EQ emotionale Intelligenz

EQ emotionale Intelligenz

Gedanken zum Artikel von Ingrid Gerstbach:

„An diesen 10 Zeichen erkennen Sie, dass Sie unbedingt an Ihrem EQ arbeiten sollten“

Veröffentlicht am 11. Februar 2019 in LinkedIn

Erst einmal Dank an Frau Gerstbach, für diese schöne, knackige Zusammenfassung. Ihre 10 Zeichen habe ich für mich reflektiert. Wenn ich sie ein wenig weicher formuliere, muss ich mir eingestehen, dass Sie alle zutreffen.

 

1.          Ich treffe manchmal Annahmen, die ich vehement verteidige

2.          Manchmal gebe die Verantwortung für meine Gefühle an andere ab

3.          Ich kennen nicht all meine Trigger

4.          Ich habe Schwierigkeiten Grenzen zu setzen

5.          Ich habe ein begrenztes emotionales Vokabular

6.          Ich bin manchmal schnell beleidigt

7.          Ich gebe nicht alle Fehler zu

8.          Ich fühle mich öfter missverstanden

9.          Ich kann Ärger und Wut nicht immer loslassen

10.       Ich zeige oft keine Gefühle

 

Also sollte ich an meinem EQ arbeiten. Wie geht es Ihnen damit? Ja tatsächlich schadet mir das nicht. Aus über 20 Jahren Führungserfahrung konnte ich erfahren, welch wichtiger Erfolgsfaktor emotionale Intelligenz ist. Je besser wir andere Menschen verstehen, in ihrer Andersartigkeit akzeptieren und wertschätzen, desto mehr Vertrauen werden wir aufbauen. Wie geht das? Meiner Erfahrung nach nur über Reflexion und Selbsterkenntnis. Erst wenn ich mich selbst verstehe, dabei aber gleichzeitig auch wertschätze, kann ich andere verstehen und wertschätzen.

Die ersten 15 Jahre unseres Lebens sind wir relativ abhängige Menschen. Abhängig von liebevollen körperlichen Berührungen, Anerkennung, mentaler Beschäftigung und materieller Versorgung. Meine Eltern haben Ihr Bestes gegeben und verdienen meine Dankbarkeit. Aber in dieser Zeit habe ich viele Kompromisse geschlossen und mir Verhaltensmuster angeeignet, um all diese Bedürfnisse zu stillen. Wenn ich sie nicht bekommen habe, war ich verletzt. Manches habe ich verdrängt. Viele dieser Verhaltensmuster und Verletzungen sind immer noch abgespeichert und automatisiert. Dadurch lösen Situationen, die mich an diese Konditionierung erinnern, starke Gefühle aus. Das automatisierte Verhaltensmuster läuft dann ab. Frau Gerstbach nennt diese Situationen Trigger. Auch wenn ich beleidigt oder verletzt bin, triggert mich irgendetwas. Wenn ich anderen Gefallen will, Anerkennung brauche, fällt es mir schwer Fehler zuzugeben und Grenzen zu setzten. Wie oft ertappe ich mich dabei einen Glaubenssatz oder eine Einstellung kritiklos übernommen zu haben.

Solange ich diese Gefühle nicht bewusst wahrnehme, annehme und andere Verhaltensweisen geübt habe, handle ich automatisch und nicht frei. Dann reagiere ich und agiere nicht. In meiner Sozialisierung lernte ich genauso wie viele andere Menschen meine Gefühle zu unterdrücken. Das betrifft vor allem uns Männer; "Ein Indianer kennt keinen Schmerz, sei keine Heulsuse und kein Weichei" hat bestimmt ein Großteil von uns schon oft gehört. Im Film sind die Helden immer souverän, cool. Zeigen sie Gefühle? Wir haben gelernt durchzuhalten, stark zu sein, gut zu funktionieren und unseren Verstand zu gebrauchen. Unsere Herzintelligenz, da ist der EQ ein Teil davon, blieb leider unterentwickelt. 

Wir können das nachholen. Meiner Erfahrung nach sind 3 Dinge besonders wichtig:

  1. Gefühle wahrnehmen
  2. Selbstliebe
  3. Disziplin

Meine Gefühle wieder bewusst wahr zunehmen, war und ist ein Schlüssel um meine Verhaltensmuster zu verstehen. Erst durch das Wahrnehmen meiner Gefühle erkenne ich, dass jetzt gerade ein Automatismus ablaufen will. In diesem Moment brauche ich eine gute Portion Selbstliebe, um genau hineinspüren zu können und den Automatismus als etwas, das zu mir gehört, annehmen zu können. Schwierig sind Automatismen, für die ich mich schäme. Die möchte ich nicht gerne ansehen. Erkennen und Annehmen sind große Schritte, führen aber noch nicht zur Verhaltensänderung. Jetzt brauche ich Disziplin um ein anderes Verhalten zu üben, zuerst mental und emotional und dann "live" mit einfachen Situationen beginnend.

Ich persönlich hätte vieles ohne professionelle Hilfe nicht alleine geschafft. Auch das was ich noch erkennen und lernen darf, werde ich alleine nur bedingt lösen. 

Gerade Führungskräfte, denen die Verantwortung für die Führung von Menschen anvertraut ist, brauchen Unterstützung um diese innere Arbeit zu leisten. Wie oft agiert der kleine Junge oder das kleine Mädchen? Haben wir nicht oft den Eindruck die Firma ist ein Kindergarten? Angst ist hierbei unser einziger Gegner. Wieviel Leid, Frust, Ineffizienz, Krankheit würde das vermeiden?

Monika Eleonore Schilling

KMU Business Coaching | Social Entrepreneurship, agile Leadership & Organisationsentwicklung

5 Jahre

Vielen Dank, Herr Berger. Die persönlichen Fragezeichen bei der Beantwortung der zehn Aussagen wahrzunehmen und dann die eigenen Lernaufgaben anzunehmen, bekommt für mich dann erst richtig Dynamik, wenn wir sie mit der Frage nach "Wie will ich denn eigentlich denken, handeln und fühlen?" verbinden. .

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