Draghi's Dilemma innerhalb der EU
Quelle: uninfonews.it

Draghi's Dilemma innerhalb der EU

Wie steuert man aus geldpolitischer Sicht eine grosse aber heterogene Region, damit jede einzelne Volkswirtschaft davon profitieren kann? Nun, eine Antwort darauf ist wohl nur schwierig zu finden, wenn nicht sogar unmöglich. Aber genau diesen Spagat muss Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank, vollbringen.

Betrachten wir die EU als Ganzes so stellen wir fest, dass die Wirtschaftsleistungen der einzelnen Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich ausfallen. In nachfolgender Grafik ist beispielsweise ersichtlich, wie stark einige Kennzahlen innerhalb ausgewähl­ten EU-Ländern differieren:

Somit ist es auch nicht verwunderlich, wenn sich beispielsweise Deutschland für eine Normalisierung des Zinsgefüges stark macht. Zudem „drückt“ als zusätzlicher Treiber die aufkommende Inflation, vor allem in Deutschland. Sie hat nämlich jüngst die Marke von 2% (Inflationsziel der gesamten EU ist knapp 2%) überschritten. Angesichts der im Vergleich zu den anderen Europäischen Volkswirtschaften eher unterdurchschnittli­chen Staatsverschul­dung (im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt –BIP-) von etwas mehr als 70%, wäre ein Zinsanstieg durchaus verkraftbar. Anders sieht es jedoch in den Staaten der Europäischen Peripherie aus. Mit einer Staatsverschuldung von mehr als 100% wäre ein Zinsanstieg teuer zu bezahlen. Auch für Länder wie Frankreich oder Italien, welche innerhalb der EU zu den grossen Volkswirtschaften gehören, könnte ein Zinsanstieg viel kosten. Die Bedienung des Zinsaufwandes würde sich nämlich unmittelbar verteuern.

In Zeiten von wirtschaftlicher Prosperität erleben wir jeweils Preissteigerungen, ausgelöst mitunter auch durch steigende Löhne (Lohn-/Preis-Spirale). Dies führt in der Tendenz dazu, dass die Zinsen über der Teuerung zu stehen kommen, damit real auch mehr im Portemonnaie verbleibt. Im aktuellen Umfeld stellen wir fest, dass sich die Wirtschaftsleistungen innerhalb der EU zwar verbessert haben, die Zinsen jedoch immer noch im tiefen bis sogar negativen Bereich sind. Mit der aufkeimenden Inflation und der auch weiterhin erwarteten positiven Wirtschaftsentwicklung (PMI in Europa bei 55.3!) würde somit weiterhin real Geld vernichtet, was vor allem dem Sparer schadet.

Insofern muss Mario Draghi den für diesen Monat geplanten nächsten Schritt genau abwägen. Aus unserer Sicht wäre es sinnvoll, den Markt auf eine baldige Abkehr der expansiven Geldpolitik vorzubereiten um ein starkes Zeichen zu setzen. Wir sehen dabei deutlich mehr Vor- als Nachteile und sind entsprechend mit unserer Allokation darauf vorbereitet. Sind Sie es auch?


🌟 Roland Armbruster

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7 Jahre

Italiens Schulden steigen noch, und ob Macron wirklich Reformen durchsetzen kann? Le Pen ist linke Planwirtschaft pur. Draghi druckt noch eine Weile. Allenfalls, dass die Japaner etwas den Fuss vom Pedal nehmen.

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