Drei Indikatoren, warum Büromieter heute Mobilität im Quartier nachfragen
Vom Car- und Bike-/Roller-Sharing vor Ort über Ladestationen für die Elektromobilität bis hin zum durchdigitalisierten Parkplatz in der Tiefgarage – Büromieter erwarten heutzutage in puncto Mobilitätsangebot rund um ihre Immobilie buchstäblich alles. Und jeder einzelne Punkt möchte vom Entwickler bitte nicht irgendwie nebenbei mitbedacht, sondern mit genauso viel Herzblut geplant sein wie die Büroflächen selbst. Drei Indikatoren dafür, wie stark der Büromarkt heute zukunftsfähige Mobilitätskonzepte nachfragt.
1. Unzufriedenheit mit den bestehenden Angeboten
Nur jeder zweite Mensch, der in einem Büro arbeitet, ist derzeit mit der Parkplatzsituation für Automobile und Fahrräder zufrieden. Umgekehrt sind also 50 Prozent unzufrieden. Selbst bei ansonsten herausragenden Büros sind immer noch 40 Prozent der Menschen mit der Parksituation unzufrieden. Das ergab eine aktuelle Erhebung der Researcher von Leesman, die fast 8.000 Büroimmobilien in zahlreichen Ländern untersucht haben. Zugleich ist am Markt zu beobachten, dass Büronutzer, die über eine Veränderung nachdenken, sich gerade in den Punkten verbessern möchten, mit denen sie heute unzufrieden sind.
Sind in einem Quartier also ausreichend Pkw-Parkmöglichkeiten vorgesehen? Welche Qualität weisen diese auf? Wie sieht es mit Fahrradstellplätzen aus? Sind das ein paar Alibi-Bügel, die draußen unmotiviert vor dem Gebäude stehen? Oder hat man weitergedacht und für wettergeschützte Stellplätze gesorgt und beispielsweise auch Duschmöglichkeiten berücksichtigt?
Leesman beziffert das Plus an Zufriedenheit der Menschen, die in herausragenden Büros mit Duschmöglichkeit arbeiten, auf 19 Prozentpunkte (!) im Vergleich zum entsprechenden Durchschnitt — die Zufriedenheit klettert von 39 auf 58 Prozent.
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2. Zertifikatsboom: Gefühlt schon jetzt etabliert
Kennen Sie das neue, am Markt noch wirklich frische Prüfsystem Certified Good Mobility? Es misst, inwieweit eine Immobilie oder ein Quartier die Mobilitätsziele zur Verkehrswende beispielsweise durch E-Ladesäulen unterstützt. Zudem wird unter anderem geprüft, ob Tiefgaragen helle, freundliche und angstfreie Räume sind: die User-Experience steht insofern auch immer im Mittelpunkt. Ist beispielsweise der Mobilfunkempfang entsprechend verstärkt, sodass Car- oder Bike-Sharing-Angebote über das Handy auch in der Tiefgarage stets funklochfrei genutzt werden können? Ein weiterer der zahlreichen Good-Mobility-Prüfpunkte umfasst das autonome Fahren: ist ein Quartier bereits jetzt auf die autonome Mobilität ausgerichtet, sodass es später nicht aufwendig aufgerüstet werden muss?
Wie frisch das Zertifikat ist, deutet ein Blick auf den Zeitpunkt der ersten drei Auszeichnungen an: sie erfolgten im August 2023. Die ROSA-ALSCHER Group war mit dem ZAM als erste vorzertifizierte Quartiersentwicklung First Mover und erreichte die höchste Zertifizierungsstufe Platin.
Bei den ersten drei Zertifizierungen wird es nicht bleiben: nach unserem Kenntnisstand sind derzeit viele dutzend Objekte und Quartiere in der Prüfung. Denn gute Mobilitätskonzepte werden für die Nutzerfindung vom Markt als so wichtig angesehen, dass nicht gezögert wird. Eigentümer und Entwickler warten (anders als das früher bei neuen Zertifikaten oft der Fall war) in diesem Fall nicht ab, wie die Nutzer reagieren – alle spüren die enorme Bedeutung. Alle spüren, dass Gewerbemieter ebenso wie Wohnungsmieter so genannte "15-Minuten-Standorte" wollen, in denen durch den öffentlichen Personennahverkehr und den Individualverkehr alle Angebote des städtischen Lebens in besagter Viertelstunde erreichbar sind. Büro darf einfach nicht mehr ohne Mobilität gedacht werden.
3. ESG-Fokus der Mieter
Einen dritten Punkt betonen unter anderem die Researcher von Lünendonk: es handelt sich um die bereits angesprochenen E-Lademöglichkeiten in der Tiefgarage oder vor einem Bürogebäude. Neben der ebenfalls bereits angesprochenen User Experience – es ist ein zusätzlicher Benefit für die Mitarbeiter und Kunden, wenn sie während der Anwesenheit im Unternehmen das E-Auto aufladen können – begründet Lünendonk die Bedeutung mit dem positiven ESG-Effekt. Denn immer mehr Büromieter sind zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet oder setzen freiwillig auf diese. Eine entsprechende Infrastruktur, welche die Abkehr von fossilen Brennstoffen unterstützt, wird Lünendonk zufolge zu einem der zentralen Kriterien bei der Entscheidung für eine Gewerbeimmobilie.
danke für den Beitrag.
Genau richtig. 😊 Die Nachfrage nach zukunftsfähigen Mobilitätskonzepten im Büromarkt ist heute größere denn je.