Elektrisch fahren in Polen. Abenteuer oder easy? Oder irgendwas dazwischen? 🤔🚗⚡🔌
⚡ Zum Ende der Sommerferien bin ich elektrisch nach Olsztyn gefahren. Olsztyn (früher Allenstein) liegt in Nordost-Polen. Wollte meine Kiddies bei den Großeltern abholen. Ich hatte noch einen Geschäftstermin auf dem Weg dahin. Nach dem Geschäftstermin ging es in Richtung meines Hotels in Frankfurt/Oder. In Frankfurt/O dann nach einer Lademöglichkeit gesucht, aber leider kein DC Schnelllader weit und breit. Das höchste der Gefühle waren zwei Stationen mit irgendwas um die 50kW. Eine davon bei einem VW Händler. Fahre gerade vor, um ein paar kW zu laden, da springt auch schon ein Verkäufer raus und schreit über den Platz: „Neee, das geht nicht. Wir machen gleich das Tor zu.“ Super geil. Eins ist klar. Diese Stadt wird definitiv nicht die Welthauptstadt der Elektromobilität, ODER 😊?
⚡ Dann zum Hotel gefahren. Gute Nacht Frankfurt/O, guten Morgen Polen. Direkt hinter der Grenze an einer Ionity Station angehalten und wirklich schnell geladen. 160 km später in Posen noch mal das gleiche Spiel. Vollgeladen bis zum Anschlag. Warum nach 160 km? Weil ich gesehen habe, dass es auf der Strecke zu meinem Zielort keine Schnelllader mehr gab, nur 11 und 22kW. Die restlichen knapp 350 km von Posen nach Olsztyn waren sehr entspannt. Das Straßennetz in PL ist mittlerweile sehr gut ausgebaut. Es gibt kaum Baustellen [sic!] und – was sehr auffällt – super saubere und kostenlose öffentliche Toiletten [sic!]. Übrigens: auf polnischen Autobahnen gilt Tempo 140. Mehr als genug. Elektrisch sowieso.
⚡ So. Angekommen. Ich liebe Olsztyn. Die Hauptstadt der Woiwodschaft Ermland-Masuren. Tolle Seen im Stadtgebiet, generell viel Natur drumherum, klasse Infrastruktur in der Stadt. Generell eine top Lokalität für aktiven Urlaub. Direkt am nächsten Tag habe ich mich via App schlau gemacht bzgl. Lademöglichkeiten vor Ort. Doll war das nicht. Ein BMW Händler hatte eine 30kW Station – nicht öffentlich allerdings. Da ich gerade in der Nähe war, zack, spontan hingefahren. Gehe rein, frage wie es hier mit Laden aussieht. Ob man die Station benutzen darf. Die junge Dame an der Theke wusste gar nicht, dass die eine haben 😊 … musste erstmal Rücksprache halten. Ein netter Verkäufer sagte dann, dass die das eigentlich nicht anbieten, nur für BMW Fahrer, aber im Notfall geht es schon, vorher Zahlen, dann schalten sie frei …. Blablabla … alles klar, war mir dann doch etwas zu langsam … und noch war es kein Notfall. Bin weiter.
⚡ In Olsztyn gibt es einige öffentliche 22kW Lader, teilweise mit 2 Ladepunkten a 11kW. Da ich nicht bis Weihnachten laden wollte, habe ich mich dann für eine der beiden 100kW Stationen entschieden. Beide betrieben von Orlen, dem größten Tankstellenbetreiber Polens. An den Dingern funktionieren die üblichen Flottenkarten nicht, nur die Orlen App. Leider kein Software-Highlight. Umständliche Bedienung. Normalerweise würde ich so eine App direkt wieder löschen … aber ging ja nicht anders. Musste mich durch die App durchkämpfen. Und irgendwann konnte ich laden. Nicht super schnell, aber zumindest mittel schnell. Meine Jungs und ich haben vor der Tanke zunächst Fußball gespielt, dann noch Eis gegessen, einen Frosch betrachtet - und irgendwann konnten wir weiterfahren. Ok, „irgendwann“ ist übertrieben. Ging schon recht flott – vor allem im Kontext eines Ladevorgangs an einem 11kW Ladepunkt, den wir auch mal versucht haben. Mit der Prognose nach 7+ Stunden voll zu sein. 😊
Empfohlen von LinkedIn
⚡ Mein Fazit: Nach Polen elektrisch reisen ist definitiv eine Herausforderung und bei weitem nicht so einfach wie bei uns oder wie das konventionelle Tanken. Elektrische Autos sind hier noch nicht sehr weit verbreitet. Aber auch in Polen wird in den nächsten Jahren viel passieren. Die Pläne sind ambitioniert.
⚡ Zum Protokoll: Gefahren bin ich mit einem Ioniq 6. Klasse Fahrzeug, bissel mehr Platz im Kofferraum wäre schön. Geht aber nicht. Wegen Stromlinienform. Sagt Hyundai. Bei 100% Batterie sind es realistisch knapp 500km Reichweite, bei 80% knapp 400km. Von 10% auf 80% wird in knapp 18 Min. an einer 300kW Ladestation geladen. Alles sehr, sehr ordentlich. Das Fahrwerk komfortabel und trotzdem sportlich, längsdynamisch mit 325PS erstaunlich gut gehend, querdynamisch noch erstaunlicher, nämlich sehr gut gehend. Sehr wenig Seitenneigung in den Kurven, recht präzise, Lenkung könnte etwas direkter sein. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.