Ein Buch zum Mitfiebern: „Hope Street – Wie ich einmal englischer Meister wurde“ von Campino

Dieses Buch hat mich gefesselt. Der Frontmann der „Toten Hosen“ erzählt über sein Leben, seine Familie, seine Jugend und seine Herkunft. Aus seiner ureigenen Perspektive: als Fan von FC Liverpool und mit einer großen Liebe zu England. Zwei Leidenschaften, die ihn seit frühester Jugend begleiten und die ihn als Mensch stark prägten.

Es gelingt ihm, sowohl heitere und witzige Anekdoten („Such a shame!“, „Was gedenkst Du jetzt zu tun?“) wie auch sehr ernste und nachdenkliche Passagen äußerst plastisch zu schildern. Die Ehe seiner Eltern, einer Engländerin und eines Deutschen unmittelbar nach Weltkriegsende mit all ihren Konfliktpotenzialen und Hürden, die es zu überwinden galt, liefern die ernsthaften Einblicke ins Elternhaus von Andreas Frege.

Mir hat Hope Street ausgezeichnet gefallen. Allerdings kann ich als Fußballfan auch mit den ausführlichen „Ballpassagen“ etwas anfangen. Bild- und anekdotenreich beschreibt er die Spiele seiner Mannschaft, so dass ich die Atmosphäre an einem Spieltag und im Stadion teilweise förmlich aufsaugen konnte.

Campino erweist sich als toller Erzähler, der es versteht, wirklich unterhaltsam, emotional und sehr unverkrampft aus seinem Leben und dem seiner Familie zu berichten, so dass sich das Buch auch wie in einem Rutsch liest. Zum Beispiel dies: „Junge, ich war bei der Artillerie!“ meinte Papa Joachim Frege bei seinem ersten Konzert der Toten Hosen 1985, als ihm bei der Einlasskontrolle Ohrstöpsel angeboten wurden. Unbeantwortet bleibt die Frage, ob diese Einstellung dem Vater-Sohn-Verhältnis zuträglich war.