy". Gilmours schnelle akustische Gitarre wird von Richard Wrights Farfisaklang dramatisch unterlegt. Man ist nun nicht mehr in der Realität. Die Musik wirkt. Psychedelisch. Wird lauter. Waters hohe Stimme ist eindringlich. Fast traurig. Schreie. Hundegebell. Immer wieder Harmonie- und Stimmungswechsel.

Dieser interessante Effekt der mir da begegnete, ist derzeit häufig zitiert. So werden sogar demente Menschen plötzlich wieder agil, können singen und tanzen. Man muss ihnen nur Musik aus ihrer Jugend vorspielen. Musik hinterlässt besonders im Alter zwischen 15 und 24 Jahren einen individuellen Soundtrack. Wir können einzelne Soli oder Textpassagen auswendig, obwohl wir diese Musik Jahrzehnte nicht gehört haben!

Nochmal zurück zu den Animals: #Pigs sind nach Waters Menschen, Moralapostel, die alles besser wissen, uns belehren was richtig und falsch ist. Als letzte bleiben die #Sheep, Schafe, seien all diejenigen, die sich von "Hunden" bewachen und von den "Moralaposteln" betäuben lassen.

Eine schöne kleine Reise war das, und ich habe nun endlich Water's Text etwas reflektiert. Wer weiß in welchen Rollen ich am häufigsten unterwegs bin? Wann bin ich eher Dog, Pig oder Sheep?

In jedem Fall lohnt es sich dieses unterschätzte Werk immer mal wieder zu hören. Und auch bald wieder nach London zu fahren!

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