Entwicklungsland Deutschland
Wenn man die deutsche Presse rund um die Thematik Glasfaser-Ausbau und Breitbanderschließung verfolgt, könnte man den Eindruck gewinnen, dass es in Deutschland richtig voran geht. Betrachtet man dagegen die Faktenlage stellt sich schnell Ernüchterung ein. Ein ganz wesentlicher Aspekt in diesem Zusammenhang ist das „Wording“ in den Berichterstattungen.
Wenn man die deutsche Presse rund um die Thematik Glasfaser-Ausbau und Breitbanderschließung verfolgt, könnte man den Eindruck gewinnen, dass es in Deutschland richtig voran geht. Betrachtet man dagegen die Faktenlage (siehe Grafik) stellt sich schnell Ernüchterung ein. Ein ganz wesentlicher Aspekt in diesem Zusammenhang ist das „Wording“ in den Berichterstattungen.
Was genau verbirgt sich hinter „schnelles Internet für XXX“ oder „der Breitbandausbau in XXX schreitet voran?“ Was genau verbirgt sich hinter Hybrid-Lösungen, Koax-Glasfaser Netzen etc.? Was ist unechte Glasfaser, wenn mit echter Glasfaser geworben wird?
Luftblasen und Wort-Hülsen regieren die öffentliche Diskussion und führen nur zu einem Resultat: Die Telekom melkt weiter die DSL-Kupfer-Kuh und Deutschland bleibt in Sachen Glasfaserausbau europäisches Entwicklungsland.
Der Kabelmarkt macht was er will und gehorcht dabei ausschließlich den Gesetzen der Wirtschaft. Kapitalgesellschaften sind nun mal keine gemeinnützigen Vereine und CEOs keine natürlichen Nachkommen von Sankt Martin.
Die Liberalisierung des deutschen Kabelmarktes war sicher gut gemeint, hat sich jedoch zwischenzeitlich mehr als überholt. Postleitzahl-Monopole sind eher der Standard als die Ausnahme. Mit der anstehenden Unity-Übernahme durch Vodafone nimmt die nächste Episode ihren Lauf. Naiv ist wer glaubt, dass irgendeine europäische oder deutsche Institution die Reise aufhalten wird. Eine Öffnung der Netze (Open Access) wird es erst geben, wenn niemand mehr da ist, der diese nutzen könnte. Die Politik ist nicht einmal in der Lage die wirklich relevanten Fragen zu formulieren um ggf. eine sinnvolle Regulierung veranlassen zu können.
Für uns als Kunden gilt es die 19,99€/“Geiz ist geil“ - Mentalität abzulegen und zu erkennen, dass dieses „Schnäppchendenken“ nur geliehen sind. Auf mittlere Sicht werden wir uns an deutlich höhere Gebühren gewöhnen müssen. Ein Blick ins europäische Ausland oder in die USA vermittelt einen ersten Eindruck, was auf uns zukommen wird. Der Infrastrukturausbau in Glasfaser ist alternativlos um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und den damit verbundenen Wohlstand in Zeiten der Globalisierung aufrecht zu erhalten. Deshalb ergeben irrationale Preisdiskussionen keinen Sinn.
Niemand der heute ein neues Haus baut erwartet ernsthaft, dass dieses billiger oder gleichteuer ist wie ein vergleichbarer Altbau. Warum sollten dann neue Glasfaser-Netze billiger oder gleich teuer sein wie Kupferkabel, dass seit über 30 Jahren „verbuddelt“ und schon 3x abgeschrieben ist.
Es gilt sich schlau zu machen und rechtzeitig die strategisch richtigen Schritte einzuleiten, um zukünftig zumindest noch Gestaltungsmöglichkeiten und Versorgungsalternativen nutzen zu können.
Eine eigene letzte Meile oder offene Netze sind in diesem Zusammenhang sicherlich nicht hinderlich…