Erfahrung: Einkaufen in der großen Stadt
Unser Content-Manager Wolfgang erzählt von seinen Shopping-Erfahrungen

Erfahrung: Einkaufen in der großen Stadt

In Zeiten von Pandemien und des Hochgeschwindigkeitsinternets sind richtige Shopping Trips zur Seltenheit geworden. So selten, dass man inzwischen eine kleine Freundschaft zu seinen Paketboten pflegt und über Familie und Kinder spricht. Hin und wieder jedoch ist der Ruf der großen Filialen und Geschäfte in der Großstadt zu stark. Also packt man Kind und Kegel ins Auto und fährt in die große Stadt. Ja, so ist das auf dem "Land".

Wolfgang Holzhauser berichtet über seine Shopping-Erfahrungen.

Der Onlineshopper auf Reisen

Als Gewohnheitstier (und damit fleißiger Kunde der großen Onlinehändler) juckt es schon bei der Fahrt in den Fingern endlich mal wieder Produkte live zu erleben. Die Pläne werden gedanklich geschrieben und festgezurrt: Neues technisches Spielzeug sehen, vielleicht nach der neuen und oft vergriffenen Spielkonsole schauen, ein neues Buch finden und vielleicht sogar ein paar neue T-Shirts ergattern. Kombiniert mit den Vorstellungen der restlichen Familie könnte es ein langer Tag werden. Aber was solls. So oft kommt man heute auch nicht mehr zum Bummeln.

Angekommen in den Hallen des Konsums führt der Weg des Reisetrosses, samt Kinderwagen und einem schweren Rucksack, von Laden zu Laden. Ähnlich biblischer Erzählungen nach, wenn auch nicht auf Herbergssuche, dafür auf der Suche nach Dingen die man braucht oder zumindest Dingen, die man will.

Wie eine Spinne auf LSD

Würde man eine GPS Route für den Trip anlegen, es würde wohl moderner Kunst am ehesten entsprechen. Mit wirren Linien, die sich teilweise überschneiden, dort wo Mützen vergessen wurden oder Snacks spontan doch nicht schmecken und in Eis getauscht werden muss. Oder anders gesagt: Der übliche Wahnsinn des Alltags stülpt sich mit der eigenen Ankunft über die Shoppingmeile und kombiniert sich mit dem wilden Leben der anderen Menschen zu einem Mix aus Lautstärke, Gerüchen und Enge. Was gibt es Schöneres?

Weniger schön ist die Erfahrung wie abgeschnitten viele große #Händler und ihre Filialen vom weltweiten Netz sind. Umströmt von lauten Menschenmassen wirken sie so wie einsame Inseln, die man nur entdecken kann, wenn man zufällig über sie hinweg fliegt. So auch der angepeilte Fachhändler für Technik und Technik-Spielereien. Bereits im Vorfeld hat man sich über neue LED-Beleuchtungen fürs Homeoffice informiert, Angebote geprüft und Testberichte gelesen. Und jetzt würde man das Produkt einfach mal gerne in der Hand halten und vielleicht sogar erleben. Zudem muss ein Spielzeug der großen Tochter ersetzt werden, welches einfach zu früh in den Haushalt kam und den Herausforderungen und auch der Benutzerin nicht gewachsen war. Ob all das im Laden vorrätig ist? Keine Ahnung, der Besuch ist auf gut Glück, da im Netz keine Informationen über Verfügbarkeiten existieren.

Aber wenigstens gibt es ein Coupon-Heft am Eingang. 

Dann bestell doch im #Internet!

Nach kurzer Suche findet man zumindest das Spielzeug der Tochter. Oder besser gesagt: zwei Kartons davon. Ohne Preisschilder und ohne weiterführende Informationen. Erst nach ein bisschen Überredungskunst willigt ein demotivierter Verkäufer ein, eine Preisauskunft zu erteilen. Dafür nimmt er einen der beiden Kartons mit, läuft durch die gesamte Ladenfläche, vorbei an Wühltischen voller Powerbanks und USB-Sticks, links neben den Beuteln mit Kaffeebohnen hin zur Kasse. Dort scannt er den Karton und sagt: “99,99 Euro”. Aus einem genervten Lächeln wird ein ungläubiger Blick. Kann es wirklich sein, dass der #Einzelhandel mehr als 20 Prozent teurer ist, als die Konkurrenz? Schnell zeigt man dem Mitarbeiter ein Angebot im Netz und fügt etwas schnippisch “inklusive Versand!” hinzu.

Um die eigenen Lippen beginnt sich ein neues Lächeln zu bilden, in dem Wissen, dass es sicher den Wunsch gebe, sich diesem Preis anzugleichen. “Dann bestellen sie da.”

Kurz fragt man noch nach der LED-Technik, doch nach einer kurzen Auskunft, die sich mit “Nö” zusammenfassen lässt, verlässt man das Geschäft. In der Hand noch das Coupon-Heft aus dünnem Recyclingpapier, aus dem man schnell eine Seite reißt, um dem jüngeren Spross ein Stück Breze aus dem Mundwinkel zu fischen. Für den technikbegeisterten Patriarchen der Familie ist der Ausflug ab diesem Punkt zu Ende, für die Familie beginnt sie jedoch erst. So schwappt die Reisegesellschaft in die nächste Filiale, einem Buchhändler. Während Frau und Kinder über eine wirklich gut ausgestattete Abteilung mit Kinderbüchern herfallen, steht man selbst vor einem einzigen Regal mit einer mageren Auswahl von Science Fiction Büchern. Der Lieblingsautor hat es nicht einmal bis hierhin geschafft. Und das ist trotz der zugegebenen Nische, die man selbst sehr liebt, bezeichnend. Gerade in dem Wissen, dass das neue Buch vor wenigen Tagen auf den deutschen Markt kam. Auf Nachfrage nach dem stellaren Machwerk blickt man in fragende Augen einer Verkäuferin. Hastig tippt sie Namen und Daten in ihren Computer, begleitet von den Worten “Heute ist das System wieder langsam…”

Am Ende empfiehlt sie, das Buch doch online zu bestellen. Wenige Minuten später landet ein E-Book aus dem Playstore von Google (und nicht vom Händler) auf dem Handy.

Nicht alles ist schlecht

Doch es wird besser, denn im Kinderwagen liegt eine Retoure, welche direkt in der Filiale eines großen Modehändlers abgegeben werden kann. Schnell wird ein QR-Code gescannt und der Prozess ist erledigt. Einfach, schnell und bequem. Und weil man schon einmal da ist, gibt es für die Tochte noch zwei Shirts einer bekannten Marke von Disney, die mit Eis, Schnee und einigen wirklich gemeinen Ohrwürmern zu tun haben. Und auch der eigene Kleiderschrank freut sich über ein paar neue Mitbewohner. Immerhin.

Am Ende des Tages blickt man mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge auf den Ausflug ins Konsumzentrum. Auf der einen Seite war der Service in vielen Bereichen enttäuschend und am Ende profitieren Amazon und Google mehr von dem Ausflug als die Händler, die teure Mieten und Pachten für ihre Geschäfte bezahlen müssen. Auf der anderen Seite war der Tag zumindest für den eigenen Geldbeutel schonender als am Morgen angedacht. Hätten die Verkäufer*innen mehr Informationen besessen und auf diese auch noch zurückgreifen können, wären Artikel und Waren transparent als Bestände im Netz und hätte sie sich sogar reservieren lassen: es wäre ein anderer Tag geworden.

Und man selbst würde vielleicht lieber Einkaufen fahren.

So wird der nächste Shopping Trip wohl wieder auf der Couch stattfinden, während auf dem zugegeben großen Fernseher eine Heimpremiere flimmert. Aber das ist ein anderes Thema.

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