In Ergänzung zu Immanuel Kants Satz aus "Was ist Aufklärung?"
Der folgende Text erscheint mir notwendig, gerade auch in der heutigen nebligen Debatte um gegenwärtige Politik und bürgerlichem Engagement für Freiheit, Gerechtigkeit und Wahrheit:
Aufklärung ist der Beginn und die kontinuierliche Fortsetzung einer sich selbst schulenden Mündigkeit, die ebenso kontinuierlich der selbstverschuldeten Unmündigkeit zu entgehen sucht, indem sie auf wirklich Eigenes zurück findet und die Phrasen und Zitate anderer überwiegend hinter sich gelassen hat, durch Transzendenz und Einsicht in die Erkenntnis des Zeit umfassenden Augenblicks der Stille und des Friedens von Wahrheit in Wahrhaftigkeit.
Diese Person und innere Haltung wird sich also keine Phrasen und Zitate anderer auf die Fahnen schreiben (müssen), sondern durch authentisch eigenmächtiges Denken zu menschlichen und ausgewogenen Worten, Beschreibungen, Handlungen und Entscheidungen finden. Dass dies nur unter einer demokratischen Welt gelingen kann ist ihm offensichtlich. Dabei ist es weniger wichtig zu wissen, ob er oder sie sich politisch, gesellschaftlich, kulturell oder philosophisch engagieren. Die demokratische Grundlage ist die unabdingbare Basis, dass der damit verbundene freie Geist der Menschlichkeit gedeihen kann und eine sich selbst schulende Mündigkeit möglich sind und gefahrlos verwirklicht werden können.
Die Einverleibung von Phrasen und Zitaten anderer und deren Fahnen schwenkende dreiste Selbstbewusstheit, werden von der sich selbst schulenden Mündigkeit erkannt werden können und damit entlarvt werden. Die sich selbst schulende Mündigkeit ist zudem mit einer Demut vor der Geschichte und Gegenwart verbunden und kein rein geistig wirkendes und zu erkennendes Gut und Weise einer Person oder inneren Haltung. Denn die damit verbundene Herzenswärme und Seelentiefe, werden sich nicht in Treuseligkeit oder Weichheit äußern, sondern durch die gerade Linie des empathisch-rationalen Narrativ der Suche nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit, Erkenntnis und Verstehen. Dies bedeutet auch eine Verteidigung der Demokratie und eine Arbeit hin zur Erhöhung der Güte der demokratischen Gesprächskultur.
Was dagegen die selbstverschuldete Unmündigkeit tut, dessen wird sich die sich selbst schulende Mündigkeit widmen und nicht nur die Leidenschaft des Fragens, Zuhörens, Antwortens und In-der-Schwebehaltens praktizieren, sondern auch sich dem Gegenwind widmen, die er und sie den anti-demokratischen Gesinnungen und resignativen, revoltierenden, revolutionären und destruktiven Denkweisen und Andeutungen zuführen wird, die der Würde des Menschen abträglich sind und die demokratische Basis zu zerrütten suchen.
Die Konstruktivität und Menschlichkeit, das Interesse an Erkenntnis und Wahrheit, die aufrichtige Suche zwischen Stille und Wort, das Fragen und Schauen, was wirklich ist, sind die führenden inneren Haltungen der sich selbst schulenden Mündigkeit. Doch da ihr die Worte nie völlig genügen, wird die sich selbst schulende Mündigkeit dem eben genannten Fragen entgegen bringen wollen und daher in der Haltung der sich selbst schulenden Mündigkeit nach einem eigenen Verständnis des Gesagten suchen und sich dabei bewusst sein, dass es sich beim Eigenen nicht um beliebige oder willkürliche Ausformulierungen von eigenem Denken handelt. Sondern um eine echte, innerliche Wahrhaftigkeit der Suche nach Erkenntnis und Vertrauen.
Fragen sind ihr daher unabdingbar, denn über das Fragen finden Öffnungen statt, die das Vertrauen und die Freiheit erst ermöglichen, die den Frieden und damit die Liebe erst ermöglichen sich entfalten zu können, da dies nicht voneinander zu trennen ist und sich gegenseitig bedingt und befruchtet.
Wer die Früchte der Aufklärung nicht nur genießen möchte, sondern sie unterstützen möchte, sie erst einmal zu säen, sowie dabei helfen möchte zu wachsen und zu gedeihen, kommt um die sich selbst schulende Mündigkeit nicht herum. Und wer den Frieden und die Liebe in der Welt sehen möchte und an der allmählich zunehmenden Gerechtigkeit mitarbeiten möchte, der kann in der sich selbst schulenden Mündigkeit zu einer inneren Haltung der Geradheit, Aufrichtigkeit und Entschiedenheit finden, die so wertvoll nicht nur für sein persönliches Glück ist, sondern für das Glück der ganzen Menschheit.
Und diese ganze Menschheit wird der Prüfstein sein für solche, die sich die Aufklärung lediglich auf die Fahnen geschrieben haben werden. Denn es ist zu beobachten, dass solche Leute die Haltung einer globalen Perspektive verneinen und sogar bekämpfen, die also zu noch keiner ausgewogenen Erkenntnis und Fragebewältigung zwischen lokalen, nationalen Bedürfnissen, einerseits, und globalen, internationalen Notwendigkeiten und Bedürfnissen, andererseits, gefunden haben. Aber die sich selbst schulende Mündigkeit wird hier die Erkenntnis verstanden haben, was eine moderne Entwicklung benötigt und wo zwischen den Polen der lokalen-globalen, sowie nationalen-internationalen Anliegen zu arbeiten ist und welche vielschichtigen und komplexen Zusammenhänge dabei zu berücksichtigen sind.
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Die selbstverschuldete Unmündigkeit wird den einfachen Weg anpreisen und die Phrasen einverleiben und zu übernehmen tendieren, die sich eine sich selbst schulende Mündigkeit erarbeitet haben wird und in wahrhaftige Erfahrung und Erkenntnis hat bringen können.
Es ist daher ein dauerndes Unterfangen damit verwoben und eine Aufrichtigkeit vonnöten, die der kontinuierlichen Suche nach dem wirklich Sinnigen nicht vorzeitig den Abbruch beschert. Denn die Bescherung eines Endes des Fragens, die eine Suche auszeichnet, ist der Beginn der selbstverschuldeten Unmündigkeit. Eine sich selbst schulende Mündigkeit wird die Fragen suchen, die es benötigt, um Vertrauen und Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit, sich entwickelnd in die Welten zu bringen, um dort daran zu arbeiten, sie konstruktiv weiter zu entwickeln.
Was also ist Wahrheit? Was Freiheit? Was heißt Wirklichkeit? Wo sind Fakten Fakten? Und wo und warum werden Fakten auf welche Weise erfunden, geleugnet, ignoriert und verachtet? Wann ist der Mensch zufrieden? Und wieso ist er unzufrieden? Welches ist der Friede nach dem er und sie suchen? Welches ist die Beziehung zwischen Schuld und Macht? Wo wird die Beschuldigung anderer zu einer Machtfrage? Und wie wird das Prinzip Schuld missbraucht? Wo und wann beginnt die Schuld Schuld zu sein? Und wo und wann ist Schuld einem Unwissen und einer Bedürftigkeit zu hassen verbunden? Wo und wann ist der Mensch schwach? Und wie kann er stark werden? Was heißt Größe? Was heißt Wille? Worin liegen seine Kleinheit und Größe miteinander in Beziehung? Und was bedeutet das für die Schuld? Wo findet das Prinzip und die Erkenntnis des Weder-noch, des Sowohl-als-auch und des Entweder-oder ihre Anwendung? Und wie werden diese Prinzipien missbraucht, um die Demokratie, die Freiheit, das Vertrauen und die Liebe zu zerrütten? Wo, wann und warum täuscht sich der Mensch und greift zum gewalttätigen Prinzip der Schuld?
Diese Fragen ließen sich leicht fortsetzen. Wer mag sie zu beantworten suchen? Daran wird sich messen, wer bequem und selbstverliebt in der selbstverschuldeten Unmündigkeit ruht -- oder wer sich schon aufgemacht hat die sich selbst schulende Mündigkeit zu ergründen.
Denn die kontinuierliche Suche der sich selbst schulenden Mündigkeit, entspricht nicht lediglich einer Position, sondern einer sich entwickelnden Position der Bewegung zu umfassenderer, gegründeter und verlässlicher Erkenntnis und Wahrheit. Schon aus diesem Grunde wird diese Bewegung der sich selbst schulenden Mündigkeit keine Fahnen, Zitate oder Phrasen vor sich her tragen (wollen), da sie in der gegenwärtigen und augenblicklichen Bewegung von Leben, Geist, Seele und Wahrhaftigkeit ruht. Und dies ist ein Paradox (ein nur scheinbarer Widerspruch), das Paradox der Bewegung in Ruhe und der Ruhe in Aktion, das Paradox der Freiheit in Bedingung und der Stille des Wortes - und das Paradox der Frage in der Antwort und des Friedens in der Welt.
Daher ist die Differenzierung zwischen der selbstverschuldeten Unmündigkeit und der sich selbst schulenden Mündigkeit so wichtig und so dringend geboten. Denn der Frieden in der Welt wird von ihrer Verwirklichung und Vereitelung bedingt sein.
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