Enexion – Weekly zum Energiemarkt KW 37
In der zurückliegenden Woche erwarteten die Märkte mit Spannung die Beschlüsse der EU-Kommission zu den Notfallmaßnahmen und deren Auswirkungen auf die Energiemärkte. Im Spannungsfeld zwischen Energiekrise und möglichen Markteingriffen tendierten die Preise für Strom und CO2 daraufhin seitwärts und warteten auf weitere Impulse. Der Preis für Emissionsrechte konnte zuletzt jedoch wieder zulegen. Ausschlaggebend war ein EU-Statement, nach dem keine Eingriffe in den Emissionsmarkt geplant seien. Sollte dies offiziell bestätigt werden, könnten Investoren zurück in den Markt drängen und durch starke Zukäufe den Markt weiter nach oben treiben. Eine ähnliche Preisbewegung zeigte der Strommarkt. Die Preisbewegung zeigte, dass der Strommarkt auf weitere Impulse der EU wartete und durch den Gaspreis beeinflusst wurde. Die im EU-Entwurf angekündigten Maßnahmen, u.a. eine Erlösobergrenze von 180 €/MWh für Stromerzeuger, konnten den Markt nicht zufriedenstellen und für Entspannung sorgen. Der Kohlemarkt bewegte sich zuletzt ebenfalls seitwärts. Eine weiterhin hohe Kohleverstromung und die Erwartung vor möglichen Auswirkungen der EU-Reformpläne auf die Kohlenachfrage sorgten für einen uneinheitlichen Markt mit geringen Preisbewegungen.
Der Strommarkt zeigt sich unzufrieden mit den Beschlüssen der EU-Kommission zur Bekämpfung der Energiekrise. Die grundsätzliche Unsicherheit der Marktteilnehmer ist geblieben, denn ob die beschlossenen Maßnahmen (u.a. Reduktion der Stromnachfrage, Abschöpfung von Zufallsgewinnen und Einführung eines Solidaritätsbeitrags) erfolgreich sein werden und ob weitere Markteingriffe folgen, ist ungewiss. Die Erlösobergrenze für Stromerzeuger stellt einen Eingriff in das Marktdesign mit unbekannten Auswirkungen dar. Einige Marktteilnehmer sehen dies gar als „Todesstoß“ für den Terminmarkt an, da somit langfristige Hedging-Strategien nicht mehr möglich seien. Generell wird es um die konkrete Ausgestaltung des Entwurfes der EU-Kommission gehen und ob innerhalb der nächsten 14 Tage eine für alle EU-Mitgliedstaaten einheitliche Methode gefunden wird. Finalisiert werden die Maßnahmen auf der anstehenden Dringlichkeitssitzung der EU-Energieminister am 30. September.
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Für den Gasterminmarkt war in der letzten Woche der Stromterminmarkt und die politischen Entwicklungen der EU mit Maßnahmen gegen die derzeitige Energiekrise ausschlaggebend. Am Rohölmarkt hingegen legte der Preis für Brent Crude Öl nur leicht zu, die Reduzierung der Förderung, durchgesetzt von Saudi-Arabien Anfang des Monats in der OPEC+ Gruppe wirkte leicht preisunterstützend. Diese Bewegung wurde verstärkt durch die Vermutungen der Marktteilnehmer, dass Rohöl in Europa im Falle eines Gasmangels einen erhöhten Bedarf erfahren könne. Diese Gewinne wurden jedoch begrenzt durch schlechte US-Wirtschaftsdaten und der Sorge, dass die Nachfrage weltweit geringer ausfallen könnte, einerseits durch die Corona-Politik in China, andererseits durch die wirtschaftliche Abschwächung. Für den Gasterminmarkt setzte auch über die Woche eine Seitwärtsbewegung weiter fort. Verluste zu Beginn, ausgelöst durch die Spekulationen im Vorfeld des EU-Energieministertreffens und der Vorschläge zu dem Stromterminmarkt und -verbrauch, wurden später durch Zugewinne, als die ausgearbeiteten Vorschläge durch die EU-Kommission vorgestellt wurden, wieder aufgeholt. Zwar waren Eingriffe an den Stromterminmarkt vermutet worden, diese sind jedoch geringer ausgefallen als das, was die Marktteilnehmer ursprünglich vermutet hatten. Es existierte damit immer noch eine Unsicherheit, ob die Energiekrise damit überwunden werden könne. Der Gasterminmarkt legte damit in der Woche unter erhöhter Volatilität nur marginal zu.
Auch in dieser Woche ist eher mit einer Seitwärtsbewegung bis leicht positive Bewegung zu rechnen. Temperaturprognosen gehen zwar noch von einem überdurchschnittlich warmen September aus und damit einen späteren Start der Heizperiode. Dennoch wird mit Mitte des Winters bereits mit durchschnittlichen Temperaturen gerechnet, die einen erhöhten Verbrauch im Gas nachziehen könnten. Ohne weitere Mengen und politischen Bewegungen den Verbrauch einzuschränken ist das Risiko einer Mangelsituation immer noch gegeben.